Hagen. Weinbar am Fluss, Hotel, Pflegecampus: Die Arbeiten in der Schraubenfabrik gehen voran. Investoren haben bereits einen Eröffnungstermin im Blick.
Von außen sieht es aus, als sei kaum etwas passiert. Als würde die alte Schraubenfabrik an der Bahnhofshinterfahrung weiter im Dornröschenschlaf liegen. Innen aber geht es in großen Schritten voran - das Millionenprojekt, das neuen Platz für 500 Pflegeschüler aus aller Welt schaffen soll.
Entstehen sollen neben einer neuen Pflegeschule auch eine Weinbar mit Terrasse am Fluss sowie ein großer Event-Raum im Erdgeschoss, ein Hotel mit 35 Doppelzimmern im Obergeschoss sowie weitere Flächen und Büros für Gesundheitsangebote. Schon im Dezember soll die Pflegeschule um- bzw. einziehen. „Bis dahin sollen auch der Gastro-Bereich - wir werden dort auf gesunde Angebote für die Schülerinnen und Schüler setzen - sowie das Hotel fertig sein“, gibt Olivia Aschke, die in Hagen bereits seit Jahren eine eigene Pflegeschule betreibt, Einblicke. „Der Platz an unserem bisherigen Standort reichte einfach nicht mehr - wir wollten uns erweitern. Das Projekt bot die Möglichkeit dazu“, erklärt sie den Hintergrund.
Strenge Vorgaben für Sanierung
Geschaffen werden soll in der zentralen Lage ein moderner Gesundheitscampus, erklärt die Mit-Investorin die Vision, die sie gemeinsam mit Immobilieninvestor Dr. Thomas Schmidt-Hansen vorantreibt, der für die Sanierung denkmalgeschützter Objekte reichlich Erfahrung mitbringt. Auf der Baustelle sind derzeit noch Tag und Nacht Handwerker im Einsatz. In weiten Teilen des Gebäudes ist bereits Fußbodenheizung verlegt, neue Fenster wurden verbaut, Rohre und Leitungen neu verlegt, Durchbrüche gemacht, neue Räume geschaffen. „In den Räumen der Pflegeschule, die mehrere hundert Quadratmeter umfassen, fehlen eigentlich nur noch die Böden und Möbel“, sagt Projektmanager Hendrik Klose, der Olivia Aschke im gesamten Planungsprozess unterstützt.
Und der verlangt vor allem Zeit und Nerven ab: „Für die Sanierung von Denkmalschutz-Objekten sind die Vorgaben hoch - was grundsätzlich ja richtig ist. Aber angesichts der Auflagen und enormen Bürokratie kann man auch jeden verstehen, der sich nicht mehr an solche Projekt wagt“, blickt Olivia Aschke auf den langwierigen Antrags- und Sanierungsprozess. „Sicher wäre ein Neubau schneller gegangen. Aber was soll ich sagen, wir haben uns einfach in die Immobilie verliebt, als wir zum ersten Mal hier standen.“
In dem backsteinroten Gebäude waren in der Glanzzeit von Funcke & Hueck knapp 1500 Mitarbeiter beschäftigt, 1844 wurde hier Hagens erste Dampfmaschine gebaut. Jahrelang war das 6000-Quadratmeter-Gebäude zuletzt dem Verfall preisgegeben. Dass es jetzt tatsächlich nur noch wenige Monate sind, bis hier die ersten Pflegeschüler in Praxis- und Seminarräumen unterrichtet werden, kann Olivia Aschke selbst kaum fassen. „Das Gebäude hat einen besonderen Charme, den wir in allen Teilen erhalten haben“, betont auch Hendrik Klose mit Blick auf die Baustelle.
Tunnel-Lösung und Park lassen auf sich warten
Während es in der Fabrik gut vorangeht, gibt es allerdings zwei Baustellen rundum, die wohl noch eine Weile im Dornröschenschlaf verweilen werden. „Aus unserer Sicht wäre vor allem die Tunnelöffnung vom Bahnhof in unsere Richtung immens wichtig, damit die Schüler uns vom Hauptbahnhof auf kurzem Weg zu Fuß erreichen können“, betont Olivia Aschke. Diesem Projekt wird zwar auch innerhalb der Politik höchste Priorität zugemessen. Realistisch gesehen könnten aber frühestens 2026, sofern bis dahin eine Einigung mit der Bahn erzielt wird, Förderanträge dafür gestellt werden - bis zur Reaktivierung des Werdetunnels dürften daher noch mehrere Jahre ins Land ziehen.
Fast genauso lange dauern dürfte es, bis die Dreiecksfläche am Zusammenfluss der Volme und Ennepe Gestalt annimmt. Sie liegt genau auf der anderen Flussseite, gegenüber der alten Fabrik. „In Gesprächen hieß es, dass die Stadt dort eine schöne Parkfläche schaffen möchte. So entsteht ein Erholungsraum für Schüler und Gäste und neues Grün in der Stadt“, ist Olivia Aschke überzeugt von der Idee. Allerdings müssen die Schülerinnen und Schüler auch hier für die nächsten Jahre zunächst auf eine Brachfläche blicken, sollte nicht ein planerisches Wunder geschehen: Eine Antwort für das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren erwartet die Verwaltung frühestens im Jahr 2027. Erst dann können Förderanträge gestellt und mit der Planung begonnen werden. An eine Durchführung vor 2028 ist kaum zu denken.
Was aber bleibt, ist die gute Nachricht, dass das historische Gebäude eine Zukunft hat - und dass dort bald wieder Leben einzieht. „Für uns ist das wirklich ein Herzensprojekt“, sagt Olivia Aschke und lächelt. Bis dahin stehen noch einige stressige Monate bevor. „Am Ende wird sich, da sind wir uns sicher, der Aufwand aber gelohnt haben.“