Hagen. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) investiert am Deerth, um zu zentralisieren und den Mitarbeitern moderne Rahmenbedingungen zu schaffen.
Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) wird die Forst-Standorte Kurk und Deerth zu einem großen Betriebshof am Deerth zusammenlegen. Dadurch entsteht ein moderner, neuer Standort, der sämtliche Anforderungen an eine effiziente Forstwirtschaft bündelt und den Standard der Zeit erfüllt. Dafür sind Investitionskosten von knapp vier Millionen Euro (netto) vorgesehen. Der WBH-Verwaltungsrat hat für die kompakte Planung, die sämtliche geforderten Kriterien in puncto Baustoffe, Emissionen, Energetik und Nachhaltigkeit erfüllt, einstimmig grünes Licht gegeben.
„Wir bewegen uns ins Zentrum unserer Forstbestände. Für uns ist es strategisch absolut notwendig, eine neue Zentrale zu haben.“
„Damit bewegen wir uns ins Zentrum unserer Forstbestände“, hebt WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs hervor, dass der Standort zentral gelegen sei und sowohl von der Hagener Innenstadt, als auch aus Haspe oder mit Forstfahrzeugen sogar aus Eilpe gut angefahren werden könne. Zudem biete es sich an, unweit der beliebten Wildgehege sowohl den Schlachtbetrieb für die Jägerschaft als auch die Waldpädagogik anzusiedeln. „Für uns ist es strategisch absolut notwendig, eine neue Zentrale zu haben“, hebt Bihs jedoch nicht bloß logistische Gründe hervor. Es gehe auch darum, die lediglich noch mit erheblichem finanziellem Aufwand zu haltenden forstwirtschaftlichen Einrichtungen im Kurk (Kettelbachtal) adäquat zu ersetzen.
Standard nicht mehr zeitgemäß
An den bestehenden Standorten würden inzwischen die arbeitsschutzrechtlichen Standards kaum noch erfüllt und die Ausstattung sei völlig unzureichend. „Zudem fehlt es den Forstleuten bislang an geeigneten Lagerkapazitäten für das boomende Kaminholzgeschäft, das bislang ebenfalls schon rund um den Deerth angesiedelt ist“, betont Bihs. All diese Defizite könnten durch die Neubauten im Stadtwald auf einen Schlag beseitigt werden. Parallel könnten die Einrichtungen am Kurk – mal abgesehen vom Forsthaus – aufgegeben und abgerissen werden, so die Überlegungen des WBH-Chefs.
„Die Situation am Kurk entspricht schon seit Jahren nicht mehr der Arbeitsstättenverordnung“, unterstreicht Martin Holl, Leiter des WBH-Fachbereichs Forstwirtschaft. „Es wurde immer nur angebaut, wir arbeiten mit Behelfscontainern und die Kollegen müssen sich im Heizungsraum umziehen.“ Mit der Zentralisierung in dem neuen Betriebshof hätte die Zeit der Kompromisslösungen endlich ein Ende, es würden nicht bloß am Kurk die Gebäude zurückgebaut, sondern auch am Hegt in Vorhalle im Schatten der A1. Dort können wir zugleich für Ausgleichsmaßnahmen für die Bauten am Deerth sorgen.“ Zudem sieht Holl die Chance, unweit der Wildgehege auch die Waldpädagogik am Deerth für Schulen und interessierte Gruppen wieder auf zeitgemäße Füße zu stellen.
Zwei neue Komplexe
Mit einer etwas nach rechts versetzten Zufahrt von der Deerthstraße aus sollen auf dem Scheitelpunkt des Höhenzuges im Wesentlichen zwei Gebäudekomplexe entstehen: Zum einen sieht der Entwurf der Architekten-Büros Meier & Partner ein zweigeschossiges Hauptgebäude mit Büros, Sozialräumen, Veranstaltungs- und Schulungsräumlichkeiten, Werkstatt, Lager und Fahrzeughalle vor. Durch einen Hof verbunden soll auf der gegenüberliegenden Seite zudem eine offene, aber überdachte Lagerhalle entstehen, in der das Kaminholz eingelagert werden kann. Hinzu kommt noch einmal separat eine Wildkammer, die wiederum aus einem Kühl- und einem Zerwirkraum zur Verarbeitung der Tiere besteht. Dazwischen bleibt das dort befindliche Privathaus stehen, allerdings werden die angesetzten Anbauten, die wiederum dem WBH gehören, abgerissen.
