Hagen. Kerem Ulusoy (23) aus Hagen hat eine Blitzkarriere hingelegt. Vor zwei Jahren stampfte er seine Firma aus dem Boden, jetzt hat er 17 Mitarbeiter.

Vor drei Jahren lag Kerem Ulusoy aus Hagen am Boden. Der Traum von einer Karriere im Profifußball war nach einer schweren Knorpelverletzung im Knie ausgeträumt. Die Hauptschule in Vorhalle hatte er nach der zehnten Klasse mit Ach und Krach abgeschlossen. „Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt, auf den Fußball“, erinnert er sich an seine Zeit in der Junioren-Bundesliga bei Rot-Weiß Essen: „Die Diagnose von dem Knorpelschaden war ein riesiger Schock für mich. Ich war fix und fertig.“

Kerem Ulusoy (23) hat vor zwei Jahren ein Schienenunternehmen gegründet und schon 17 Angestellte. 
Kerem Ulusoy (23) hat vor zwei Jahren ein Schienenunternehmen gegründet und schon 17 Angestellte.  © WP | Michael Kleinrensing

Heute ist Ulusoy ein freundlicher, erfolgreicher Unternehmer. Er ist immer noch blutjung, gerade mal 23. Doch den Keulenschlag, der seine Ambitionen als Fußballer beendete, hat er weggesteckt. Mit den Männern, die für ihn schuften, ist er täglich auf den Schienen in Hagen und den Nachbarstädten unterwegs. Er hat seine eigene Firma gegründet, die Bahndienste Ulusoy. „Was soll ich sagen?“, überlegt er: „Es fühlt sich cool an. Aber ich will bodenständig bleiben. Ich bin keiner, der durchdreht.“

Besonderes Verhältnis zu Vater Hamza

17 Mitarbeiter beschäftigt er inzwischen. Sie tauschen Gleise aus und Bahnschwellen, sorgen dafür, dass das Schotterbett stabil und elastisch bleibt. Wie eine Autostraße, so muss auch eine Schienenstrecke regelmäßig gewartet, repariert oder neugebaut werden, erläutert Ulusoy.

Und das macht er mit seiner Firma. Die Aufträge erhält er zumeist von der Deutschen Bahn oder von anderen Unternehmen, die für die Bahn tätig sind. In der Branche hat er sich bereits einen Namen gemacht. „Mit Kerem kann man prima zusammenarbeiten“, sagt Dervis Celik, Polier bei einer dieser großen Firmen: „Die Absprachen funktionieren, außerdem besitzt er eine gute Ortskenntnis.“

Mit schweren Maschinen werden die Schienenstränge in Hagen aufbereitet. 
Mit schweren Maschinen werden die Schienenstränge in Hagen aufbereitet.  © WP | Michael Kleinrensing

Der wichtigste Mensch im Leben von Kerem Ulusoy ist jedoch sein Vater Hamza (50). Der war 15 Jahre lang als Rangierbegleiter tätig und hat Kerem mit der Arbeit auf den Schienen vertraut gemacht. Wenn Kerem von seiner Firmengründung und dem schnellen Aufstieg spricht, dann betont er, das habe er alles seinem Papa zu verdanken: „Er hat mir Mut gemacht und mir gesagt, dass es in diesem Gewerbe viel zu tun gibt.“

Die ganze Verwandtschaft eingestellt

Mittlerweile arbeitet Hamza Ulusoy als Disponent in der Firma seines Sohnes. Angefangen hat Kerem aber allein, den ersten Auftrag nach Gründung seiner Firma vor zwei Jahren in Recklinghausen hat er ohne Mitarbeiter erledigt. Doch dann ging alles rasend schnell. Auftrag folgte auf Auftrag, so dass Kerem zuerst seinen Vater, dann seinen Bruder, dann seine Cousins und schließlich die ganze verfügbare Verwandtschaft einstellte. Es folgten Mitarbeiter, die nicht zur Familie gehören, denn das Unternehmen wächst: „Und wir wollen weiter wachsen“, sagt Kerem: „Wir wollen größer werden.“

Kerem Ulusoy musste den Traum von einer Karriere aus Profifußballer begraben, doch als Jungunternehmer in Hagen hat er sein Glück gemacht.
Kerem Ulusoy musste den Traum von einer Karriere aus Profifußballer begraben, doch als Jungunternehmer in Hagen hat er sein Glück gemacht. © WP | Michael Kleinrensing

Neben seinem Vater sei Regina Bielefeld, die Sekretärin, seine wichtigste Mitarbeiterin, erzählt er. Sie nimmt ihm den ganzen Papierkram ab. Es sei gar nicht so einfach, in Deutschland ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen: „Man muss sehr viel Schriftverkehr erledigen. Das liegt mir nicht so. Ich bin lieber draußen bei meinen Männern an der frischen Luft.“

Viele Benefits für die Mitarbeiter

Und um die Arbeiter bei Laune zu halten, aber auch um neue Leute zu gewinnen, die er braucht, wenn er mit seiner Firma weiter wachsen will, geizt Kerem nicht mit Mitarbeiter-Benefits. Dazu gehören ein Golf 8 als Dienstwagen, eine Tankkarte und ein Smartphone. Wer bei ihm arbeiten will, muss zuvor drei Monate lang die Eisenbahnschule besuchen und den Autoführerschein besitzen: „Damit man von Baustelle zu Baustelle fahren kann.“

Kerem ist Hagener durch und durch, er ist in Vorhalle aufgewachsen und wohnt dort noch immer, bei der SG 09 hat er das Fußballspielen gelernt. Er träumt noch immer von einer großen Karriere, aber nicht mehr im Fußball. Aus seiner Firma will er etwas machen. Wenn er heute träumt, dann nicht mehr davon, das entscheidende Tor im WM-Finale zu schießen.

Er träumt von einem Bagger mit dem Schriftzug „Bahndienste Ulusoy“.