Hagen-Eilpe. In Hagen-Eilpe spekulieren einige Anwohner wild über den Einzug junger Flüchtlinge ins Hotel Schmidt. Aufklärende Gespräche sollen Sorgen nehmen.

Ein Blick in die Selbecke. . . „Es gibt im Viertel ziemlich viel Aufregung, und es wird wild spekuliert, aber ich hoffe, dass die kürzlich geführten Gespräche die Anwohner beruhigen“, sagt Michael Dahme. Der Bezirksbürgermeister Eilpe/Dahl spielt mit der Aufregung auf das Hotel Schmidt in Hagen-Selbecke an, das zu einer Einrichtung für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) umgebaut wird. Seitdem die Stadtredaktion berichtet hatte, dass der Hotelbetrieb eingestellt, der Gebäudekomplex verkauft und eine neue Nutzung des Objektes beschlossene Sache sei, schlagen die Wellen im Quartier Eilpe/Selbecke hoch.

Hotel seit Ende September zu

Das Haus Hohenlimburg, eine psychotherapeutische Einrichtung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, hat das seit Ende September geschlossene Hotel samt Restaurant vom Eigentümer und Betreiber Frederic Schmidt gekauft. Das „Gesicht vor Ort“ des seit 73 Jahren in der Selbecke ansässigen Traditionshauses war in den letzten Jahren Horst Schmidt, der Onkel von Frederic Schmidt.

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Horst Schmidt (72) hat im Hotel samt Restaurant über viele Jahre gearbeitet. Seit Ende September ist das Hotel Schmidt in Hagen-Eilpe geschlossen. © WP | Yvonne Hinz

Männliche Bewohner sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt

Jugendliche Flüchtlinge, die momentan noch in einer Wohngruppe in der Obernahmer Straße betreut werden, sollen, so die Pläne, Anfang 2025 ins Gebäude an der Selbecker Straße 220 einziehen. Es handelt sich um 14 Syrer und einen Jugendlichen aus Somalia. Die allesamt männlichen Bewohner sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt.

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Bezirksbürgermeister Michael Dahme will die Wogen der Aufregung im Viertel glätten und setzt sich für mehr Transparenz und einen besseren Informationsfluss ein. „Eine der beiden ,Haus Hohenlimburg‘-Geschäftsführerinnen - Manuela Reimann-Merse - hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl über die Arbeit ihrer Sozialeinrichtung berichtet und offene Fragen bezüglich des Einzugs in die Selbecke beantwortet. Das war ein richtiger Schritt. Und auch im Jugendhilfeausschuss wurde über die künftige Nutzung des früheren Hotels gesprochen“, sagt Dahme.

„Eine der beiden ,Haus Hohenlimburg‘-Geschäftsführerinnen hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl über die Arbeit ihrer Sozialeinrichtung berichtet und offene Fragen bezüglich des Einzugs in die Selbecke beantwortet. Das war ein richtiger Schritt.“

Manuela Reimann-Merse
leitet gemeinsam mit Anke Klagholz die Einrichtung „Haus Hohenlimburg“

Er kennt die regelrechten Horrorszenarien, die im Quartier verbreitet werden: „Da wird von einigen Leuten prophezeit, dass die Diebstahlquote im Quartier steigen würde, demnächst mehr Einbrüche zu verzeichnen seien, der Kiosk sicherlich bald überfallen werde und es zu sexuellen Belästigungen der jungen Frauen käme, die in der Mutter-Kind-Einrichtung oberhalb des früheren Hotels wohnen. Und einige Nachbarn befürchten, dass der Wert ihrer eigenen Immobilie sinken würde.“ Je weniger über den Umzug bekannt sei, desto mehr würden die Spekulationen ins Kraut wachsen, „da kann nur Aufklärung helfen“, unterstreicht Michael Dahme.

Junge Flüchtlinge leben bereits in festen Strukturen

Und die wollen Manuela Reimann-Merse und ihre Kollegin Anke Klagholz gern liefern: „Die Bewohner, die in der Selbecke einziehen werden, sind keine Neuankömmlinge in Hagen, sondern leben bereits in festen Strukturen in einer Wohngruppe in Hohenlimburg. Die meisten von ihnen sind unter 14, also noch wirkliche Kinder. Und es sind auch keine psychisch kranken Kinder, sondern junge, teils traumatisierte Menschen, die ihre schlimmen Erfahrungen aus ihren Heimatländern und die Schrecken der Flucht bei uns verarbeiten und so zur Ruhe kommen können.“

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Manuela Reimann-Merse (links) und Anke Klagholz, Geschäftsführerinnen von „Haus Hohenlimburg“ in Hagen, wollen offene Fragen beantworten und so einigen Nachbarn in der Selbecke ihre Sorgen vor den einziehenden Flüchtlingen nehmen. © WP | Yvonne Hinz

Teil der freien Räume soll für Projektarbeit genutzt werden

Die Befürchtungen der Nachbarn, dass nicht nur 15, sondern 50 Flüchtlinge einziehen (das Hotel Schmidt verfügte immerhin über 36 Zimmer mit insgesamt 52 Betten und eigenen Bädern), nehmen die Geschäftsführerinnen ernst, versichern allerdings: „Wir benötigen für die 15 Flüchtlinge nur einen Teil des Gebäudes, es sind also noch Kapazitäten vorhanden.“ Die freien Räume sollen für Projektarbeit genutzt werden. So könnten dort Selbstbehauptungskurse für Kinder angeboten bzw. Trainer für besagte Kurse ausgebildet werden.

Alter Tresen fliegt raus

Auf einem Nachbarschaftstreffen, das Ende vergangener Woche vor Ort stattgefunden hat, seien die Anwohner auch darüber informiert worden. Und über die laufende Renovierung. „Der Nutzungsänderungsantrag wurde noch nicht genehmigt, doch im Dezember haben wir einen Termin mit Bauordnung und Feuerwehr“, erläutert Manuela Reimann-Merse. Man erfülle natürlich alle Brandschutzauflagen, erneuere die Elektrik der Küche und gestalte das Haus kinderfreundlich um, „in eine Jugendeinrichtung gehört kein Tresen“. Das übrige vorhandene Mobiliar werde jedoch größtenteils weiterverwendet, „und der Schriftzug ,Hotel Schmidt‘ wird im Januar entfernt“.