Hagen-Haspe. Mit über 90 Jahren entdeckt Hannelore Schildknecht ihre Leidenschaft für die Kunst neu. Einem Ehepaar machte sie ein besonderes Geschenk:
Manchmal sitzt sie um drei Uhr nachts noch an ihrem kleinen Tisch am Fenster und malt. Hannelore Schildknecht ist 93 und lebt im Pflegeheim am Hasper Krankenhaus. Zuletzt hatten zwei schwere Stürze und ihre Parkinson-Erkrankung sie etwas aus der Bahn geworfen. Sie hat sich wieder aufgerappelt, auch wenn sie seitdem das Haus nicht mehr verlassen kann.
„Bestimmt 20 Jahre lang habe ich nicht mehr gemalt. Vor anderthalb Jahren dann habe ich endlich wieder angefangen.“
„Bestimmt 20 Jahre lang habe ich nicht mehr gemalt. Vor anderthalb Jahren dann habe ich endlich wieder angefangen“, sagt sie und lächelt. Kunst ist ihre Leidenschaft: Hannelore Schildknecht hatte lange Zeit ein eigenes Atelier in Hagen. Dort unterrichtete sie, sie stellte ihre Werke aus. „Gelernt habe ich damals noch von Erwin Hegemann, Horst Becking und Uwe Will“, sagt die Seniorin.
Jetzt malt sie hauptsächlich für sich. Aber nicht nur. So hat sie einem Hagener Ehepaar ein ganz besonderes Geschenk bereitet. „Es war mein Geburtstag - und wir hatten Hochzeitstag“, erinnert sich Nicole Völkel und lächelt. „Da klingelte plötzlich das Telefon und es hieß, man hätte ein Geschenk für uns.“
Als später dann eine Mitarbeiterin des Seniorenheims vor der Tür stand und ihr ein selbstgemaltes Bild und einen zweiseitigen Brief von Hannelore Schildknecht überreichte, das das Wohnhaus der Familie zeigt, war sie überrascht und gerührt gleichermaßen. „Das war das Schönste und gleichzeitig ein unverhofftes Geschenk. Das Bild ist für uns etwas ganz Besonderes“, sagt die Hagenerin, die mit ihrem Mann am Haus Baukey am Harkortsee lebt.
Serienteil inspiriert sie zum Malen
Diese Zeitung hatte über die Familie und ihr Wohnhaus in der großen Sommerserie berichtet. Hannelore Schildknecht sah die Bilder und fühlte sich inspiriert: „Mit der Gegend am See, früher Bauernhof, kamen Erinnerungen an Schule und Jugend zurück“, beschreibt die Seniorin es in den persönlichen Zeilen, die sie der Familie geschrieben hat. Also griff sie zu Papier und Pinsel. Und sie malte das Haus am See. „Ihr Bild wird einen besonderen Platz bei uns bekommen“, versichert das Ehepaar, das sich prompt mit Blumen und einem persönlichen Besuch bei der Seniorin für das außergewöhnliche, gerahmte Geschenk bedankte.
„Ihr Bild wird einen besonderen Platz bei uns bekommen.“
Warum sie wieder malt? „Ganz liebe Menschen hier haben mir wieder eine Atelier-Ausrüstung zusammengestellt“, sagt Hannelore Schildknecht. Als sie vor anderthalb Jahren nach einem Geschenk für eine gute Freundin suchte, hätten die Mitarbeiter sie motiviert, ihr doch einfach ein Bild zu malen. „Jetzt male ich wieder jeden Tag. Schon ein paar Mappen sind voll“, deutet sie auf die gefüllten Ordner, die sich in ihrem Zimmer stapeln. In ihrer kleinen „Atelier-Ecke“ bewahrt sie Farben und Pinsel auf, die sie hervorholen kann, wenn sie die Lust zum Malen überkommt. Und manchmal ist das eben auch um 3 Uhr nachts.