Hagen. Das Weihnachtsmärchen in Hagen ist eine ganz besondere Premiere. Besonders für diesen Mann aus Hagen.
Für ihn ist die Premiere am 16. November (17 Uhr) eine doppelte Premiere. Denn in Eigenregie Regie geführt hat Tobias Kramm noch nicht. Und jetzt noch vor diesem Publikum: Kinder, vor allem Kinder. Das ganze Große Haus in Hagen bei diversen ausverkauften Vorstellungen voll mit Kindern. Bis unter das Dach.
Tobias Kramm war - was wenig überrascht - selbst einmal Kind. Und weil er ein Hagener Kind ist, hat er im Theater Hagen vor der Bühne gesessen. Als kritischer, kleiner Zuschauer, der so ehrlich und so direkt sein Feedback gibt und auch mal an Stellen lacht (oder still ist), an denen eigentlich der Regisseur damit nicht gerechnet hat. Ausgerechnet er ist es nun, dem die Ehre zuteil wird, das Weihnachtsmärchen 2024, das Grimmsche Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“, zu inszenieren. Ein arg erweitertes Märchen um den Esel Josef, die Hündin Bella, die fast blinde Katze Erika und den Hahn Elvis.
Als Kind im Weihnachtsmärchen
„Ich kann mich noch erinnern - das erste Weihnachtsmärchen, dass ich im Stadttheater gesehen habe, war ,Der gestiefelte Kater‘. Zu dem Zeitpunkt bin ich noch in den Kindergarten gegangen“, sagt Tobias Kramm, der sich „mega freut“, jetzt die Verantwortung für die Produktion zu übernehmen. „,Der gestiefelte Kater‘ war dann auch tatsächlich das Stück, bei dem ich selbst zum ersten Mal auf der Bühne gestanden habe - als Rebhuhn.“
Jetzt versucht er - wie er sagt - selbst durch Kinderaugen auf das zu blicken, was sich auf der Bühne tut. Auch weil er ahnt, dass jede Vorstellung anders sein wird. „Man kann vorher nicht sagen, wie die Kinder reagieren“, erklärt Kramm, der seit einem Jahrzehnt als Regie-Assistent und Spielleiter am Theater Hagen arbeitet und durchaus eine gewisse positive Nervosität vor der Premiere verspürt, „jede Vorstellung wird irgendwie anders.“
Improvisation auf der Bühne
Was an den Kindern vor der Bühne, aber auch an den Musikanten auf der Bühne liegt. Die können nämlich auch im echten Leben zum Teil keine Instrumente spielen. „Deshalb lassen wir sie auf der Bühne improvisieren, da wird Musik erfunden“, erklärt Andres Reukauf, der für die Musik verantwortlich zeichnet. „Es ist mein 14. Weihnachtsmärchen. Bei 13 haben die Musiker nur im Graben vor der Bühne gesessen. Diesmal musizieren die Stadtmusikanten auch auf der Bühne - vier Tiere, die sich erst als Band finden müssen und vieles ausprobieren. Dass das auch tatsächlich so ist, lässt das Stück authentisch wirken.“
Ein Umstand, den auch die Kinder vor der Bühne spüren sollen. „Es geht darum, sich eine neue Bestimmung zu suchen, zu schauen, wo mein Talent liegt“, sagt Dramaturgin Lisa Könnecke, „ich glaube, das passt in die Welt der Kinder.“
Abgefahrene Räuber
Die Welt auf der Bühne soll besonders sein. Abgefahrene Räuber, ein komplett neues Bühnenbild im zweiten Teil. „Ich hoffe, dass die Kinder einen Wow-Effekt erleben, wenn der Vorhang aufgeht und die Kinder die Waldlandschaft zum ersten Mal sehen“, sagt Tobias Kramm. Dazu kommen die unterschiedlichen Musikstile, die präsentiert werden und die sich letztlich auf einer CD finden, die es an der Theaterkasse und an der Garderobe zu kaufen gibt.
22.000 Besucher haben im letzten Jahr das Weihnachtsmärchen gesehen. Ein Umstand, der es neben der Rockshow und dem Musical „My fair Lady“ zur erfolgreichsten Produktion gemacht hat. Unterstützt wird das Märchen wieder von der Märkischen Bank, die 5000 Euro für die Produktion gibt.
24 Aufführungen im Theater Hagen
24 Aufführungen wird es geben. Die Schulvorstellungen sind bereits ausverkauft, Karten gibt es noch für diverse Familienvorstellungen. Auch über eine Premiere der anderen Art, die ganz am Ende der Aufführungsreihe steht. „Wir geben eine Vorstellung am ersten Weihnachtsfeiertag“, sagt Intendant Francis Hüsers, der ebenfalls für die Dramaturgie des Weihnachtsmärchens verantwortlich zeichnet. „Das ist ein Experiment. Wir sind gespannt, wie es funktioniert.“