Hohenlimburg. Noch immer hat niemand das „Nassauer Schlösschen“ in der Höhenburg bezogen. Alles zum aktuellen Stand - und dem Spuk um die „Weiße Frau“:

Johannetta Elisabeth aus dem Hause Nassau-Dillenburg war ein Mensch, der das Pech irgendwie gepachtet hatte. Sie wurde 63 Jahre alt und war während des gesamten 30-jährigen Krieges Herrscherin der Grafschaft Limburg. Die recht einzigartige Wohnung, die über dem Eingangsportal des Schlosses Hohenlimburg liegt und bald wieder vermietet werden soll, ist nach ihr benannt: Nassauer Schlösschen. Die Tatsache, dass die Wohnung zur Verfügung steht, sorgte schon vor vier Jahren für einen regelrechten Ansturm beim Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg. Seither ist aber nie jemand wieder dort eingezogen. Warum nicht?

Das Kaminzimmer im „Nassauer Schlösschen“. Die Wohnung besteht aus insgesamt sieben Zimmern.
Das Kaminzimmer im „Nassauer Schlösschen“. Die Wohnung besteht aus insgesamt sieben Zimmern. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Ihr Vater starb, als sie ein kleines Kind war. Ihr Sohn Wilhem starb mit nur neun Jahren auf Schloss Hohenlimburg. Damit erlosch auch ihr Anspruch, auf Schloss Hohenlimburg weiterleben zu dürfen. Ihr Sohn wäre der Erbgraf gewesen. Ihr Schwager übernahm Schloss Hohenlimburg, starb dann aber ebenfalls. Ihr Neffe musste in Hohenlimburg ran, war aber noch nicht volljährig. Bis zu seiner Volljährigkeit übernahm dessen Mutter die Regentschaft über die Grafschaft Tecklenburg, während seine Tante Johannetta Elisabeth, um die es hier geht, für ihn Limburg regierte.

Die Eingangstreppe zum „Nassauer Schlösschen“ am Torhaus von Schloss Hohenlimburg. 
Die Eingangstreppe zum „Nassauer Schlösschen“ am Torhaus von Schloss Hohenlimburg.  © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Ein Leben voller Tiefen

Doch ihre stets irgendwie schlechte Situation wurde noch schlechter. Der Dreißigjährige Krieg brach aus, Hohenlimburg wurde belagert und die Pest brach aus. Sie blieb mittellos, konnte sich weder der Unterstützung aus Bentheim noch des Hauses Nassau richtig sicher sein. Jahrelang meldete der Kurfürst von Brandenburg Besitzansprüche an Hohenlimburg an. Erst 1649 endete das alles. Da war die Gräfin schon eine gebrochene, psychisch ruinierte Frau. Sie starb fünf Jahre später. Der Legende nach soll sie nachts auf Schloss Hohenlimburg als „Weiße Frau“ ihren Spuk treiben. Und um eben jene Wohnung, in der sie lebte, geht es heute - fast 400 Jahre später.

Schloss Hohenlimburg ist die älteste Höhenburg Westfalens.
Schloss Hohenlimburg ist die älteste Höhenburg Westfalens. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Mehrere Jahre Leerstand

Das „Nassauer Schlösschen“ im Torhaus der Höhenburg stand zuletzt mehrere Jahre leer und sollte durch neue Mieter belebt werden. Annoncen auf Immobilienportalen im Internet wurden geschaltet. Der Preis für die 200 Quadratmeter große Wohnung lag laut Inserat zuletzt bei 850 Euro (Kaltmiete), zuzüglich 149 Euro Nebenkosten, Heizkosten und 30 Euro Miete für einen Stellplatz. Zuletzt entstand vor vier Jahren ein regelrechter Ansturm auf die Immobilie. Das Fürstenhaus wurde mit Anfragen überhäuft.

Auch interessant

Vielleicht ein Gründerzentrum?

Zwischendurch dann die Kehrtwende. Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, Besitzer der Höhenburg, konnte sich hier nun vielmehr eine Art Gründerzentrum vorstellen. Junge Unternehmer oder Gründer könnten hier Büroräumlichkeiten anmieten. Für längere Zeit oder kürzere Phasen. Hoch über Hohenlimburg sollte so Raum für Kreativität entstehen an einem exklusiven Ort.

„Wir müssen die Situation räumlich zunächst neu ordnen, damit es mit der Wohnung weitergeht.“

Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg vor allem mit Blick auf die Geräuschkulisse am Schloss.

Manchmal hat die alte Fürstin Sissi in der Wohnung übernachtet, als sie an der Lenne zu Gast war. Auch der junge Sohn Christoph Prinz zu Bentheim-Tecklenburg. Dieser hatte sich im ,,Nassauer Schlösschen“ zeitweise wohnlich eingerichtet, worüber auch die Hohenlimburger Heimatblätter in einem Beitrag von 1987 berichten. In dem Jahr verstarb Prinz Christoph bei einem Verkehrsunfall. Danach zog das Ehepaar Saarmann ein. Werner Saarmann sanierte die Wohnung umfassend und lebte dort bis zu seinem Auszug vor zehn Jahren.

Auch interessant

Ein begehrter Ort für Trauungen

Bis heute ist ihm niemand gefolgt. Dabei ist die Wohnung weitestgehend hergerichtet und in gutem Zustand. Aber: Es gibt ein Lärmthema. „Das müssen wir erst vernünftig lösen“, sagt Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg. Denn die Wohnung ist zwei Geräuschquellen ausgesetzt. Zum einen durch Feierlichkeiten am alten Fürstensaal, der ein sehr begehrter Ort für Trauungen und Feste im Rahmen von Hochzeiten ist und im Übrigen gerade restauriert wird.

Auch interessant

Schlossrestaurant ein wesentlicher Faktor

Und zum anderen durch den Bereich des alten Schlossrestaurants gegenüber dem alten Kanonenschuppen. Auch hier fanden bis zuletzt Empfänge und Feierlichkeiten statt. „Das wollen wir neu ordnen“, gibt sich der Fürst offen für Veränderungen des räumlichen Konzepts. In jedem Fall haben die Entwicklungen am alten Schlossrestaurant aber recht direkte Auswirkungen auf die besagte Wohnung im Nassauer Schlösschen, deren Eingang nur wenige Meter entfernt liegt.

Schloss Hohenlimburg gilt als die besterhaltene Höhenburg Westfalens. Ihr Bergfriedstumpf, die Ringmauer der Hauptburg mit dem Flankierungsturm und der Alte Palas repräsentieren mittelalterlichen Bestand, die übrigen Gebäude der zweiteiligen Anlage sind Ausbauten und Erneuerungen des 16. bis 19.Jahrhunderts. Die Wohnung im Torhaus besteht aus sieben Zimmern auf zwei Etagen.

Weitere interessante Themen aus Hagen und Breckerfeld: