Hagen. Am Montag geht‘s los: Hagens neuer Finanzdezernent Bernd Maßmann steht von der ersten Minute an vor einem gigantischen Aufgabenberg.
Mit der ersten Dezember-Woche beginnt im Hagener Rathaus eine neue Ära. Denn in das Büro von Ex-Kämmerer Christoph Gerbersmann in der sechsten Etage des Rathaus-Hochhauses zieht nach fast zwei Jahrzehnten ein neuer Finanzdezernent. Mit Bernd Maßmann übernimmt ein Mann diesen oft sehr undankbaren Job, der ohne jeglichen Hagener Stallgeruch völlig unvoreingenommen an die oft freudlose Aufgabe herantreten kann.
Denn sich in einer zigfach ausgepressten Stadt mit chronischer Finanznot, in der sich die ohnehin schon exorbitante Schuldenlast gerade wieder in Richtung der Milliarden-Marke bewegt, dieser Aufgabe zu stellen, bedarf schon einer gesunden Dickfelligkeit. Aber dem 55-jährigen Familienvater mit 33 Jahren Verwaltungserfahrung darf man getrost unterstellen, dass er bei der Job-Wahl genau hingeschaut hat, bevor er zusagte.
Dabei hätte man dem zuletzt in Hamm tätigen Betriebswirt zum Start durchaus angenehmere Rahmenbedingungen wünschen können: Eine schon so oft angemahnte Altschuldenlösung mit Unterstützung von Bund und Land erscheint so fern wie eh und je, die soziale Lage in Hagen drückt finanziell enorm und die konjunkturellen Rahmenbedingungen als „herausfordernd“ zu bezeichnen, fällt eigentlich schon unter Schönschwätzerei.
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Hinzu kommt ganz aktuell, dass angesichts der enormen Personalkostensteigerung nach den jüngsten Tarifrunden die Konsolidierungsmaßnahmen im städtischen Zahlenwerk keineswegs so greifen wie erhofft und mit 2,9 Millionen Euro hinter den Erwartungen zurückbleiben. Aber auch im Ergebnishaushalt zeichnen sich angesichts der Aufwandssteigerungen bei den Sozialleistungen Verschlechterungen ab, die selbst durch die etwas besser sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen kaum mehr aufgefangen werden können. Im Klartext, die Liquiditätskredite (städtischer Dispo) lagen im November fast 19 Millionen über dem Vergleichswert des Vorjahres. Tendenz: steigend.
Fazit: Das Entree für Bernd Maßmann hätte durchaus geschmeidiger ausfallen können, doch sein Vorgänger hatte ja genau vor dieser Entwicklung gewarnt. Diese konnte auch die aktuelle Haushaltssperre nicht abbiegen, sondern lediglich zart abfedern. Obendrein muss sich „der Neue“ gleich dem Thema Grundsteuer widmen und den Hagenern zur Begrüßung gleich bitteren Wein einschenken. Und dann gilt es noch, den nächsten Etat aufs Gleis zu setzen, damit Hagen über 2025 hinaus finanziell handlungsfähig bleibt.
Dennoch von dieser Stelle ganz ehrlich und wohlwollend gemeint: Willkommen in Hagen! Wir wünschen vor allem gute Nerven auf dem Hagener Parkett.