„Die Situation am Kurk entspricht schon seit Jahren nicht mehr der Arbeitsstättenverordnung. Es wurde immer nur angebaut, wir arbeiten mit Behelfscontainern und die Kollegen müssen sich im Heizungsraum umziehen.“
Die Gesamtnutzfläche der neuen Gebäude addiert sich auf etwa 1300 Quadratmeter, wobei das Hauptgebäude und das Holzlager – bei Bedarf – durch zusätzliche Funktionsanforderungen sogar noch einmal mit überschaubarem Aufwand verlängert werden könnten. Die Beheizung soll durch Wärmepumpentechnik sichergestellt werden. Dafür soll im Dachbereich zugleich eine Photovoltaikanlage aufgestellt werden, die ihre Energie in die ohnehin zu ertüchtigende Stromversorgung des Komplexes einspeist.
Ökologie im Vordergrund
Das Hauptgebäude und der Zerwirkraum werden zudem an die städtische Sammelkanalisation angeschlossen. Unverschmutztes Regenwasser wird hingegen vor Ort versickert. Parallel dazu wird zudem noch untersucht, ob es im Rahmen des Brandschutzes Sinn macht, das Regenwasser vor Ort in Zisternen zu sammeln. Dieses könnte dann nämlich nicht bloß zur Reinigung der Forstfahrzeuge an einem ebenfalls angedachten Waschplatz genutzt werden, sondern bei Bedarf von der Feuerwehr auch zur Waldbrandbekämpfung in der relativ abseitigen Lage genutzt werden.
Weitere spannende Themen aus Hagen
- Knöllchen-Wahnsinn: Was Hagen für Holländer attraktiv macht
- Hagener Fummellauf: „Wir ziehen uns mit Würde zurück“
- 16 Jahre Fummellauf: Ein Rückblick mit den besten Bildern
- Leere Versprechungen rund um Hagens Altschulden
- Hohenlimburg: Ehemalige Stoffdruckerei wird Fitnesscenter
- Traum erfüllt: Hagener Ehepaar baut alten Stall um
- Wie wird man Tänzerin? Einblicke ins Phoenix Hagen Dance Team
- Erste Unisex-Toiletten in Hagen: Eine Bestandsaufnahme
- Es war Schicksal: Wiedersehen nach 60 Jahren im Seniorenheim
- Parkplatz-Wahnsinn: Nur sechs Stellplätze für neues Altenheim
Angesichts der erheblichen Baukostensteigerungen, die seit der ersten Planungsidee im Jahr 2020 um etwa 30 Prozent gestiegen sind, tauchte zuletzt im Verwaltungsrat die Frage auf, ob denn für die Wildkammer tatsächlich ein eigenes Gebäude konzipiert werden müsse. Hier macht der WBH deutlich, dass er im Rahmen der Gatterwildbewirtschaftung ein EU-zertifizierter Schlachtbetrieb sei, auf dessen Waldflächen parallel auch Freiwild gejagt werde. Hier gebe es strenge Auflagen für eine separate Fleischverarbeitung. Zudem wolle man Gast-Weidleuten auch außerhalb der Forstbetriebszeiten am Deerth die Chance bieten, erlegtes Wild im Kühlraum zu deponieren. Die dazugehörige Wasch- und Umkleidemöglichkeit soll dabei durch die Verlagerung eines Sozialcontainers vom Standort Kurk zum Deerth gewährleistet werden.
Zugleich meldete der Verwaltungsrat zunächst Zweifel an, ob denn eine Fahrzeughalle dort tatsächlich notwendig wäre oder nicht auch ein Carport-Unterstand ausreichend wäre. Hier weist der WBH jedoch darauf hin, dass der Fuhrpark unter anderem mit Forstspezialschlepper (Preis: 300.000 Euro), Rückeanhänger, 18-Tonnen-Lkw mit Ladekran, Ausbildungsbus und 3,5-Tonnen-Lkw mit Kipper so wertig sei, dass es angesichts der abseitigen Lage des Forstbetriebhofes geboten sei, hier der Sicherheit den Vorzug zu geben. Zumal die klassischen Mannschaftswagen stets mit kostspieligen Werkzeugen bestückt seien, um die Rüstzeiten zu reduzieren. Lediglich die drei Pick-Ups der Forstleute wurden außerhalb der Halle abgestellt.