Hagen. In Hagen bringt Rentner Hans-Jürgen Henning vom ADFC Schulkindern das sichere Radfahren bei – er wünscht sich mehr ehrenamtliche Unterstützung.
„Anfahren wie ein Profi - und immer gucken, wo du hinfährst.“ Diesen Satz sagt Hans-Jürgen Henning an diesem Morgen besonders oft. Immer mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln. Manchmal muss er aber auch streng werden. Wenn Quatsch gemacht wird oder jemand aus der Reihe tanzt. Oder eher: aus der Reihe fährt.
Hans-Jürgen Henning ist 70 Jahre alt und Rentner. Und überholen ist bei ihm strengstens verboten. Er bietet seit mittlerweile gut einem Jahr über den ADFC Hagen eine Radfahrschule an Hagener Grundschulen an. Und die Nachfrage ist riesig.
„Es macht einfach riesigen Spaß. Für die Kinder ist das toll, sie brauchen das.“
Man könnte sagen, dass Hans-Jürgen Henning in dieser Aufgabe seine neue Berufung gefunden hat. „Es macht einfach riesigen Spaß. Für die Kinder ist das toll, sie brauchen das“, sagt der 70-Jährige, der zwar selbst seit der Kindheit Rad fährt, so richtig aber erst wieder seit 2019 auf zwei Rädern durch die Stadt unterwegs ist.
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Vor zweieinhalb Jahren trat er in den ADFC Hagen ein, und bei einem Fahrradparcours an einem Hagener Gymnasium sprach ihn ein Bezirkspolizist aus Altenhagen an, ob er nicht Lust hätte, Sicherheitstraining auf dem Rad für die Kinder anzubieten. Henning absolvierte eine Trainerfortbildung in Münster - „und seitdem mache ich das. Mittlerweile bin ich an drei Schulen unterwegs - und das zu jeder Jahreszeit“, sagt der Hagener. Heute ist er an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen im Einsatz und arbeitet nacheinander mit mehreren Kleingruppen aus den vierten Klassen.
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Der Bedarf ist riesig
Auch er beobachtet, dass Kinder immer seltener sicher auf zwei Rädern unterwegs sind. „Viele können gar nicht fahren“, sagt Henning. Bei ihm lernen sie es. Von der Pike auf, kann man sagen: Sicher aufsteigen, Schulterblick, Bremse lösen, Handzeichen geben, Kurven fahren, einhändig fahren - der Rentner begleitet die jungen Schüler über mehrere Wochen in 30-minütigen Einheiten. „Danach können sie ihren Fahrradführerschein in der Jugendverkehrsschule absolvieren. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Schulen klappt super“, sagt Henning.
Aber der Bedarf sei größer, als er es überhaupt allein stemmen könne. Aktuell arbeitet er an vier Hagener Grundschulen mit den Kindern. Vorwiegend Schulen, an denen der Migrationsanteil hoch ist. „Dort ist der Bedarf am größten“, erklärt der passionierte Radfahrer den Hintergrund. „Wenn ich mehr Unterstützung hätte, dann könnten wir das Angebot auf weitere Schulen ausweiten“, hofft der 70-Jährige auf andere Rentnerinnen oder Rentner in der Stadt, die Lust haben, die Idee zu unterstützen.
„Wenn ich mehr Unterstützung hätte, dann könnten wir das Angebot auf weitere Schulen ausweiten.“

„Es sind so viele Kinder, und alle sind total dankbar“, gibt er Einblicke in seine ehrenamtliche Arbeit, bei der auch mal Unfälle dazugehören. „Natürlich habe ich die Kinder immer im Blick. Aber gerade, wenn es geregnet hat, kann schon mal ein Sturz passieren.“ Nur bei Gewitter oder vereisten Straßen fällt die Fahrradschule aus. Ansonsten ist Hans-Jürgen Henning immer da. Wartet geduldig auf dem Schulhof, bis alle Kinder da sind, ihre Helme aufgezogen haben und abfahrbereit sind.
Und dann heißt es wieder: „Anfahren wie ein Profi - und immer gucken, wo du hinfährst“.
Angebot unterstützen
Wer Interesse hat, den ADFC in Sachen Radfahrausbildung für Schulkinder zu unterstützen, der kann sich bei Hans-Jürgen Henning melden: radfahrschule@adfc-hagen.de
Aktuell ist Hans-Jürgen Henning an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen, der Funckeparkschule und Erwin-Hegemann-Schule im Einsatz. Weitere Schulen hatten bereits ihr Interesse bekundet. Trainiert wird mit den vierten Klassen immer in Kleingruppen. Ein Beispiel: An der Emil-Schumacher-Schule ist Henning zweimal pro Woche für jeweils vier Stunden im Einsatz. Die Einheit mit einer Kleingruppe dauert immer 30 Minuten.