Brilon/Olsberg. Die Firma Oventrop schließt ihr Werk in Olsberg Ende 2026. IG Metall und Betriebsrat werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Hintergründe.
Nach dem mittlerweile beschlossenen Abbau von mehr als 200 Arbeitsplätzen im Sauerland, kündigt die Firma Oventrop nun an, sich bis Ende 2026 aus Olsberg zurück zu ziehen. Das Unternehmen werde seine Kräfte am Standort Brilon bündeln. IG Metall und der Betriebsrat wurden informiert, aber nicht in den Entscheidungsprozess mit eingebunden. Das führt zu Kritik an der Unternehmensführung.
„Das heimische Familienunternehmen Oventrop wird seine Geschäftstätigkeit in Deutschland bis Ende 2026 am Standort Brilon zusammenführen. Neben der Produktion soll dort künftig auch die Verwaltung des Unternehmens eine neue Heimat finden“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
„Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen ist es nicht sinnvoll, zwei Standorte in unmittelbarer Nähe zueinander zu unterhalten.“
„Nach der Schließung der Gießerei und dem geplanten Umzug der wenigen, aktuell noch in Olsberg verbliebenen Produktionsabteilungen nach Brilon haben wir nun entschieden, künftig auch mit der Verwaltung unseres Unternehmens nach Brilon zu gehen. Dort haben wir genügend Platz, um zusätzliche Büroräume zu schaffen. Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen ist es nicht sinnvoll, zwei Standorte in unmittelbarer Nähe zueinander zu unterhalten“, so Geschäftsführer Johannes Rump.
Oventrop schließt Standort Olsberg: Was passiert mit den Arbeitsplätzen?
Auf Nachfrage der Westfalenpost äußerte sich Oventrop am Dienstag (18. Februar) auch zum Thema Arbeitsplätze. Aktuell seien am Standort Olsberg rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Dies sei im Zuge der Konsolidierungsmaßnahmen - Oventrop baut rund 200 Arbeitsplätze in Brilon und Olsberg ab und verlagert einen Teil der Fertigung ins polnische Werk in Szydtowiec - aber eine Zahl, die einer dynamischen Entwicklung unterliege. Stand heute sei kein darüber hinaus gehender Arbeitsplatzabbau geplant, hieß es. Der durch die Teilverlagerung nach Polen gewonnene Platz könne in Brilon nun für die Mitarbeiter genutzt werden, die Ende 2026 aus Olsberg wechseln. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass es durch die räumliche Nähe von Brilon und Olsberg in den meisten Fällen problemlos möglich sei, nach Ende 2026 den Arbeitsplatz statt in Olsberg in Brilon zu haben. Das Unternehmen biete für Mitarbeiter, für die ein Pendeln nach Brilon problematisch sei, Gespräche an.
Was mit der Immobilie von Oventrop in Olsberg geschieht, ist noch nicht geklärt. Man sei in Gesprächen, hieß es von Seiten des Unternehmens. Spruchreif sei aber noch nichts.
Betriebsrat und IG Metall erst nach Entscheidung informiert
Betriebsratschef Wolfgang Geilen und IG-Metallchef Helmut Kreutzmann kritisieren unterdessen übereinstimmend, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. „Wir wurden wie üblich erst nach der Entscheidung informiert. Informations- und Beratungsrechte des Betriebsrats spielen weiterhin keine Rolle im Unternehmen“, sagte Geilen gegenüber der Westfalenpost. Der Betriebsrat könne daher aktuell nicht bewerten, welche Auswirkungen die Entscheidung zum Rückzug von Oventrop aus Olsberg hat. Geilen sagt, es „könnte es betriebswirtschaftlich durchaus Sinn ergeben.“ Da dem Betriebsrat keine Daten vorlägen, habe er auch keine Bewertungsmöglichkeit. Bislang im unklaren gelassen sei der Betriebsrat auch darüber, ob es zu einem Arbeitsplatzabbau komme. „Das ist zu befürchten. Das hat der Betriebsrat im Auge und wird versuchen entsprechend agieren.“
„Wir werden jedenfalls alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen, den Standort Brilon zu stärken.“
Betriebsratschef Geilen hofft allerdings, dass die Arbeitsplätze von Olsberg nach Brilon verlagert werden. „Durch die Auslagerung von Produktionssegmenten nach Polen stehen dort Flächen zur Verfügung, die mit den Produktionsabteilungen, der Verwaltung von Olsberg und durch weitere sinnvolle Investitionen genutzt werden können. Ob das aber geschieht, das kann der Betriebsrat momentan nur hoffen. Wir werden jedenfalls alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen, den Standort Brilon zu stärken“ ,sagt er.
„Wie in der Vergangenheit nehme ich die Information mit Erstaunen zur Kenntnis. “
Die IG Metall erfuhr von der Entscheidung über die Schließung des Standortes Olsberg erst von Beschäftigten des Unternehmens und aus dem Betriebsrat. „Die IG Metall Olsberg wurde in guter, alter Familientradition, seit den vielfältigen Veränderungen im Management und der Beraterlandschaft, nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden“, kritisierte der erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft, Helmut Kreutzmann, die Kommunikationsstrategie des Unternehmens gegenüber der WP. Unternehmen seien zwar nicht verpflichtet dies zu tun. „Es bleibt aber zu erwähnen, es gibt im Altkreis Brilon etliche Unternehmen, die genau dies tun. Sie nutzen die Sozialpartnerschaft um gute, einvernehmliche Lösungen mit uns der Arbeitnehmervertretung hinzubekommen“, so Kreutzmann.
Eine Zusammenführung der beiden Standorte können durchaus betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. Da die IG Metall nicht einmal informell in den Prozess eingebunden worden sei, könne er keine Bewertung über Folgen der Maßnahme abgeben. „Ob sich das rechnet? Ob die Arbeitsplätze alle erhalten bleiben? Ob die Entscheidung planvoll durchdacht ist? Eine Bewertung ist nicht möglich. Wie in der Vergangenheit nehme ich die Information mit Erstaunen zur Kenntnis“, so Kreutzmann.
Nach seinem Kenntnisstand seien im Informationsaushang im Unternehmen nicht zu allen Abteilungen Aussagen getroffen worden. „So soll die Kunststoffabteilung noch offen sein“, sagt Kreutzmann.
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