Hagen. Toiletten für Männer, Frauen und diverse Menschen: In Hagen gibt es sie bereits. Eine Bestandsaufnahme.

Die Fernuniversität hat eine der ersten All-Gender-Toiletten, die von allen Menschen unabhängig von ihrem Geschlechtsausdruck und ihrer Geschlechtsidentität genutzt werden kann, in Hagen eingerichtet. Das stillte Örtchen befindet sich im Neubau der Fakultät für Psychologie, der im April dieses Jahres eingeweiht wurde. Zur Eröffnung war u.a. NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes erschienen.

Die Toilette, die bei dem Neubau von vornherein mit eingeplant wurde, ist zudem barrierefrei. Wie die Fernuniversität mitteilte, seien darüber hinaus in weiteren Gebäuden auf dem Campus WCs zu Unisex-Toiletten umgewidmet worden, sodass die nutzenden Personen sich keinem Geschlecht zuordnen müssen. Für die Umwidmung seien Gebäude ausgewählt worden, in denen zusätzlich Frauen- und Männer-WCs vorhanden seien.

Zur Begründung hieß es, die Fernuniversität in Hagen sei eine öffentlich-rechtliche Institution und unterliege damit allgemein-gesetzlichen wie hochschulspezifischen Vorgaben, ein diskriminierungsarmes Miteinander zu schaffen: „Dazu zählen auch die Berücksichtigung der spezifischen Bedarfe von trans*, inter* und nicht-binären Menschen sowie ein aktives Wirken gegen die ihnen vorgebrachten Vorurteile“, sagte eine Sprecherin.

Keine gesetzlichen Vorgaben

Geschlechterneutrale Toiletten für diverse Menschen, also Menschen, die sich nicht in die klassischen Geschlechterrollen „weiblich“ und „männlich“ einordnen, sind allerdings nicht gesetzlich vorgeschrieben. Vielmehr verweist das NRW-Landesinstitut für Arbeitsgestaltung auf die geltende Arbeitsstättenverordnung, in der es heißt: „Der Arbeitgeber hat Toilettenräume zur Verfügung zu stellen. Toilettenräume sind für Männer und Frauen getrennt einzurichten oder es ist eine getrennte Nutzung zu ermöglichen.“ In Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten kann auf getrennt eingerichtete Toiletten-, Wasch- und Umkleideräume für weibliche und männliche Beschäftigte verzichtet werden, wenn eine zeitlich getrennte Nutzung sichergestellt ist - eine Regelung, die insbesondere für kleinere Betriebe relevant ist.

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Die Hagener Stadtverwaltung mit ihren rund 3000 Beschäftigten gehört natürlich zu den großen Arbeitgebern. In den städtischen Dienststellen gibt es denn auch getrennte Sanitärräume für Männer und Frauen, aber keine Unisex-Toiletten. Da der Gesetzgeber diesbezüglich noch keine Vorgaben getroffen habe, seien diese „aktuell auch nicht geplant“, so Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung. Im Übrigen habe sich auch noch kein Bürger beim Einwohnermeldeamt der Stadt Hagen als divers registrieren und das zum Beispiel in seinen Ausweis eintragen lassen.

Unisex-Toilette an der Berufsschule

Dagegen hat das Berufskolleg Käthe Kollwitz eine Toilette für alle eingerichtet. „Die kann von Männlein, Weiblein und jedem anderen genutzt werden“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Heinz Schürmann. Er habe im Veranstaltungsbereich der Firmenzentrale von Thyssenkrupp in Essen eine solche Toilette gesehen: „Und dann vorgeschlagen, das auch an unserer Schule einzuführen.“ Das WC sei ausdrücklich für alle Schüler und nicht nur für diverse Personen ausgeflaggt: „Somit stellen wir niemanden an den Pranger, wenn er den Raum nutzt.“

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Dieses Schild weist auf die All-Gender Toilette im Käthe-Kollwitz-Berufskolleg Hagen hin. © KKBK | Heinz Schürmann

Dagegen sind Unisex-Toiletten in der Hagener Wirtschaft kein Thema. „Wir haben keine Kenntnis von Unternehmen, die All-Gender-Toiletten eingerichtet haben“, berichtet Thomas Marotzke, Sprecher der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer Hagen.