Hohenlimburg. Eine stattliche Kastanie an der Rundturnhalle in Elsey steht nicht mehr. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat den Baum gefällt.

Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) hat eine prächtige Kastanie im Außenbereich der Rundturnhalle in Elsey fällen lassen. Prächtig war der Baum nämlich nur dem Augenschein nach, in Wirklichkeit habe er sich kurz vor dem Absterben befunden, erläutert Fachleiter Nils Böcker, beim WBH verantwortlich für Verkehrssicherung: „Die Krone des Baumes wies großflächige Absterbeerscheinungen auf.“ Man habe diesen Prozess schon jahrelang beobachtet, jetzt habe der Baum aus Gründen der Verkehrssicherheit jedoch gefällt werden müssen.

Kastanie
Die Kastanie wies deutliche Schäden auf. © WBH | Nils Böcker

Der Kastanienbaum litt, wie fast alle Kastanien in Hagen, an „Pseudomonas syringae“, einem bakteriellen Ausfluss, der zu blutenden Stellen an Stamm und Ästen, Verfärbungen und Abplatzen der Rinde sowie mit fortschreitendem Befall zum Absterben der Bäume führt. Das Kastaniensterben ist natürlich nicht auf Hagen beschränkt, sondern besitzt europäische Dimensionen. Schon 2002 wurde der neuartige Bakterienbefall in Holland festgestellt, in Hagen wurde erstmals 2012 in der Boeler Straße eine Kastanie mit der Krankheit entdeckt. Von Pseudomonas betroffen sind sowohl rot- als auch weißblühende Rosskastanien; auf andere Baumarten, und stehen sie noch so nahe an den kranken Kastanien, greift das Bakterium nicht über.

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Alle Kastanien sind von Krankheit befallen

Deshalb sind auch die rund um die Turnhalle in Hohenlimburg stehenden Kirschbäume nicht von der Krankheit bedroht. Auch die weiteren Kastanien sind derzeit nicht vom Absterben bedroht, obwohl alle von dem Bakterium befallen sind. „Manche Bäume werden besser damit fertig als andere“, erläutert Böcker. Jedoch werde wegen der heimtückischen Krankheit in Hagen seit Jahren bei Neuanpflanzungen grundsätzlich auf Kastanienbäume verzichtet.

Kastanie
Dieses Foto zeigt, wie die straßenzugewandte Lichtkrone des Kastanienbaums im Gegensatz zu der dahinterliegenden Krone entlaubte bzw. vorzeitig welkte. © WBH | Nils Böcker

Für den Tod der Bäume sei Pseudomonas nicht allein verantwortlich, erläutert Böcker. Vielmehr siedeln sich an den geschwächten Bäumen Pilzfruchtkörper, darunter essbare Arten wie Samtfußrüb­ling und Austernseitling, an und rufen eine rasante Holzfäule hervor. So war es auch der Fall bei dem jetzt gefällten Baum, dessen Alter gut 40 Jahre betrug. Dass er bis zuletzt zahlreiche Früchte abwarf, die von Kindern in Elsey eifrig gesammelt wurden, sei eine natürliche Erscheinung: „Absterbende Bäume weisen eine erhöhte Fruktifizierung auf, um auf diese Weise wenigstens ihr Fortleben zu sichern.“

Keine Behandlung bekannt

Behandlungsmöglichkeiten sind nicht bekannt. Während manche Bäume schon zwei Jahre nach dem ersten Auftreten der Krankheit absterben, wehren sich andere länger gegen Pseudomonas. In der Hoffnung, dass einige von ihnen das Bakterium vielleicht doch besiegen, lässt Böcker sie kämpfen. Gefällt werden sie erst, wenn sie eine Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen.