Hagen. Ein ganzer Häuserblock ist in Hagen seit Wochen ohne Fernsehempfang. Warum sich diese Mieter obendrein verschaukelt fühlen.
Der Fernseher ist aus. Besser: Die Fernseher sind aus. Der von Renate Festerling, der von Sultan Ada, der von Dana Schewe und die all ihrer Nachbarn, die in dem Karree an der Schillerstraße in Hagen wohnen. 64 Wohnungen, so schätzen die Frauen, seien betroffen. Und in denen werden die Fernseher auch an diesem Wochenende aus bleiben.
Nun ist es nicht so, als wüssten die Nachbarn nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen. Aber die Fernseher bleiben seit mehr als sechs Wochen aus. Dauerhaft. Zumindest die TV-Geräte von all jenen, die sich vor Jahren nach den Wünschen der Hausverwaltung richteten und keine eigenen Sattelitenschüsseln mehr an den Balkonen installiert hatten. „Es geht ja nicht darum, dass man mal nichts gucken kann“, sagt Renate Festerling, die allein in ihrer Wohnung im dritten Stock des sanierten Mehrfamilienhauses wohnt und für die das Fernsehen zum festen Tagesritual zählt. „Aber dieser Zustand hält nun schon über viele Wochen hinweg an. Das ist doch kein Zustand.“
Immer wieder vertröstet
Immer wieder, so sagen die verärgerten Nachbarn, hätten sie sich in den letzten Wochen an die Meier Haus- und Grundverwaltung GmbH gewandt. Und immer wieder seien sie nur vertröstet worden. „Erst hieß es, dass ab dem 8. Oktober der Empfang wieder möglich sei, dann wurden ohne Ankündigung Zettel in die Hausflure gehängt, dass es bei der Beschaffung eines Ersatzteils zu Verzögerungen gekommen sei und sich die Instandsetzung bis zum 20. November verzögere“, sagt Sultan Ada, die gemeinsam mit ihrem Mann (er spricht nicht so gut Deutsch) gern türkische Serien im Fernsehen schaut. Am Freitag, 22. November, hatte sich noch immer nichts geändert.
„Ich gucke täglich ,Brisant‘, die Nachrichten und am Sonntag vor allem die Konzerte auf ,Arte‘. Ich habe schon Pavarotti und Beethovens Neunte verpasst.“
„Die Worte ,wir versuchen‘ kann ich langsam nicht mehr hören“, sagt Renate Festerling und kann ihre Wut auf die Hausverwaltung kaum mehr verbergen. „Ich gucke täglich ,Brisant‘, die Nachrichten und am Sonntag vor allem die Konzerte auf ,Arte‘. Ich habe schon Pavarotti und Beethovens Neunte verpasst.“ Gerade jetzt, wo es doch so früh dunkel werde, sei man mehr in der eigenen Wohnung, daher laufe auch der Fernseher häufiger.
Verkettung unglücklicher Umstände
All das ärgert die Bewohner der Häuser besonders, weil sie auf konkrete Nachfrage immer wieder vertröstet wurden und gleichzeitig ihre Mieten im vollen Umfang weiterzahlen. „Für mich als Mutter ist es auch eine Entlastung, wenn die Kinder mal für einen Moment fernschauen können“, sagt Dana Schewe, dreifache Mutter, die - wie ihre Nachbarn auch - betont, dass das Internet keine Alternative sei. „Das ist zu langsam, da Bild ruckelt“, unterstreicht Sultan Ada.
„Es sind einfach viele unglückliche Umstände zusammengekommen.“
Immerhin: Auf Anfrage unserer Zeitung zeigt die Hausverwaltung Verständnis. „Ich kann die Mieter verstehen“, erklärte Timo Friese bereits am Donnerstag, „aber die Anlage muss umgebaut werden. Dann war ein Teil nicht lieferbar. Dann streikte die EDV bei einem Lieferanten. Es sind einfach viele unglückliche Umstände zusammengekommen.“
Mehr aus Hagen und Breckerfeld
- Insolvenz: Traditionsfirma Raskopf aus Hagen wird übernommen
- Selbstbedienung am neuen Dekoschränkchen in Breckerfeld
- Das gibt‘s Neues auf dem Weihnachtsmarkt in Hagen
- Versuchter Mord-Vorwurf: 13 Schüsse und vier Schwerverletzte
- Turm bleibt ewig stehen: Hagen stellt sich selbst ein Bein
- Abenteuer am Ende der Welt: Hagenerin erfüllt sich einen Traum
- Der Dauerstau in Hagen-Eilpe: Wie lange das Chaos noch anhält
- Hohenlimburgerin besorgt: Zukunft vom Kinderheim ungewiss
Eigentlich sollte die Anlage nach seiner Auskunft am Freitag repariert werden. Getan allerdings hatte sich im Laufe des Tages (mal wieder) nichts.