Hagen. Die neue Chefin in der Pelmke in Hagen mag die Atmosphäre in sozio-kulturellen Zentren. Warum die 32-Jährige den Posten ergattert hat.

Sie weiß, dass die Fußstapfen, in die sie tritt, groß sind, denn Jürgen Breuer gilt als Urgestein der Pelmke in Hagen. Doch dadurch lässt sich Katharina Müller nicht abschrecken, „ich will erst mal ankommen und mich in alles reinfinden, aber das klappt schon“, sagt die 32-Jährige, die seit kurzem neue Geschäftsführerin im Kulturzentrum Pelmke ist. Jürgen Breuer lächelt und nickt: „Bis Ende März bin ich ja noch hier, da kann ich Katharina noch einige Abläufe erklären und ihr ein paar Kollegen aus dem Kulturbereich vorstellen.“

Katharina Müller kennt das kulturelle Parkett gut. Nach ihrem Geschichte- und Kunstgeschichte-Studium in Köln hat sie in einigen Museen gearbeitet. So war die gebürtige Essenerin im LVR Industriemuseum in Oberhausen zum Beispiel für die Bereiche Vermittlung und Begleitprogramme zuständig.

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„Auf dem Gelände der alten Zinkfabrik befand sich neben dem Museum auch ein sozio-kulturelles Zentrum, und beide Einrichtungen haben eng zusammen gearbeitet.“ Auf Kooperationen und Netzwerkarbeit will die 32-Jährige auch in Hagen setzen, „ein reger Austausch ist wichtig“.

Das Kulturzentrum Pelmke gehört seit Jahrzehnten zum Stadtteil Wehringhausen dazu.
Das Kulturzentrum Pelmke gehört seit Jahrzehnten zum Stadtteil Wehringhausen dazu. © Michael Kleinrensing

Im vergangenen Frühjahr war die Stelle des Geschäftsführers/ der Geschäftsführerin ausgeschrieben worden, „14 Bewerbungen gingen ein, ein paar Monate später haben wir, also Mitglieder des Vorstandes, des Teams und ich, mit neun Bewerbern Gespräche geführt“, blickt Jürgen Breuer zurück.

„Nachdem Katharina damals aus dem Raum gegangen war, hab ich sofort gesagt ,Das passt. Die weiß ja mehr über unser Haus als wir selbst’.“

Die Pelmke wird als sozio-kulturelles Zentrum von einem Verein betrieben, „der Verein ist mein Arbeitgebern“, sagt Katharina Müller.

Lockere Atmosphäre in sozio-kulturellen Zentren

Apropos sozio-kulturelle Zentren: „Seit ich 16, 17 bin, tummel ‘ ich mich dort. Zum Beispiel im ,Druckluft’ in Oberhausen oder in der ,Alten Feuerwache’ in Köln. An Weihnachten geh’ ich mit meiner Familie vielleicht auch mal ins Theater, aber die lockere Atmosphäre in solchen Zentren mag’ ich einfach. Und die Besucherstruktur. Vom Punker bis zur Oberstudienrätin ist alles vertreten.“

Was sie an der Pelmke in Wehringhausen spannend findet? „Kino, Konzerte, Lesungen und Sportkurse - was hier alles angeboten wird, ist enorm. Solch eine Vielfalt ist klasse.“

Musiker und Autoren betreut

Für den Geschäftsführer-Posten gewappnet sieht sie sich, da sie auch vorher schon „auf etlichen Hochzeiten getanzt“ hat: „Im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen hab’ ich zum Beispiel Führungen und Workshops für Schulklassen geplant und durchgeführt, Musiker und Autoren während ihrer Konzerte und Lesungen betreut und Veranstaltungen organisiert.“

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Im Kulturzentrum Pelmke möchte Katharina Müller künftig den künstlerischen Bereich stärken. „Ich hoffe, dass die Ausstellung, Exhibition’, die coronabedingt vier mal verschoben werden musste, im Herbst stattfinden kann. Und ich würde gern das Kölner Künstler-Duo Cylvester, das eine ganz besondere Multimedia-Klanginstallation kreiert hat, nach Wehringhausen holen. Die Videoprojektionen würden sich toll auf der alten Fassade der Pelmke machen.“

Jürgen Breuer hört Ende März auf

Katharina Müller wohnt mit ihrem Freund in Essen.

Seit Anfang Februar ist sie Geschäftsführerin in der Pelmke und hat Jürgen Breuer, der den Chef-Posten 25 Jahre inne hatte, beerbt.

Jürgen Breuer hört offiziell Ende März auf. Dass für zwei Monate zwei Gehälter bezahlt werden, ermöglicht die Landesförderung „Sozio-kulturelle Konzeptförderung“, die Zentren bei ihrer Nachfolge-Regelung bzw. beim Generationenwechsel hilft.

Außerdem ist 2022 für die Pelmke sowieso ein spezielles Jahr: „Wir feiern das 35-jährige Bestehen der Einrichtung“, sagt Jürgen Breuer stolz. Man müsse mal schauen, ob das Jubiläum, das eigentlich Ende März anstehe, aber pandemiebedingt abgesagt wurde, im Laufe des Jahres nachgeholt werden könne.

Und die NRW-Meisterschaften im Poetry Slam stehen im Herbst an. „Mitte Oktober finden die Vorrunden im Kultopia und in der Pelmke statt, das Finale ist dann im Theater“, verrät Breuer.

Rund um die Meisterschaften müssten 80 Personen in Hagen untergebracht werden, „über Fördermittel sind wir mit dem Deutschen Literaturfonds im Gespräch. Und wir treiben derzeit noch Sponsoren in Hagen und den Nachbarstädten auf“.

Katharina Müller lacht: „Geld eintreiben kann ich. Das hab’ ich in meinen früheren Jobs in Museen auch schon gemacht.“