Hagen. In keiner anderen Stadt ist - bezogen auf die Einwohner - die Zahl der Straftaten, bei denen ein Messer eingesetzt wird, so hoch wie in Hagen.
Und wieder belegt Hagen einen traurigen Spitzenplatz: In keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen war 2023 die Zahl der Straftaten, bei denen die Täter ein Messer genutzt haben, bezogen auf die Einwohnerzahl, so hoch wie in Hagen.
65-mal war das nach Informationen unserer Zeitung 2023 der Fall. Bezieht man das auf die Zahl der Einwohner - das Land geht von 189.783 aus - so ergibt sich eine sogenannte Häufigkeitszahl von 34. Damit liegt Hagen vor Bonn (29), Hamm (25), Düsseldorf (23) und Aachen (23).
118 Täter haben ein Messer dabei
Tino Schäfer, Sprecher der Polizei Hagen, bestätigt diese Zahl. Bezogen auf Täter, die ein Messer bei sich hatten, es aber nicht unbedingt auch einsetzen, hatte die Polizei Hagen vor wenigen Tagen erklärt, dass die Zahlen nach der Corona-Pandemie im Jahr 2022 auf 110, 2023 auf 118 angestiegen seien.
Bei der jüngsten Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für Hagen hatte die Behördenleiterin im April erstmals die Gruppe der Straftäter mit ausländischem Pass gesondert in den Fokus genommen, die NRW-Innenminister Herbert Reul auch beim Thema Messer-Kriminalität in den Mittelpunkt rückt: 44 Prozent aller Straftaten in Hagen (die Polizei bezieht sich auf Daten der Stadt Hagen und geht von 197.000 Einwohnern aus) wurden von Nicht-Deutschen begangen. Zur Einordnung: Die Zahl der Nicht-Deutschen in Hagen lag zuletzt bei 47.172.
Rumänen häufig straffällig
Beispiel: die Rumänen. 4878 von ihnen leben in Hagen. Damit machen sie lediglich zehn Prozent der nicht-deutschen Bevölkerung aus. Unter allen Nicht-Deutschen, die Straftaten begehen, schaffen sie es aber auf einen Anteil von 20 Prozent. „Wir sind keine Soziologen“, hatte Polizeipräsidentin Ursula Tomahogh erklärt und gleichzeitig festgestellt: „Die Herausforderungen werden immer größer.“ Und weiter: „Wir nehmen hier kein Blatt vor den Mund.“
„Wir müssen in deren Köpfe. Wir haben es viel zu lange verpasst, denen klarzumachen, dass man bei uns kein Messer braucht.“
Das gilt gewiss auch für Herbert Reul, der den Stadtteil Altenhagen Anfang 2023 besuchte: „Jung, männlich, in der Gruppe“, diese Täterkreis-Merkmale würden immer häufiger auftauchen - so der Minister. Und weiter erklärte er schon damals: „Wir müssen in deren Köpfe. Wir haben es viel zu lange verpasst, denen klarzumachen, dass man bei uns kein Messer braucht.“
Programm gegen Messer-Kriminalität
Worte, die er in ähnlicher Weise dieser Tage wiederholte. Am Mittwoch hatte er Journalisten zum Gespräch geladen, um ein Zehn-Punkte-Programm gegen Messerkriminalität vorzulegen. Dieser Termin war übrigens lange geplant, bevor er durch die tödlichen Angriffe von Solingen traurige und nicht absehbare Aktualität erhalten sollte. Zu den Maßnahmen zählen der Entzug des Führerscheins, mehr Waffenverbotszonen und Waffentrageverbote, mehr mobile Videoüberwachung und mehr Abschreckung durch polizeiliche Präsenz.
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„In 94 Prozent der Fälle sind es Männer. Die Hälfte der Tatverdächtigen ist jünger als 21 Jahre. Täter ohne deutschen Pass sind fast dreimal so stark vertreten wie ihr Anteil an der Bevölkerung.“
Reul hatte bei der Gelegenheit allerdings auch betont, dass das Konzept gegen Messergewalt keine Reaktion auf den Terroranschlag von Solingen sei, sondern eine Reaktion auf die allgemein steigende Zahl von Straftaten mit Messern: „Terroristen ist es egal, ob sie ein Messer haben oder eine andere Waffe. Es geht hier um die anderen, die auf Straßen und Plätzen unterwegs sind und das Messer in der Tasche haben.“
Weitere Taten in den letzten Wochen
„Wer sind die, die meinen, sie müssten bewaffnet durch NRW ziehen?“, hatte Reul in Düsseldorf gefragt. Und eine Antwort, die sich gewiss auch auf Hagen übertragen lässt, gleich mitgeliefert: „In 94 Prozent der Fälle sind es Männer. Die Hälfte der Tatverdächtigen ist jünger als 21 Jahre. Täter ohne deutschen Pass sind fast dreimal so stark vertreten wie ihr Anteil an der Bevölkerung.“
Zumindest die Polizei-Meldungen der letzten Tage lassen erahnen, dass sich die Statistik nicht ohne weiteres verschieben wird: Am 9. August hatte einen Ladendieb in einem Baumarkt ein Messer dabei. Gleiches galt für einen 37-Jährigen, der am selben Tag in der Innenstadt eine Lederjacke mitgehen ließ und geschnappt wurde. Am 25. Juli hatte ein Unbekannter eine 40-Jährige in Eilpe mit einem Messer verletzt. Auf Emst war Ende Juli eine Frau beim Gassigehen mit einem Messer angegriffen worden. Auch bei einem Straßenraub in Wehringhausen Anfang Juni nutzten die Täter ein Messer.