Hagen. Entscheidende Weichenstellungen für die neue Verbindung in Hagen zwischen Eckesey und Altenhagen. Priorität: schnell und günstig.
Noch gehen vier Jahre ins Land, bis die markante Fuhrparkbrücke zwischen Altenhagen und Eckesey abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird. Doch angesichts der üppigen Vorbereitungsarbeiten und der langfristig erforderlichen Abstimmungsgespräche mit der Bahn werden die entscheidenden Weichen für die Ersatzkonstruktion schon heute gestellt. Vor allem in puncto Gestaltung: Die durchaus elegante und stadtbildprägende Bogenbrücke aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird, so der Vorschlag der Verwaltung, durch eine zügig und wenig kompliziert umsetzbare Fachwerkbrücke ersetzt.
In ihrer Gestaltung erinnert diese an den jüngst erst montierten, eher schlicht designten Fahrradsteg an der Volmemündung zwischen Hagen und Herdecke. Allerdings soll es diese Konstruktionsform für die Fuhrparkbrücke auch in ansprechenderer Optik geben - Details sollen zu einem späteren Zeitpunkt beschlossen werden.
„Für die Planung sowie die Anmeldung der Sperrzeiten bei der Deutschen Bahn ist es zwingend erforderlich, eine weitgehende Ausarbeitung der Vorzugsvariante vorzunehmen. Daher benötigt der Wirtschaftsbetrieb Hagen das größtmögliche Zeitfenster, um diese Planung und die Anmeldung der Sperrzeiten entsprechend vorbereiten zu können“, drängt der städtische Fachbereich für Verkehr in den politischen Gremien auf eine Entscheidung in der Ratssitzung in der kommenden Woche.
Fünf Varianten geprüft
Fünf Bauvarianten hat ein externes Ingenieurbüro (Schüßler-Plan) im Auftrag des WBH untersucht, in vier Fällen sind neue Stützen im Gleisbereich erforderlich. Weil die Lage des Bauwerks sich leicht verändern wird und die Lastenberechnungen aus dem Ursprungsbaujahr 1962 heute kaum mehr Gültigkeit haben, werden die vorhandenen Stützen allesamt ersetzt werden müssen. Zudem wird die neue Brücke keine leichte Kurve mehr beschreiben. Die neue Geradlinigkeit eröffnet nämlich die Chance, im sogenannten Vorschubverfahren zu arbeiten, was wiederum die Eingriffe in den Bahnbetrieb deutlich reduziert.
Die reinen Baukosten für diese Fachwerkbrücken-Variante, so eine erste Grobschätzung, liegen bei 18 Millionen Euro. Darin nicht enthalten sind die Bahn-, Planungs-, Voruntersuchungs- und sonstigen Kosten. Insgesamt können offenkundig auch Fördermittel für den kommunalen Straßenbau in Anspruch genommen werden. Allerdings ist dies auch nur bei dieser wirtschaftlichsten Variante möglich – künstlerisch anspruchsvollere Bauvarianten wie bei einer deutlich schickeren Bogen- oder Schrägseilbrücke sind nicht förderfähig. Bei der Abwägung der Brücken-Varianten standen Kriterien wie die Gestaltung der Konstruktion, die verkehrliche Qualität, Herstellung und Bauzeit, Betroffenheit des Bahnverkehrs, der Preis, Erhaltung und Wartung sowie die Umweltverträglichkeit im Vordergrund.
Standfestigkeit gefährdet
Für die Standfestigkeit des bestehenden Stahlbeton-Kolosses, der über eine Länge von 160 Metern etwa 30 Gleise überspannt, übernehmen die Fachgutachter ab 2028 keine Garantie mehr. Der Neubau wird jetzt in der Breite so dimensioniert, dass es dort auch in Zukunft keine eigene Busspur gibt und ebenso eine mögliche Straßenbahntrasse gar nicht erst mitgedacht wird. Dafür soll die künftige Bahnquerung am Ostende, also an der Einmündung zur Kreuzung Brink-/Alexander-/Freiligrathstraße, künftig in einen neu entstehenden Kreisverkehr ohne Ampelregelungen münden.
Schon heute ist die Belastungsgrenze für die Fuhrparkbrücke aufgrund fehlender Standfestigkeit auf 3,5-Tonnen-Fahrzeuge limitiert. Denn der Bau mit den markanten Bögen ist aufgrund seines minderwertigen Stahls laut Gutachter in einem „ungenügenden Zustand“. Die Spannkonstruktion könnte unbemerkt ausfallen, Stützpfeiler sichern bereits einen Biegebruch ab. Eingedrungenes Salzwasser und minderwertiger Stahl, so hat die Hauptprüfung eines Ingenieurbüros bereits im Jahr 2017 ergeben, schließen eine Sanierung aus. Vor allem die sogenannten Bogenkämpfer, also die Übergangselemente zwischen den Brückenbögen und der Fahrbahn, gelten als kritisch: „Spannstahl kann hier unbemerkt ausfallen“, alarmierte das Gutachten – im Klartext: Einsturzgefahr ohne Vorwarnung.
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Spurenaufteilung fast unverändert
Als eine Akutmaßnahme wurde unter der Bogenbrücke neben dem Gewichtslimit obendrein an der Ostseite ein provisorischer Stützpfeiler errichtet, der einen Biegebruch des Bauwerks nicht bloß anzeigen soll, sondern im Akutfall sogar auffangen kann. Sollte es tatsächlich zu einem Absacken der Brücke kommen, müsste nicht bloß der Straßen-, sondern auch der gesamte Zugverkehr sofort gestoppt werden. Der Hagener Hauptbahnhof würde über Nacht zur Gleissackgasse verkommen.
Grundsätzlich soll sich die eigentliche Spurenaufteilung auf der Brücke im Vergleich zum heutigen Zustand kaum verändern: In der Mitte sind zwei Fahrspuren – jede in eine Richtung – mit einer Breite von jeweils 3,50 Metern angedacht. Davon baulich abgetrennt sollen zudem an beiden Seiten 2,50 Meter breite Fußgängerwege plus davon getrennt zwei Meter breite Radwege entstehen. Diese werden dann an beiden Seiten, also sowohl auf der Alexander- als auch auf der Fuhrparkstraße fortgesetzt. Ob dies auf Kosten von Parkflächen am Fahrbahnrand geschehen wird, soll in einem nächsten Schritt geklärt werden.
Neuer Kreisverkehr vor Kaufland
Dennoch zeichnet sich bereits ab, dass die neue Querung ein paar Meter weiter in Richtung Norden rückt, um geradlinig an die Anschlussstraßen anbinden zu können. Dazu gehört auch ein neuer Kreisverkehr an der Kreuzung neben dem Kaufland-Parkplatz. Dieser wird einen Durchmesser von etwa 30 Metern haben und ist damit so dimensioniert, dass er ohne Ampeln die Verkehrsströme aus vier Himmelsrichtungen (22.000 Fahrzeuge/Tag) aufnehmen kann. Zugleich werden dort auch eigene Querungspunkte für den Radverkehr entstehen.