Hagen. Der Eiserne Schmied aus Hagen zählt zu den wenigen Statuen dieser Art, die erhalten sind. Rund um den Koloss gibt es viele Geschichten.
Es weihnachtet ja bald. Und so wird es nicht mehr lange dauern, bis uns in Anzeigen und Prospekten die neuesten Deko-Tipps nahegebracht werden. Was so neu nicht ist. Blicken wird zum Beispiel ins Jahr 1916 zurück: „Auf jeden Weihnachtstisch in Hagen gehört etwas vom Eisernen Schmied“, steht da in einer Anzeige zu lesen. Und neben diesem Slogan ist er abgebildet, der große Koloss, dessen Original heute die Besucher direkt am Eingang des neuen Stadtmuseums an der Hochstraße empfängt.
„Das war eine heiße Kiste.“
Die Stadtgeschichte erzählt Geschichten. Und alleine der Eiserne Schmied, geschaffen im Jahr 1915 von Friedrich Bagdons aus Dortmund, kann viele erzählen. Die jüngste geht in etwa so: Damit die Statue, die mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat, den neuen Standort erreichte, musste für den tonnenschweren Schmied eigens eine Spezialfirma anrücken.
Eineinhalb Tonnen schwer
„Das war eine heiße Kiste“, sagt Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen und blickt auf das größte Exponat der neuen Ausstellung. „Es wiegt rund eineinhalb Tonnen und ist 3,50 Meter hoch.“
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Aber es gibt eben auch die älteren Geschichten rund um den Koloss, der einst formal geschaffen wurde, um Witwen und Waisen zu Zeiten des Ersten Weltkriegs versorgen zu können, der aber in Wirklichkeit dazu diente, um die Kriegskasse aufzufüllen. Wer einen Eisennagel in den Holzkorpus schlagen wollte, musste nämlich zahlen.
Gedenkmünze und Brosche
Dazu gab es einen Ansatz, den man heute neudeutsch als Merchandising bezeichnen würde. Eine Gedenkmünze in Silber kostet 2,50 Mark, ein Anhänger mit Kette 4 Mark, eine Brosche 3,50 Euro, eine silberne Nadel 2 Mark, und eine Uhrenkette mit Anhänger war für 4 Mark zu finden. Dazu konnten die Hagener für 2 Mark die passende Literatur erwerben: „Die Festschrift des Eisernen Schmiedes, das schönste Kriegs- und Heimatbuch aller Hagener Familien, das jedem Hagener auch ins Feld gesandt werden sollte.“
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Wer mehr zahlen wolle und konnte: Bronze-Plaketten kosteten 25 Mark, im Etui gar 30 Mark. Und dann gab es ja noch in kleiner Auflage die Nachbildungen, kleine Statuen in Bronze in Ausführungen für 150 bzw. 175 Mark (Gegenwert heute: rund 310 bzw. 360 Euro).
Eine Statue der Statue
Das wiederum ist die nächste Geschichte zum Koloss. Denn zur Eröffnung des Stadtmuseums überreichten Vertreter des Heimatbundes der Stadt eine solche Statue als Geschenk. Allerdings kannte vor wenigen Wochen noch niemand den historischen Kontext. Es handele sich um einen Vorab-Entwurf des Künstlers - so vermutete zunächst auch Blank.
Blank, der Historiker, forschte in Archiven und stellte fest: „Eine vor Fertigstellung des Eisernen Schmieds im Atelier von Friedrich Bagdons aufgenommene Fotografie belegt jedoch, dass auch der Dortmunder Bildhauer zunächst ein hölzernes Modell seines Entwurfs eingereicht hatte.“
Anzeige in Vorweihnachtszeit
Den Zusammenhang, in dem die kleine Bronze-Statue zu sehen ist, konnte der Historiker trotzdem herstellen: „Die Zeitungsanzeige, die in der Vorweihnachtszeit 1916 erschien, hat eine Antwort geliefert“, sagt er. „Anfang des Jahres 1917 wurden die Statuen wohl auch noch verkauft. Im Laufe des Jahres hat man dann aber davon abgesehen, weil man zu der Erkenntnis gelangt war, dass es sich um Verschwendung wichtigen Materials handeln würde, das man zu Kriegszwecken auch sinnvoller einsetzen könne.“
„Ein Großteil der reichsweit im Spitzenfeld verorteten Einnahmen wurden in Kriegsanleihen investiert, die bei Kriegsende jedoch wertlos waren.“
Der Schmied selbst wurde übrigens am 28. November 1915 auf einem Sandsteinpodest und begehbarem Holzgerüst vor dem Hagener Rathaus aufgestellt und eingeweiht. „Ein Großteil der reichsweit im Spitzenfeld verorteten Einnahmen wurden in Kriegsanleihen investiert, die bei Kriegsende jedoch wertlos waren“, erzählt Blank.