Hohenlimburg. Eine Gruppe von Frauen aus der Ukraine will ihrer Heimat helfen. In einer Hagener Spedition nähen sie Stützkissen und gießen Kerzen für Öfen

Kennen Sie Lesekissen? Diese ergonomisch geformten kleinen Kissen für wohlig-warme Winterabende, die es dieser Tage auf vielen Weihnachtsmärkten zu kaufen gibt? Julia Tsekova näht derzeit viele solcher Kissen, aber sie denkt dabei nicht an wohlig-warme Winterabende, sondern an den Krieg in ihrer Heimat. Denn die Kissen, die die Ukrainerin rasch an der Nähmaschine näht, sind nicht als Lesekissen gedacht. Als Stützkissen sollen sie den Soldaten und Zivilisten helfen, die ihre verletzten Beine oder Arme hochlegen müssen.

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Die Ukrainerin Julia Tsekova näht Stützkissen für die Verwundeten des Krieges in ihrer Heimat. Die Stützkissen werden in Krankenhäuser in der Ukraine verteilt. © WP | Michael Kleinrensing

Sie wolle etwas tun, um ihre Landsleute in der Heimat zu unterstützen, sagt Julia Tsekova. „Es ist eine sehr kleine Hilfe“, weiß die Ukrainerin, dass ihre genähten Stützkissen nicht den Krieg entscheiden werden. „Aber es ist ein bisschen Unterstützung.“

„Wenn Leute kein Licht und keinen Strom haben, dann sind diese Kerzen wunderbar. Sie brennen vier bis fünf Stunden.“

Anna Makhota (51), Ukrainerin,
gießt Kerzen für Öfen in ihrer Heimat

Selbstgemachte Kerzen für Öfen

Den Willen zu Helfen hat sie mit rund 30 weiteren Frauen aus der Ukraine gemein, die alle unter dem Dach einer Spedition in Halden ihren kleinen Beitrag leisten wollen, um den Kriegsalltag für Menschen in ihrer Heimat erträglicher zu machen. Nicht nur Stützkissen für Verwundete sollen helfen. Anna Makhota steht im Freien und hält eine Kanne mit flüssigem Wachs in der Hand. Vorsichtig schüttet sie das heiße Wachs in eine Erdnussdose, wie Tee in eine Tasse.

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Kerzenmachen: Eine Ukrainerin gießt flüssigen Wachs aus einer Kanne in eine Erdnussdose, die mit Pappfetzen gefüllt ist. © WP | Michael Kleinrensing

Die Erdnussdose ist gefüllt mit Fetzen aus Pappe und wenn das Wachs ausgehärtet ist, kann sie als Kerze für Wärme und Licht sorgen, erläutert Anna Makhota. „Wenn Leute kein Licht und keinen Strom haben, dann sind diese Kerzen wunderbar“, sagt die 51-Jährige.

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Anna Makhota holt heißes Wachs aus einem Ölfass, das zu einem Ofen geschweißt wurde. In dem Ofen werden gespendete Kerzen erhitzt, um das Wachs zu gewinnen. © WP | Michael Kleinrensing

Kerzen brennen wenige Stunden

Die provisorischen Kerzen sollen Feuer in die Stahlöfen bringen, die viele Häuser in der Ukraine besitzen. Dort könnten die Kerzen nicht nur für Wärme sorgen, sondern auch Lebensmittel aufwärmen. In einem Land, dessen Energieinfrastruktur durch den Krieg stark gelitten hat, eine wichtige Hilfe im Alltag. Eine dieser provisorischen Kerzen brenne vier bis fünf Stunden, dann müsse sie ausgetauscht werden. Deshalb wollen sie sehr viele dieser Kerzen gießen. „Die Arbeit dauert lange“, sagt Anna Makhota, „aber wir arbeiten mit Spaß und Herz, weil wir für unsere Heimat arbeiten.“ Ihr Deutsch ist recht gut dafür, dass sie erst vor gut zwei Jahren aus der Ukraine nach Hagen kam.

Sie stamme aus der Metropole Charkiw, im Osten des Landes, sagt sie, und habe noch Familie dort. Ob sie glaubt, das der Krieg in ihrer Heimat bald vorbei ist? Das hoffen sie alle, sagt die Ukrainerin. „Wir müssen immer positiv denken.“

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Die Ukrainerinnen tunken Wattepads in Wachs und machen so mit einfachen Mitteln kleine Kerzen, die Wärme und Licht in Häuser in der Ukraine bringen sollen. © WP | Michael Kleinrensing

Organisierte Ukrainehilfe

Dass ihre selbst gemachten Kerzen und Stützkissen auch in der Ukraine ankommen, dafür will der Hohenlimburger Mustafa Celik sorgen. Der Spediteur ist seit Kriegsbeginn in der Ukrainehilfe aktiv, hat mittlerweile einen einen Verein gegründet, um Spenden zu sammeln. Auch die Hilfe der 30 ukrainischen Frauen läuft unter dem Dach seiner Spedition. Das Wachs, die Pappe und die Dosen für die provisorischen Kerzen stammen ebenso aus Spenden wie die Stoffe und Füllwolle, aus denen die Stützkissen genäht werden. Für weitere Spenden seien sie immer dankbar, sagt Celik.

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Gruppenfoto: Frauen aus der Ukraine nähen Kissen und gießen Kerzen unter dem Dach der Spedition des Hohenlimburgers Mustafa Celik (hinten rechts). Im Hintergrund sind Flaggen mit Dankesworten aufgehängt, die von Zivilisten und Soldaten aus der Ukraine stammen. © WP | Michael Kleinrensing

Hilfstransport startet vor Weihnachten

Seit Kriegsbeginn vor zweieinhalb Jahren war Mustafa Celik schon 18 Mal mit seinem Sattelzug in der Ukraine, um Hilfsgüter an Soldaten und Zivilisten zu verteilen. Noch vor Weihnachten soll die nächste Tour starten. Mitnehmen will er nicht nur provisorische Kerzen und Stützkissen, sondern auch Rollatoren, Krankenbetten, Hygieneartikel, Windeln und weitere Güter, die dieser Tage in der Ukraine dankbar angenommen werden. Alles Hilfsgüter seien gespendet, sagt Celik.

Seit Kriegsbeginn habe vor allem die Bereitschaft, Geld zu spenden, nachgelassen. Sachspenden bekäme er noch viele, sagt Celik. Seinen nächsten Hilfstransport wird er wieder alleine fahren. „Das ist am Sichersten.“

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Spediteur Mustafa Celik aus Hohenlimburg fährt regelmäßig Hilfstransporte in die Ukraine. Er zeigt in seinem Lager die gespendeten Hilfsgüter für den nächsten Hilfstransport vor Weihnachten. © WP | Michael Kleinrensing