Hagen. Der CVJM lädt einsame und bedürftige Menschen an Heiligabend wieder zur Weihnachtsfeier ein. Für Familien gibt es dagegen erneut keine Feier.
Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) lädt alleinstehende, einsame und bedürftige Hagener am Heiligen Abend zur Weihnachtsfeier in die Karl-Adam-Halle nach Vorhalle ein. Wie immer wird es ein besinnliches, unterhaltsames Programm geben, dazu gutes Essen und Geschenke. „Unsere Weihnachtsfeier ist ein Gradmesser der sozialen Situation in unserer Stadt“, sagt Michael Finkensiep vom CVJM und betont zugleich: „Bei der Feier geht es nicht nur um materielle, sondern vor allem um emotionale Bedürftigkeit.“ Willkommen sind eben auch Hagener, die nicht arm, aber einsam sind.
Für Familien ist die Weihnachtsfeier dagegen nicht gedacht. Kinder sind bei der Veranstaltung nicht zugelassen, weil das verständlicherweise den Rahmen sprengen würde. „Wir können leider nicht auf alle Problemlagen in der Stadt reagieren“, sagt Michael Schickhaus (CVJM).
Das Geld ist da, aber die Helfer nicht
Zwischen 2015 und 2019 gab es eine zweite Weihnachtsfeier in Hagen, die sich ausdrücklich an arme Familien mit Kindern richtete und im Gemeindehaus der Johanniskirche am Markt ausgerichtet wurde. Während der Corona-Pandemie fiel diese aus, später wurde sie nicht wiederbelebt. Dabei wäre genug Geld vorhanden, sagt Finkensiep: „Die Finanzen sind nicht das Problem, auch die Logistik nicht. Aber es gibt einfach nicht genügend Helfer.“
Nur mit zusätzlichem Personal wäre es möglich, die Heilig-Abend-Feier für Familien wieder stattfinden zu lassen. Finkensiep könnte sich durchaus vorstellen, dass ein Verein oder eine private Gruppe engagierter Hagener diese Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem CVJM organisiert: „20 bis 40 engagierte Helfer wären dazu aber notwendig.“ Materiellen Lohn gibt es natürlich nicht, doch Finkensiep verweist darauf, wie befriedigend es für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer ist, bei der Feier in der Karl-Adam-Halle mitanzupacken - ist es doch eine Art Rückkehr zu den Wurzeln der christlichen Nächstenliebe: „Dafür sind wir sehr dankbar. Ohne dieses Engagement wäre diese Aktion nicht möglich.“
Ununterbrochen seit 1946
Die Weihnachtsfeier richtet der CVJM übrigens ohne Unterbrechung seit 79 Jahren aus. 1946 fand - quasi aus dem Nichts heraus - die erste Feier in einer Baracke statt, die sich auf dem Grundstück des heutigen Finanzamtes befand. Aus Erzählungen seines Vaters wisse er, dass damals vor allem Kriegsheimkehrer und Vertriebene eingeladen gewesen seien, so Finkensiep: „Wir sehen uns in der Verpflichtung, diese Tradition fortzusetzen.“
Mit den Jahren hat sich der Personenkreis immer wieder stark verändert, inzwischen zählen auch zugewanderte Menschen zu den Gästen. Allerdings sei es nicht ohne Belang, dass sie der deutschen Sprache einigermaßen mächtig seien, um dem Programmverlauf folgen und die Bibelgeschichte verstehen zu können. Andererseits könnten vielen Besucher mit dem eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes nichts mehr anfangen, sagt Finkensiep nicht ohne Bedauern: „Dies wird für uns schon beim Singen der Weihnachtslieder sichtbar. Früher war das kein Problem. Da sangen fast alle - zum Teil auswendig - die Lieder mit. Heute ist das nicht mehr möglich. Vielen Menschen mangelt es an einer entsprechenden Sozialisation im Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest.“
Immerhin kann die Weihnachtsfeier in diesem Jahr wieder an ihrem angestammten Ort in der Karl-Adam-Halle stattfinden, nachdem sie 2023, als die Halle durch Flüchtlinge belegt war, im Foyer der Gesamtschule Helfe ausgerichtet wurde. Eingeladen sind ausschließlich Menschen aus Hagen, Zutritt ist nur möglich mit gültiger Eintrittskarte, die man gegen Vorlage des Personalausweises an einem der Ausgabetermine erhält. „Wir haben das Kartensystem aus reiner Notwendigkeit eingeführt, und wir waren zunächst auch skeptisch, ob es funktionieren würde“, sagt Finkensiep. Doch es habe sich bewährt: „Die namentlich registrierte Eintrittskarte verleiht der Feier in den Augen unserer Gäste sogar eine noch höhere Wertigkeit.“
Daten und Fakten zur Weihnachtsfeier
Die Weihnachtsfeier beginnt am 24. Dezember um 17.30 Uhr in der Karl-Adam-Halle am Vossacker in Vorhalle (Rauchverbot in der Halle). Eingelassen werden nur Hagener ab 16 Jahren mit gültiger Eintrittskarte.
Die Ausgabe der Eintrittskarten erfolgt an diesen Terminen: Donnerstag, 12. Dezember, 8.30 bis 11 Uhr in Luthers Waschsalon, Körnerstr. 75; Dienstag, 17. Dezember, von 11 bis 13 sowie von 17 bis 19 Uhr beim CVJM, Märkischer Ring 101; Donnerstag, 19. Dezember, von 11 bis 13 sowie 17 bis 19 Uhr beim CVJM; Montag, 23. Dezember, 11 bis 13 Uhr beim CVJM.
Zur Durchführung der Weihnachtsfeier benötigt der CVJM rund 25.000 Euro. Spenden sind herzlich willkommen (IBAN DE62 4505 0001 0422 28, BIC: WELADE3HXXX bei der Sparkasse an Volme und Ruhr).
Vor Beginn der Feier gibt es ab 16 Uhr einen Bustransfer vom CVJM-Haus am Märkischen Ring zur Karl-Adam-Halle. Nach der Feier werden die Gäste mit Bussen zurück in ihre Stadtteile gebracht.