Hagen. Lohnsteigerungen der jüngsten Tarifrunden und höhere Sach- und Investitionskosten schlagen durch. Straßenreinigung wird ein wenig günstiger.

Die Hagener müssen sich im kommenden Jahr auf steigende Müllgebühren einstellen. Der Rat wird in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause einer Anhebung des Satzes pro Liter von 3,71 auf 4,33 Euro zustimmen – ein Plus von immerhin 16,7 Prozent. Damit liegt der Gebührensatz wieder auf dem Niveau des Jahres 2022 (4,32 Euro). Parallel dazu werden 2025 die Straßenreinigungsgebühren leicht abgesenkt.

„Eine zweistellige Erhöhung der Abfallgebühren ist natürlich schon ein Wort. Das hätte ich mir für meinen Start hier beim HEB durchaus anders vorgestellt“, zeigt der neue Geschäftsführer Sven Lindemann durchaus Verständnis dafür, dass diese Preiserhöhung bei den Bürgern wenig Sympathie finden dürfte. „Neben gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie den Kosten durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz und die gestiegenen Personalkosten durch die Tariferhöhungen, muss der HEB zukunftssicher aufgestellt werden“, verweist er auf ein Beispiel: „In der Straßenreinigung werden Tourenpläne noch anhand von Plänen auf Papier mit Buntstiften eingezeichnet. Hier muss – auch aus gesetzlichen Vorgaben heraus – dringend eine Digitalisierung stattfinden.“

„Eine zweistellige Erhöhung der Abfallgebühren ist natürlich schon ein Wort. Das hätte ich mir für meinen Start hier beim HEB durchaus anders vorgestellt.“

Sven Lindemann
HEB-Geschäftsführer
Hagen
Sven Lindemann, Geschäftsführer des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) © HEB GmbH | Tim Edler

Traditionell erhält der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) von der Stadt Hagen für seine Leistungen vorab kalkulierte feste Entgelte, die zum Beginn eines jeden Jahres neu festgelegt werden. Nach diesen Berechnungen beläuft sich der Bruttoaufwand der kommunal getragenen Gesellschaft im kommenden Jahr auf gut 26,6 Millionen Euro, immerhin knapp 4,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das entspricht einer Budgetsteigerung um 18,5 Prozent.

Teure Tarifsteigerungen

In dem Betrag enthalten sind als ein durchaus relevanter Faktor die nach den jüngsten Tarifrunden erheblich gestiegenen Personalkosten von städtischen Mitarbeitern, die sich mit der Gebührenerhebung und -kalkulation sowie dem Bereich der Mahnungen und Vollstreckungen beschäftigen. Auch die Kosten für die Überwachung der Abfallvorschriften beim Außendienst sowie der Abfallberatung beim Umweltamt werden hier umgelegt. Ebenso die Kosten der städtischen Waste-Watcher: Hier wird eine originär ordnungsbehördliche Aufgabe letztlich dem Gebührenzahler in Rechnung gestellt. Für 2025 macht die Stadt hier einen Betrag von 2,1 Millionen Euro geltend – etwa 460.000 Euro mehr als noch 2024.

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Weitere Faktoren für die ansteigende Preisentwicklung sind anstehende Kosten für geplante Neuanschaffungen, die Lohnentwicklung auch beim HEB, gestiegene Reparaturkosten für Fahrzeuge sowie die gestiegenen Verbrennungskosten in der Müllverbrennungsanlage. Hier schlagen im Wesentlichen die jährlich steigenden CO₂-Zuschläge für die Emissionen zu buche.

„Zum Kundenservice gehört auch die Einführung einer neuen Abfallwirtschaftssoftware“, erläutert Lindemann. „Die Software, mit der beispielsweise das bisherige Behältermanagement bearbeitet wurde, ist so alt, dass es hierfür keine Updates mehr gibt. Auch hier muss dringend eine neue Software beschafft werden. Das müssen wir nächstes Jahr in Angriff nehmen. Verbessern wollen wir uns auch bezüglich der Reaktionsschnelligkeit beim Thema Stadtsauberkeit, insbesondere bei illegalen Abfallablagerungen. Auch hier hilft uns die Digitalisierung weiter.

