Hagen. Lichtblick im Brandhaus in Hagen: Die Heizung läuft wieder. Doch nach wie vor gibt es keinen Strom. Und die Post verweigert die Briefzustellung.
Eine Woche nach dem verheerenden Brand im Keller sind die Bewohner des Hochhauses in Hagen-Kabel noch immer ohne Strom. Sobald die Dämmerung hereinbricht, wird es dunkel in den 72 Wohnungen, deren Mieter sich mehr schlecht als recht behelfen müssen. „Es gibt mehrere, die sich ein Notstromaggregat angeschafft haben“, berichtet Hans-Jürgen Knapp (73), der mit seinem Auto nicht mehr aus der Garage kommt, weil der elektrische Antrieb nicht funktioniert.
Immerhin funktioniert seit Donnerstag die Heizung wieder, die Menschen haben es zumindest wieder warm in ihren eigenen vier Wänden und müssen nicht mehr in Mantel und Mütze zu Bett gehen. Die Kripo hat ihre Ermittlungen vor Ort abgeschlossen und den Keller wieder freigegeben. Über die Brandursache kann die Polizei nach wie vor keine Angaben machen.
Viele Vorräte sind vergammelt
In der Nacht zum 4. Januar hatte ein Feuer den Keller des Hauses verwüstet, anschließend musste die zentrale Stromversorgung aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Die Bewohner waren ohne Strom, ohne warmes Wasser und ohne Heizung. Die Vorräte in Gefrierfächern und Kühlschränken vergammelten. „Wir haben mehrere große Taschen mit Lebensmitteln wegwerfen müssen“, berichten die Schwestern Melanie und Ramona Baumöller.
Das Angebot der Stadtverwaltung, vorübergehend in ein Hotel zu ziehen, hat die Familie abgelehnt. „Das geht nicht, wir haben Haustiere.“ Wie die Stadt Hagen mitteilte, nehmen derzeit nur 17 Bewohner des riesigen Hauses das Angebot wahr, auf Kosten der Stadt in einer anderen Unterkunft zu bleiben. „So lange in dem Haus kein Strom ist, bringen wir die Betroffenen unter“, versichert Franziska Michels, Sprecherin der Stadtverwaltung.
Doch die Verunsicherung ist groß unter den Bewohnern, viele haben offenbar die Sorge, dass sie auf den Kosten für ein Hotel oder eine Ersatz-Wohnung sitzen blieben würden. So erzählt Jordan Parnshev, er habe mit seiner vierköpfigen Familie drei Nächte im Hotel verbracht und selbst dafür bezahlen müssen: „Jetzt sind wir in unsere Wohnung zurückgekehrt. Es ist frustrierend.“
Immobilienunternehmen aus Luxemburg
Das Haus gehört der Adler Group, einem luxemburgischen Immobilienunternehmen, das in den vergangenen Jahren zahlreiche negative Schlagzeilen gemacht hat. Auf eine Anfrage unserer Zeitung, wie es denn nun weitergehen soll in dem Brandhaus und wann die Stromversorgung wieder hergestellt werde, antwortete die Firma bislang nicht. Mitarbeiter eines Elektrobetriebs aus Bochum waren vor Ort, konnten oder wollten aber ebenfalls nicht mitteilen, wann der Strom wieder fließen werde.
Mehr aus Hagen und Breckerfeld
- Schnee in Hagen: So ist die Situation am Freitag
- Wetter-Experte: Das erwartet uns in den nächsten Tagen
- Kultur-Chef im Werkhof entlassen: Ein riskanter Schritt
- Schon gemerkt? Keine Grüne Welle auf Hauptstraßen in Hagen
- Wetter in Hohenlimburg: Schneemann steht, Kneipe bleibt zu
- Phoenix: So kommt die neue Bezahlkarte an
- Neues im Ring 1: Was sich am Traditionsstandort tut
- Eintracht-Fan Phil (4) braucht dringend einen Spender
- Vögel in Hagen: Virus gefährdet Amsel-Population
- Grundsteuer: Was die Bescheide für die Bürger bedeuten
Der heimische Energieversorger Mark-E, der das Haus nach dem Feuer auf Anordnung des Ordnungsamtes vom Stromnetz genommen hatte, bekräftigte, das Gebäude werde erst dann wieder mit Strom versorgt, wenn Reparaturarbeiten und Instandsetzung „vollständig durchgeführt“ worden seien.
Post stellt keine Briefe mehr zu
Nach wie vor zieht ein ausgesprochen unangenehmer Brandgeruch durch Teile des Hauses. Die Post hat deshalb im Eingangsbereich per Aushang bekannt gegeben, dass es aufgrund der starken Geruchsbelästigung nicht möglich sei, den Bewohnern ihre Post zuzustellen. Briefe könnten aber gegen Vorlage eines gültigen Ausweises in der Filiale in der Schwerter Straße abgeholt werden.
Kein Licht, kein Aufzug, keine Türklingel, kein Garagentor - Hans-Jürgen Knapp, der seit über 40 Jahren in der Steinhausstraße lebt, fragt sich, wie lange es noch weitergehen soll ohne Strom. „Ich komme derzeit bei einer Bekannten unter“, sagt er. Er wird weiter versuchen, das Garagentor mechanisch zu öffnen, damit er wenigstens sein Auto wieder nutzen kann.