Hagen. In der Silvesternacht 2022/23 wurde der Rentner Kosta in Hagen brutal überfallen. Jetzt ist der Fall Thema bei „Aktenzeichen XY ungelöst“.

Es war ein Überfall, der an Brutalität kaum zu überbieten ist. In der Silvesternacht 2022/23 drangen vermutlich zwei Jugendliche in die Wohnung des Rentners Kosta am Bodelschwingh-Platz in Hagen ein und verprügelten den 80-jährigen Griechen. Ein Jahr später starb Kosta an den Folgen der Tat.

Seit eineinhalb Jahren fahnden Kriminalhauptkommissar Jan Ritter als Leiter der Mordkommission „Schläger“ und seine Kollegen nun nach den Tätern. Ohne Erfolg. Jetzt erhoffen sie sich durch die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ neue Hinweise.

Einbruchsversuch schon Mitte Dezember

Rückblick: Jener Mann, den rund um den Platz im unteren Wehringhausen alle unter dem Spitznamen Kosta kannten, lebte friedlich allein in seiner Wohnung. Kosta war nicht mobil. Nachbarn kümmerten sich um den 80-Jährigen, kauften für ihn ein. Ein Umzug in ein altengerechtes Wohnen war geplant.

Sie haben mit einem Baseballschläger auf ihn eingeprügelt.
Jan Ritter - Kriminalhauptkommissar

Dann kam jener Tag Mitte Dezember 2022, als Fremde zum ersten Mal versuchten, in seine Wohnung einzubrechen. Ob es sich dabei um dieselben Täter handelte, die ihn Wochen später so brutal überfallen würden, „das ist Spekulation“, sagt Jan Ritter, „es kann so sein, muss es aber nicht.“

Schrank vor der Wohnungstür

Tatsache aber ist, dass sich der Rentner seit jenem Tag nicht mehr sicher in seiner Wohnung fühlte. Da die Wohnungstür nicht mehr richtig schloss, schob er einen Schrank vor die Tür. Wenn er die Wohnung verlassen musste, kletterte er durch ein Fenster in den Hinterhof.

Jan Ritter ist Leiter der Mordkommission „Schläger“ bei der Polizei Hagen. Er ermittelt im Fall des Griechen Kosta, der bei einem Überfall in seiner Wohnung in der Silvesternacht 2022/23 brutal zusammengeschlagen wurde und später starb. Das Verbrechen ist Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.
Jan Ritter ist Leiter der Mordkommission „Schläger“ bei der Polizei Hagen. Er ermittelt im Fall des Griechen Kosta, der bei einem Überfall in seiner Wohnung in der Silvesternacht 2022/23 brutal zusammengeschlagen wurde und später starb. Das Verbrechen ist Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. © WP | Jens Stubbe

Durch dieses - so nimmt es die Polizei an - müssen auch die Täter, die ihn so brutal überfielen, in die Wohnung gekommen sein. „Sie haben mit einem Baseballschläger auf ihn eingeprügelt“, sagt Jan Ritter, „daran haben wir Blutspuren gefunden.“

Kosta äußert sich gegenüber Polizisten

Kosta, der nach der Tat in einer Hagener Pflegeeinrichtung leben musste und nicht mehr sprechen konnte, äußerte sich nur unmittelbar nach der Tat gegenüber jenen Polizisten, die zuerst am Tatort eingetroffen waren. „Man kann da aber nicht von einer Vernehmung reden“, sagt Jan Ritter, „er konnte kaum reden. Aber er hat den Beamten deutlich gemacht, dass wohl zwei Jugendliche die Täter waren.“

Ein Baseballschläger ist die Tatwaffe im Fall des Griechen Kosta, der bei einem Überfall in seiner Wohnung in Hagen in der Silvesternacht 2022/23 brutal zusammengeschlagen wurde und später starb.
Ein Baseballschläger ist die Tatwaffe im Fall des Griechen Kosta, der bei einem Überfall in seiner Wohnung in Hagen in der Silvesternacht 2022/23 brutal zusammengeschlagen wurde und später starb. © WP | Polizei Hagen

Die folgenden Ermittlungen unterstützen das. Mantrailing-Hunde werden eingesetzt und verfolgen die Spur der Täter. An diversen Orten im Stadtteil schlagen sie an. Von Kreuzspuren spricht die Polizei. „Sie sind ein Indiz dafür, dass die Täter aus dem Umfeld kommen“, erklärt Ritter. Die Hunde gaben am Skaterpark gegenüber Signale, in einem Aldi-Markt im Stadtteil. „Und zwar nicht dort, wo Mehl oder Milch stehen, sondern Produkte, die typischerweise auch von Jugendlichen gekauft werden.“

Durch seinen Tod hat das Verbrechen noch einmal eine andere Dimension bekommen. Wir ermitteln wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge.
Jan Ritter - Kriminalhauptkommissar

Verfahren gegen Schüler aus Haspe

Einen entscheidenden Hinweis erhält die Kriminalpolizei in Haspe: Denn auch bei einem Einsatz an einer Schule in Haspe schlägt der Hund an. Und zwar direkt vor einem einzelnen Schüler. „Gegen ihn läuft ein Verfahren. Allerdings reicht der Hinweis des Hundes allein vor Gericht als Beweis nicht aus“, so Ritter, „wir sind in der Klasse auf eine Mauer des Schweigens gestoßen.“

Der Grieche Kosta lebte bis zu seinem Tode in einem Pflegeheim in Hagen.
Der Grieche Kosta lebte bis zu seinem Tode in einem Pflegeheim in Hagen. © Alex Talash | Alex Talash

Eine der Hoffnungen ist, dass diese Mauer nun zu bröckeln beginnt. Vielleicht durch die TV-Sendung, vielleicht aber auch, weil es sich um den Abschlussjahrgang gehandelt hat und damals Kosta auch noch lebte. „Durch seinen Tod hat das Verbrechen noch einmal eine andere Dimension bekommen. Wir ermitteln wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge“, erklärt Ritter. „Wir können uns auch vorstellen, dass nun, nachdem es die Klassenstrukturen nicht mehr gibt, ehemalige Schüler doch noch bereit sind, auszusagen.“

Baseballschläger ist die Tatwaffe

Auch auf der Tatwaffe, dem Baseballschläger, finden sich Spurenelemente. „Aber die konnten wir niemandem zuordnen“, sagt Jan Ritter. „In Tatortnähe wurden zwei Jugendliche, ca. 15 oder 16 Jahre alt, beobachtet“, sagt Ritter, „ob es sich um Zeugen oder möglicherweise um die Täter handelt, können wir nicht sagen. Wir haben eine recht allgemeine Beschreibung - weiße Schuhe, schwarze Hose - und suchen nach ihnen.“

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Mittlerweile ist für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung in Höhe von 1500 Euro ausgesetzt. Die Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ wird am Mittwoch, 5. Juni, im ZDF ausgestrahlt. Wer darüber hinaus Hinweise zum Fall geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei Hagen unter 02331/9862066 zu melden.