Hagen. Für die Bewohner des Hochhauses in Hagen-Kabel erwies sich der Kellerbrand am Freitag als verheerend. Seit Tagen sind die Menschen ohne Strom.

Schwarze Streifen an den Wänden im Hausflur, Altpapier und Bretter, vom Winde verweht, in jedem Winkel. Und hinter dem Haus liegt ein Berg verkohlten Mülls auf dem Hof - das riesige Wohnhaus in der Steinhausstraße 107/109 bietet einen trostlosen Anblick.

Und trostlos ist die Situation ja auch, seit Freitagabend sind die insgesamt 72 Wohnungen ohne Strom. „Ich behelfe mir mit Teelichtern und anderen Kerzen“, sagt Peter Borrmann (74), der in einem Appartement in der ersten Etage wohnt: „Es ist so kalt in der Wohnung. Wenn ich schlafen gehe, ziehe ich Jacke und Mütze an.“

So wie Borrmann ergeht es derzeit allen Mietern in dem acht Stockwerke hohen Gebäude. Nach dem Feuer, das am Freitagabend den Keller des Hauses in Kabel verwüstete, musste die zentrale Stromversorgung aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Der heimische Energieversorger Mark-E nahm das Haus auf Anordnung der Feuerwehr und des Ordnungsamtes Hagen vom Netz: „Mehrere Elektrokabel waren durch die Flammen stark beschädigt“, so Andreas Köster, Sprecher von Mark-E.

Der Niedergang eines Wohnhauses

Seitdem fehlt den Hausbewohnern das Selbstverständlichste, das es in den eigenen vier Wänden gibt: Strom. Wenn die Nacht hereinbricht, ist es dunkel im Haus. Und kalt ist es auch, denn die Heizungen funktionieren nicht. Warmes Wasser? Nicht vorhanden. „Es ist das reinste Chaos“, berichtet Dominik Zipp (47), einer der leidgeprüften Bewohner, der seit 22 Jahren hier lebt und eine Menge zu erzählen hat über den Niedergang der Immobilie: „Hier gehen inzwischen Leute ein und aus, die niemand kennt. Der Müll wird einfach im Keller abgelegt oder im Flur gestapelt. Jetzt laufen hier die Ratten herum.“

M. Kleinrensing WP Hagen Feuer
Verkohlte Müllberge, von Feuerwehrleuten während des Brandes auf den Hof befördert. © WP | Michael Kleinrensing

Nach dem Feuer am Freitag hat das Ordnungsamt 13 Personen aus dem Haus eine provisorische Unterkunft in einem Hotel besorgt: „Bezahlt wird der Aufenthalt der Betroffenen durch die Stadt Hagen“, bestätigt Franziska Michels, Sprecherin der Verwaltung. Eine von denen, die dieses Angebot akzeptiert haben, ist Avin Mohammed (40) mit ihrer Familie: „Wir haben Kinder und können nicht in einem Haus ohne Strom bleiben.“

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Die Kripo Hagen hatte die Kellertür nach dem Brand versiegelt, das Siegel wurde aber aufgebrochen. © WP | Michael Kleinrensing

Auch Waldemar Kruschinski (59) musste notgedrungen ausziehen, weil seit Freitagabend der Aufzug nicht mehr funktioniert. Der Mieter aus der dritten Etage ist auf einen Rollstuhl angewiesen und wurde aus pflegerischen Gründen vom Hotel gleich weiter ins Agaplesion Klinikum Hagen gebracht. Kummer ist er gewohnt: „Der Aufzug ist nicht zum ersten Mal defekt. Ich musste schon mal den Rettungsdienst rufen, um in meine Wohnung zu gelangen.“

Die meisten Bewohner sind geblieben

Doch die meisten Bewohner des Hauses weigerten sich, die Offerte der Stadt anzunehmen und ihre Wohnung zu verlassen. Da das Gebäude nicht für unbewohnbar erklärt wurde, können sie auch nicht zum Auszug gezwungen werden. Und es ist ja auch verständlich, dass Menschen wie Bernd Baumöller (67) nicht gehen wollten, schließlich lebt er seit 40 Jahren in der siebten Etage: „Wer garantiert mir, dass ich die Hotelkosten am Ende nicht doch selbst tragen muss?“ Ein Nachbar habe ein Stromaggregat beschafft, das er auch nutzen dürfe: „So kommt man einigermaßen zurecht.“

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Der Eingangsbereich des Hauses bietet nicht gerade einen einladenden Anblick. © WP | Michael Kleinrensing

Wodurch der Brand am Freitagabend entstanden ist, wird möglicherweise nicht zu ermitteln sein. Zwar waren Brandsachverständige der Kripo Hagen vor Ort, doch eine Spur konnten sie bislang nicht entdecken. „Alle Bewohner hatten Zugang zum Keller, das macht die Ermittlungen natürlich schwierig“, berichtet Tim Sendler, Sprecher der Hagener Polizei. Eine glimmende Kippe in einem der Abfallhaufen könnte das Feuer verursacht haben, aber auch vorsätzliche Brandstiftung kann nicht ausgeschlossen werden.

Warten auf die Reparatur

Das Haus gehört der Adler Group, einem luxemburgischen Immobilienunternehmen, das in den vergangenen Jahren zahlreiche negative Schlagzeilen gemacht hat. Auf eine Anfrage unserer Zeitung, wie es denn nun weitergehen soll in dem Brandhaus und wann die Stromversorgung wieder hergestellt wird, antwortete die Firma bislang nicht. Mark-E-Sprecher Köster hat aber schon klargestellt, dass das Haus erst dann wieder mit Strom versorgt werden könne, wenn Reparaturarbeiten und Instandsetzung „vollständig durchgeführt“ worden seien.

Die Stadtverwaltung erklärte, das Haus befinde sich „derzeit“ nicht auf der Liste der Problemimmobilien der Stadt Hagen.