Hagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Sie erhofft sich neue Hinweise über „Aktenzeichen XY“.
Dieser Fall hat ganz Hagen erschüttert - und nun ist das traurige Ende zu vermelden: Kosta (81), der Grieche aus Wehringhausen, dem am Silvesterabend 2022 brutal der Schädel eingeschlagen wurde, ist tot.
Mehrere Einbrecher, sehr wahrscheinlich Jugendliche, waren durch das Hoffenster in seine Erdgeschosswohnung am Bodelschwinghplatz eingedrungen und hatten dem wehrlosen Senior rücksichtslos mit einem Baseballschläger auf den Kopf geschlagen. Die überraschende Todesnachricht schockiert auch die Ermittler der Mordkommission „Schläger“, die in diesem Fall seit einem Jahr nicht weitergekommen sind.
Seit dem Tattag ums Überleben gekämpft
Wie diese Zeitung aus dem familiären Umfeld des Verstorbenen erfuhr, wurde der Leichnam inzwischen nach Griechenland überführt und dort beigesetzt. Eine Lungenentzündung gilt als Todesursache. „Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Kostas Tod und der Tat gibt, muss medizinisch geklärt werden“, fordert Philippos Botsaris, der Anwalt des Opfers: „Mein Mandant hat seit dem Tattag um sein Überleben gekämpft. Er war mit schwersten Folgen bettlägerig, das wird zu seinem gesundheitlichen Abbau beigetragen haben.“
„Mein Mandant hat seit dem Tattag um sein Überleben gekämpft. Er war mit schwersten Folgen bettlägerig, das wird zu seinem gesundheitlichen Abbau beigetragen haben“
Noch in der Neujahrsnacht war der betagte Grieche mit erheblichen Kopfverletzungen in eine Spezialklinik nach Duisburg gebracht worden. Wegen schwerer Hirnblutungen musste die Schädeldecke komplett geöffnet werden. Sechs Wochen lang kämpfte Kosta auf der Intensivstation ums Überleben. Direkt von dort kam er auf eine Pflegestation ins Evangelische Altenheim Haspe. Da konnte er schon nicht mehr sprechen, dämmerte im Bett vor sich hin. Eine apfelsinengroße Delle an der rechten Kopfseite erinnerte bis zuletzt an das grausame Verbrechen.
Spürhunde führen Kripo in eine Schule
Viereinhalb Monate nach dem brutalen Überfall, Mitte Mai vergangenen Jahres, schien Bewegung in die Ermittlungen der Mordkommission zu kommen. Unsere Zeitung berichtete: Der Einsatz von sogenannten Mantrailern, acht speziell ausgebildeten Spürhunden, führte die Kriminalbeamten vom Tatort in Wehringhausen zu einer Schule in Haspe. Dort wurden am nächsten Morgen alle Schüler der beiden 10. Klassen in der Mensa versammelt und anschließend in ihre Klassenräume zurückgeschickt.
Ein Spürhund schlug, so die Staatsanwaltschaft damals, bei fünf Schülern an. Alle Verdächtigen waren zur Tatzeit minderjährig. Heute ist der Älteste 18, der Jüngste 16 Jahre alt - deshalb halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft über den Stand der Ermittlungen bewusst bedeckt. Ob DNA von den fünf tatverdächtigen jungen Männern genommen und mit den gesicherten Spuren am Baseballschläger verglichen wurde, darüber wird geschwiegen. Opfer-Anwalt Philippos Botsaris hatte dreimal vergeblich Akteneinsicht beantragt: Stets hieß es, die Akten seien „versandt“. Inzwischen sind die Unterlagen bei ihm eingetroffen, doch die DNA-Untersuchungsergebnisse des Landeskriminalamts liegen immer noch nicht vor.
Staatsanwaltschaft prüft Körperverletzung mit Todesfolge
Die grausame Bluttat, die in Hagen für großes Aufsehen sorgte, wird von der Staatsanwaltschaft Hagen nunmehr als „Körperverletzung mit Todesfolge“ verfolgt - und soll im Sommer bundesweit über die Fernsehschirme flimmern: Ein Filmbeitrag in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ ist geplant, das Drehbuch ist bereits verfasst. Eine hohe Belohnung, wie sie bei den Fernsehfällen üblich ist, könnte mögliche Mitwisser anlocken. Vielleicht melden sich auch ehemalige Schüler aus der 10. Klasse und brechen ihr Schweigen, hoffen die Ermittler. Staatsanwalt Dr. Tobias Schülken: „Wir setzen alles daran, dass dieses Verbrechen, das mit äußerster Brutalität begangen wurde, am Ende aufgeklärt wird.“
„Wir setzen alles daran, dass dieses Verbrechen, das mit äußerster Brutalität begangen wurde, am Ende aufgeklärt wird“