Hagen-Wehringhausen. Kulturzentrum Pelmke in Hagen kann Gehälter nur noch bis April zahlen und steht ohne Geschäftsführung da. So soll es laut Vorstand weitergehen:
Das klingt nicht gut . . . „Die Lage ist ernst, der Pelmke geht es schlecht.“ Jan Eckhoff spricht Tacheles. Der 44-Jährige gehört zum sechsköpfigen Vorstand des Kulturzentrums Pelmke in Hagen-Wehringhausen, der seit Ende September im Amt ist und nun „die Karre aus dem Dreck ziehen darf“. Der Fortbestand der Pelmke steht in den Sternen.
Kathrina Müller seit 2022 Geschäftsführerin
„Schon Anfang des Jahres hat der bisherige Vorstand, der eigentlich das Sagen in der Pelmke hatte, seine Arbeit eingestellt“, blickt Jan Eckhoff zurück. Das Tagesgeschäft hätte bislang allerdings immer in den Händen des Geschäftsführers gelegen, früher also bei Jürgen Breuer, seit 2022 bei Geschäftsführerin Katharina Müller.
Knackpunkt: „Katharina Müller hat Anfang September fristgerecht gekündigt, wäre dann also noch bis Ende Februar 2025 in leitender Funktion tätig gewesen. Mitte September bat sie uns dann aber um die Auflösung ihres Vertrages, da sie in ihr früheres Arbeitsfeld, den Museumsbereich, zurückkehren wollte“, erklärt Jan Eckhoff. Die Reaktion des Vorstandes? „Wir haben den Vertrag aufgelöst, das hätte ja alles keinen Sinn mehr gehabt.“ Katharina Müller ist seit Wochen für die Stadtredaktion nicht zu erreichen.
20 Angestellte
Seit September gibt‘s in der Pelmke also keinen Chef bzw. keine Chefin mehr, und die sechs Vorstandsmitglieder „halten den Laden am Laufen“. „Wir haben ein Chaos geerbt und ersticken in Arbeit. Jeder von uns investiert hier manchmal einen halben Arbeitstag und das ehrenamtlich“, schüttelt Eckhoff über seine Mitstreiter und sich selbst den Kopf, „wir wohnen alle in Wehringhausen und haben uns auf die Fahne geschrieben ,Aus dem Viertel, für das Viertel‘.“ Auf lange Sicht sei die Situation allerdings nicht tragbar, „ein Betrieb in dieser Größenordnung mit 20 Angestellten kann nicht ehrenamtlich geführt werden“.
Zweiter Knackpunkt: Die Stelle des Geschäftsführers für die Pelmke wurde bislang nicht neu ausgeschrieben, „beim Blick auf unsere aktuelle Finanzsituation kann die Stelle auch gar nicht neu besetzt werden“, erklärt Eckhoff, der in seinem Hauptberuf Kreisgeschäftsführer bei den Grünen ist.
„Beim Blick auf unsere aktuelle Finanzsituation kann die Stelle des Geschäftsführers auch gar nicht neu besetzt werden.“
Der Vorstand plant nun eine Interims-Einstellung, „wir könnten übergangsweise eine Honorarkraft beschäftigen, die hier wenigstens für ein bisschen Ordnung sorgt. Und wir brauchen einen Förderfuchs, der sich im Bereich Projektförderung auskennt.“ Die zentrale Frage laute „Wie lange können die Gehälter überhaupt noch gezahlt werden?“
73.000 Euro pro Jahr von der Stadt Hagen
Das Kultur- und Begegnungszentrum Pelmke erhält erhält von der Stadt Hagen einen jährlichen Zuschuss von 73.000 Euro.
Der frühere Kino-Babylon-Leiter Alexander Thiele (das Kino gehört zu Pelmke) hatte im Frühsommer das Handtuch geworfen. Seit Oktober besetzt Paula Mecklenburg mit reduzierten Arbeitsstunden die Stelle.
Derzeit hat die Pelmke-Kneipe an vier Tagen (dienstags, freitags, samstags und sonntags) geöffnet. Sonntags ist „Flaschentag“, heißt, Ehrenamtler arbeiten unentgeltlich und verkaufen nur Getränke in Flaschen.
Jeden ersten Sonntag im Monat findet um 18 Uhr ein Ehrenamtstreffen in der Pelmkestraße 14 statt.
Der frühere Geschäftsführer Jürgen Breuer unterstützt das Pelmke-Team noch immer enorm, „ohne Jürgen würde hier nichts mehr laufen“, sagt Jan Eckhoff vom Vorstand.
Aktuell schreibe der Kulturbetrieb der Pelmke ein Minus von etwa 4000 Euro pro Monat, aufs komplette Jahr 2024 geblickt also rund 50.000 Euro minus. Und auch die Kneipe der Pelmke werfe kein Geld mehr ab. „Zum Glück haben wir Rücklagen, die Jürgen Breuer noch geschaffen hat. Diesen Finanzpuffer schmelzen wir momentan allerdings ab. Nach jetzigem Stand sind die Rücklagen im April aufgebraucht“, sagt Jan Eckhoff ernüchternd und ergänzt: „Wir haben keinen langen Atem und müssen dringend die Kosten senken und unsere Einnahmen erhöhen.“
Auch interessant:
- Kommentar: Finanzkrise in der Pelmke - Kuschelkurs muss ein Ende haben
- Mama geht tanzen: Die schönsten Fotos von einem tollen Abend
- Mieter sind sauer: Sechs Wochen ohne Fernsehempfang
- Grundsteuer in Breckerfeld löst bei Hausbesitzern Freude aus
- Straßensperre in Hohenlimburg schneidet Metzgerei ab
- Wer ist der Mann mit dem immer hilfsbereiten Lachen?
- Ex-Minister Jens Spahn im Club Capitol: Was will der denn da?
- Traditionsfirma Raskopf hat wieder eine Zukunft
- Traumjob Schauspieler: Dieser Hagener verfolgt konsequent seinen Weg
- Der Turm der Arbeitsagentur steht jetzt unter Denkmalschutz
Im Klartext: Die Personalkosten müssen sinken, so werden einige der 30-Stunden-Kräfte auf 20 Stunden gedrosselt, und auch bei Honorarkräften gibt es Einsparungen. Tickets für Veranstaltungen und Kinofilme werden teurer, ebenso die Preise in der Kneipe. „Und wir werden unsere Räume - Kinosaal, Kinocafé, Kneipe und Künstlerwohnung - besser vermarkten, sprich, teurer vermieten. Auch Gruppen - u.a. Yoga, Schach, Chöre und Tanzgruppen - die die Pelmke-Räume nutzen, werden sich finanziell stärker einbringen müssen“, zählt Eckhoff die Maßnahmen, mit denen das Haus gerettet werden soll, auf.