Hagen-Mitte. Temporäres Halteverbot, volle Kraft von HEB und WBH: Am Remberg ist ein Viertel so gereinigt worden, wie man es nie gesehen hat

Vielleicht ist es im Karree Blücherstraße, Lützowstraße, Arndtstraße und Yorckstraße noch nie so sauber gewesen wie an diesem Morgen. Selbst die Randsteine glänzen. Der rechte Winkel zwischen Bordstein und Fahrbahn ist staubfrei. Aus kaum einer Fuge vor den Häusern ragt das, was man heute Ritzenvegetation nennt. Keine Getränkedosen, keine Chipstüten, keine Kippenstummel, keine Siffecken. Im genannten Viertel haben Stadt, Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) und Wirtschaftsbetrieb (WBH) in einem Pilotversuch kurzzeitig geschafft, was viele Bürger sich für ihr Viertel wünschen: echte Stadtsauberkeit.

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M. Kleinrensing WP Hagen Stadtsauberkeit
Sauberer geht es nicht. Der Randbereich der Lützowstraße ist so sauber wie nie zuvor. © WP | Michael Kleinrensing

Hier macht sich keiner etwas vor. Weder der Leiter des Umweltamtes, Thomas Köhler, auf dessen Initiative hin das hier alles geschieht, noch die Mitarbeiter des HEB, noch die des WBH. Schon in einigen Stunden, spätestens in einigen Tagen wird es hier vermutlich aussehen wie vorher. „Was möglich ist, zeigt die Aktion hier aber“, sagt Thomas Köhler.

„Vielleicht entsteht bei einigen Hausbesitzern und Anwohnern nun eine andere Perspektive. Wenn man sieht, wie sauber es hier jetzt ist, kann das Ansporn sein, mehr auf das Thema Sauberkeit zu achten.“

Thomas Köhler,
Leiter des Umweltamtes
M. Kleinrensing WP Hagen Stadtsauberkeit
Blickpunkt Blücherstraße: Kein Müll und Dreck weit und breit. © WP | Michael Kleinrensing

Einfach mal etwas ausprobieren

Diese Aktion, sie ging so: Aus dem Umweltamt heraus initiierten Köhler und Mitarbeiterin Julia Backhaus die Aktion, die zum Beispiel in Wiesbaden schon seit Jahren umgesetzt wird. Sie holten HEB und WBH mit ins Boot. An 200 Hauseigentümer im genannten Viertel ging ein Schreiben raus - auch mit der Bitte, den eigenen Pflichten rund um den Aktionstag besonders bewusst nachzukommen. Vor der eigenen Haustür (also unmittelbar vor dem Eingang und entlang der Grundstücksfläche) ist man bekanntlich selbst für die Reinigung zuständig. Darüber hinaus erging für den gesamten Aktionsmorgen ein Park- und Halteverbot im Viertel. An das hielten sich viele, aber nicht alle Anwohner.

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Was theoretisch möglich ist

„Das macht den Unterschied“, sagt auch Jacqueline Jagusch, Sprecherin des HEB. Für gewöhnlich schaffen es die Kehrmaschinen - egal welcher Größe - nicht, 100 Prozent der Straßenrandbereiche zu reinigen, weil die Viertel oft zugeparkt sind. „Dann fährt man drumherum, das geht eben nicht anders.“ Wenn knapp zehn Mitarbeiter von HEB und WBH, wie am Mittwoch, freie Bahn haben und ein Viertel wirklich so reinigen können, wie es theoretisch möglich ist, dann sieht es eben so sauber aus, dass sich die Aufenthaltsqualität im Viertel sofort hebt.

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Nicht ganz, aber fast freie Bahn für die Kehrmaschine. Nicht alle Anwohner hielten sich an das temporäre Halteverbot. © WP | Michael Kleinrensing

Ein freundliches Anschreiben an den Oberbürgermeister von einem Anwohner aus der Blücherstraße hatte die Sache ins Rollen gebracht. Der Herr trat am Dienstagmorgen verdutzt, aber auch glücklich auf seine Straße und lud die Stadt, HEB und WBH zu eienr Tasse Kaffee ein. „Wir hoffen hier jetzt auf einen Effekt“, gibt sich Umweltamts-Chef Thomas Köhler nicht der Illusion hin, dass es hier direkt sauber bleibt. „Aber vielleicht entsteht bei einigen Hausbesitzern und Anwohnern nun eine andere Perspektive. Wenn man sieht, wie sauber es hier jetzt ist, kann das Ansporn sein, mehr auf das Thema Sauberkeit zu achten.“

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Einmal pro Jahr pro Stadtbezirk

In mehreren deutschen Städten laufen Testphasen zu temporären Halteverboten, damit Kehrmaschinen und Reinigungskolonnen noch grundlegender sauber machen können. In Neustadt an der Weinstraße zum Beispiel mausert sich das Pilotprojekt beispielsweise zum Erfolg. In Hagen ist man noch nicht so weit. „Als Nächstes müssen wir die Erfahrungen von heute erstmal in die Politik in Hagen kommunizieren. Das ist alles noch sehr unabgestimmt, weil wir jetzt einfach mal etwas ausprobieren wollten. Ich persönlich könnte mir vorstellen, so eine Aktion einmal pro Jahr pro Stadtbezirk anzubieten.“

Theoretisch zumindest schiebt Jacqueline Jagusch vom HEB dem auch keinen Riegel vor. Tatsächlich aber sind die HEB-Teams natürlich voll ausgelastet und drehen nicht Däumchen. Jede Aktion und jeder Mehreinsatz muss entsprechend koordiniert werden.