Zudem spielten weitere Investitionskosten eine Rolle bei der Gebührenbedarfsrechnung, ergänzt der HEB-Geschäftsführer. Hagen brauche beispielsweise dringend einen zentralen Wertstoffhof: „Wer die Annahmestelle an unserer Müllverbrennungsanlage kennt, der weiß, wie begrenzt der Platz ist. Wir haben mittlerweile fast 70.000 Anlieferungen pro Jahr. Von Barrierefreiheit ganz zu schweigen.“

Brückenabriss fordert Konsequenzen

Daneben müsse der Entsorger sich auch mit Blick auf den Abriss der maroden Fuhrparkbrücke zukunftssicher aufstellen. Zurzeit liefen bereits Überlegungen, den Standort der Müllabfuhr, die aktuell noch in der Fuhrparkstraße beheimatet ist, zeitweise oder möglicherweise auch dauerhaft zur Müllverbrennungsanlage zu verlegen. „Andernfalls müssten deutlich längere Fahrzeiten in Kauf genommen werden“, erinnert Lindemann. Denn während der Abfall an der MVA am Pfannenofen abgekippt wird, befindet sich der HEB-Betriebshof an der Fuhrparkstraße.

„Verbessern wollen wir uns bezüglich der Reaktionsschnelligkeit beim Thema Stadtsauberkeit, insbesondere bei illegalen Abfallablagerungen. Hier hilft uns die Digitalisierung weiter.“

Sven Lindemann
HEB-Geschäftsführer

Dem Hagener Bürger zugute kommen bei den Gebühren sogenannte Kostenüberdeckungen aus den Vorjahren, die vorzugsweise aus den Corona-Jahren 2021 und 2022 resultieren. Diese können zur Kompensation von Kostensteigerungen genutzt werden. So wurden in diesem Jahr bereits 1,8 Millionen Euro hier gebührenreduzierend berücksichtigt, 2025 sollen sogar 2,5 Millionen angerechnet werden. Die Stadt Hagen nimmt aufgrund eines Kreise- und Städtevergleichs des Bundes der Steuerzahler für sich in Anspruch, mit dem künftigen Gebührensatz von 4,33 Euro pro Liter Müll sich unter dem Durchschnittsniveau zu bewegen.

Eine Rechnung, die der HEB-Chef ausdrücklich unterstreicht: „In den letzten drei Jahren sind die Gebühren im Bereich der Abfallentsorgung in Hagen – entgegen dem allgemeinen Trend – kontinuierlich gesunken. Hagen ist somit eine der günstigen Kommunen. Die jetzige Gebührenerhöhung ist leider unumgänglich und resultiert einerseits aus der Anpassung an gesetzliche Rahmenbedingungen und andererseits aus der dringend notwendigen Modernisierung der betrieblichen Infrastruktur des HEB“, erinnert Lindemann. Aber selbst mit dieser Erhöhung werde die Stadt bei den Abfallgebühren weiterhin zu den günstigen Kommunen zählen.

Waste Watcher zeigen Wirkung

Eine positive Entwicklung zeichnet sich derweil bei den Gebühren für die „Entsorgung illegaler Müllablagerungen“ ab, die 2019 aufgrund der damaligen Fallzahlen als Pauschale angesetzt wurden. Da die Folgejahre aufgrund der Corona-Pandemie und des Jahrhunderthochwassers sich alles andere als repräsentativ darstellten, ergibt sich erst seit 2022 ein klareres Bild. Demnach gibt es bei den Einsätzen zwar weiterhin gewisse Schwankungen, doch tendenziell sinken die Fallzahlen. Daraus leitet die Stadt durchaus einen gewissen Erfolg des Kontrolldrucks durch die Waste Watcher ab.

M. Kleinrensing WP Hagen Stadtsauberkeit
Die Kosten für die Straßenreinigung sollen in Hagen im kommenden Jahr leicht sinken. © WP | Michael Kleinrensing

Leicht sinkende Gebühren wird es für die Hagener zudem bei der Straßenreinigung geben. Hier werden im Jahr 2025 pro laufenden Meter erhoben: für Wohnstraßen 5,00 Euro (Vorjahr: 5,10 Euro), für innerörtliche Straßen 4,36 Euro (Vorjahr: 4,44 Euro) sowie für überörtliche Straßen 3,72 Euro (Vorjahr: 3,79 Euro). Uneinheitlich entwickeln sich derweil die Gebühren beim Winterdienst. Hier werden pro Grundstücksmeter in der Stufe A 1,32 Euro (Vorjahr: 1,29 Euro), in der Stufe B 0,66 Euro (Vorjahr 0,42 Euro) sowie in der Stufe C 0,03 Euro (Vorjahr 0,09 Euro) gefordert.

Grundlage für diese Preisgestaltung ist – ähnlich wie bei den Müllgebühren – ein Mix aus gestiegenen Personal- und Sachkosten, der wiederum durch Kostenüberdeckungen in den Vorjahren und entsprechende Sonderpostenentnahmen aufgefangen werden kann. Hier hängt es vor allem von der Härte des Winters ab, wie sich die Kosten in den nächsten Jahren weiterentwickeln.