Hagen-Selbecke. Hotel Schmidt in der Selbecke in Hagen schließt nach 73 Jahren. Eine Sozialeinrichtung betreut dort bald junge Flüchtlinge. Das sagt die Stadt:
Die letzten Hotelgäste hat Horst Schmidt (72) am Freitagvormittag verabschiedet, vertrauten Restaurant-Stammgästen am Abend das letzte Bier gezapft. Dann war Schluss. Das Traditionshaus Hotel-Restaurant Schmidt in der Selbecker Straße 220 in Hagen ist Geschichte. Der Geschäftsführer und Eigentümer Frederic Schmidt (50) hat den Betrieb nach eigenen Angaben verkauft. An das „Haus Hohenlimburg“, eine psychotherapeutische Einrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene.
Privater Träger der Jugendhilfe
Künftig werden in dem Gebäude samt Nebenhaus unbegleitete minderjährige Ausländer (Flüchtlinge) betreut, wie Stadtsprecher Michael Kaub auf Nachfrage der Stadtredaktion bestätigt. Das Haus Hohenlimburg ist seit vielen Jahren als privater Träger der Jugendhilfe für junge Menschen und deren Familien in Hagen vertreten, die Geschäftsführerinnen Anke Klagholz und Manuela Reimann-Merse waren für die Stadtredaktion nicht zu sprechen.
Die Unterzeichnung des Kaufvertrags zwischen Frederic Schmidt und den Vertretern der Einrichtung fand nach Informationen der Redaktion vor wenigen Tagen statt, gleichzeitig wurde auch den sechs Hotel-Mitarbeitern gekündigt.
Frederic Schmidt hielt sich bislang unterhalb der Woche meist in seinem Hotel in Hagen auf; der 50-Jährige wohnt mit seiner Lebensgefährtin und den beiden gemeinsamen Kindern in Berlin.
Horst Schmidt, Bruder des vor zehn Jahren verstorbenen Fritz Schmidt (der Vater von Frederic Schmidt war der frühere Besitzer des Hotels und Restaurants), ist in Eilpe und in der Selbecke bekannt wie ein bunter Hund. Er war über Jahre das vertraute Gesicht an der Rezeption, im Frühstücksraum und hinter dem Tresen. „Wir gehen zu Horst“, war ein geflügelter Ausdruck unter den Selbecker Nachbarn.
Vor knapp 73 eröffnet
„Das Hotel samt Restaurant wurde im November 1951, also vor fast 73 Jahren, von meinen Eltern eröffnet“, blickt Horst Schmidt zurück. Zum Gebäudeensemble gehören das Haupthaus (Hotel) sowie das Appartementhaus mit acht Wohneinheiten bzw. Familienzimmern. Wann die insgesamt 36 Zimmer mit 52 Betten vom „Haus Hohenlimburg“ bezogen und die jungen Flüchtlinge einziehen, weiß Horst Schmidt nicht. „Es heißt, das Dach des Appartementhauses müsse Anfang des Jahres erst mal erneuert werden, außerdem soll wohl eine neue Heizung eingebaut werden.“
Zur Erläuterung: Das „Haus Hohenlimburg“ hatte vor knapp zwei Jahren eine Immobilie des BSH (Betrieb für Sozialeinrichtungen Hagen gem. GmbH) in der Obernahmer angemietet. „In dieser Immobilie wurde die Brückenlösung für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) in Hagen sichergestellt“, so Stadtsprecher Michael Kaub. Allerdings benötigt die BSH, so Kaub, ab Januar 2025 die Immobilie wieder selbst, da ein vom BSH in der Selbecke genutztes Gebäude (die Jugendhilfe Selbecke; früher städtisches Kinderheim) um- und ausgebaut wird.
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Von Beginn an sei offen kommuniziert worden, dass das „Haus Hohenlimburg“ die Immobilie in der Obernahmer nicht dauerhaft anmieten könne, betont Kaub und ergänzt: „Um keine Versorgungsengpässe entstehen zu lassen, wurde sich seitens des Trägers - also seitens „Haus Hohenlimburg“ - nach neuen Immobilien umgeschaut.“
Bereits im Juni/Juli sei der Träger auf das Hotel Schmidt aufmerksam geworden. „Gespräche wie auch Ortstermine mit dem örtlichen Jugendamt, dem Landesjugendamt sowie eine Brandschutzbesprechung haben bereits im Juli stattgefunden“, unterstreicht Stadtsprecher Kaub.
Und Horst Schmidt, der von alledem nichts wusste? Der blättert versonnen durch das Gästebuch mit zahlreichen Fotos. „Wir waren immer ein angesagtes Haus, viele Prominente haben bei uns übernachtet.“ Der 72-Jährige erinnert sich an Heino und Hannelore, die die Gastfreundlichkeit des Hotel-Schmidt-Teams genossen haben, an die Wildecker Herzbuben, Drafi Deutscher und die Musiker der Band „The Tremelos“. „Etliche Künstler, die damals in der Stadthalle aufgetreten sind, haben Zimmer bei uns gebucht. Ja, damals.“