Brilon/Olsberg. Nach der Massenentlassung steht der Sozialplan bei Oventrop. Das Misstrauen der Gewerkschaft ist groß. Nun sagt das Unternehmen etwas zur Zukunft

Im Spätsommer 2023 traf die Belegschaft der Firma Oventrop eine Nachricht, die viele Mitarbeiter in Brilon und Olsberg erschütterte: Das Unternehmen plant einen erheblichen Stellenabbau. Bis Ende 2025 sollen mehr als 200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Diese Ankündigung hat tiefe Gräben zwischen der Unternehmensleitung und der Gewerkschaft IG Metall aufgerissen.

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„Sehr viel glauben tue ich ihnen nicht mehr“, äußert sich Helmut Kreutzmann, Vorsitzender der IG Metall, deutlich in einem Gespräch mit der Westfalenpost. Seine Worte spiegeln das Misstrauen wider, das die Gewerkschaft gegenüber der Oventrop-Geschäftsführung hegt. Die Sorge, dass weitere Stellenkürzungen folgen könnten, ist groß. Kreutzmann erläutert: „Normalerweise gibt es nach einem Stellenabbau eine Bestandsgarantie von zwei bis vier Jahren für die verbleibenden Mitarbeiter. Oventrop verzichtet da jedoch völlig drauf.“ Dieses Fehlen einer Garantie schürt die Befürchtung, dass die angekündigten Maßnahmen nicht die letzten sein könnten. Völlig kann der Unternehmenssprecher Dr. Christian Rohrlack diese Befürchtungen nicht aus der Welt schaffen: „Wir sind gerade in einem schwierigen Marktumfeld für die SHK-Branche, das spüren auch viele andere Unternehmen. Wir verfolgen die aktuelle Marktentwicklung genau und wünschen uns eine konjunkturelle Belebung“, so Rohrlack auf Anfrage der Westfalenpost.

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Umstellung der Produktion

Oventrop plant den Stellenabbau seit rund einem Jahr. Die Produktionsstandorte in Brilon und Olsberg sind davon besonders betroffen. Hintergrund ist eine Umstellung in der Produktion: Die Fertigung soll im Sauerland auf den Standort Brilon konzentriert werden, wo künftig zwei der drei geplanten Segmente angesiedelt werden sollen. Diese Umstrukturierung umfasst auch die Einrichtung von Kompetenzzentren, die von Brilon aus Vorprodukte in die einzelnen Segmente liefern sollen. Das dritte Segment wird im polnischen Szydtowiec aufgebaut, wo Oventrop seit 2021 ein Werk betreibt.

Der Standort Olsberg von Oventrop.
Der Standort Olsberg von Oventrop. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmensführung waren alles andere als einfach. Es gab Zeiten, in denen der Gesprächsfaden völlig abgerissen schien. „In den bisherigen drei Terminen der Einigungsstelle zwischen Oventrop und dem Betriebsrat haben wir versucht, eine Lösung zum Interessenausgleich und Sozialplan zu erreichen. Es konnte keine Einigung zu einem Interessenausgleich gefunden werden“, erklärte Dr. Christian Rohrlack, Unternehmenssprecher von Oventrop im Juli gegenüber der Westfalenpost.

Zusätzliche Zahlungen für Kinder und schwerbehinderte Beschäftigte

Mittlerweile steht der Sozialplan jedoch, der den Mitarbeitern von Oventrop auf einer Betriebsversammlung vorgestellt wurde. Dieser wurde mit den Stimmen der Arbeitgeberseite und des Vorsitzenden von der Einigungsstelle verabschiedet. Der Plan sieht vor, dass Abfindungen je nach Alter in Höhe von 0,4 bis 0,55 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr gezahlt werden. Zusätzlich sind Zahlungen für Kinder sowie für schwerbehinderte Beschäftigte vorgesehen. „Wir befinden uns mittlerweile in der Umsetzung des Sozialplanes“, so Oventrop-Sprecher Dr. Christian Rohrlack.

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Trotz der schwierigen Situation bleibt Kreutzmann optimistisch, dass die gekündigten Mitarbeiter bald eine neue Anstellung finden werden. „Wir haben von der Gewerkschaft mal eine Umfrage gemacht. In vielen Firmen sind die Mitarbeiter vom Jahrgang 1965 und älter. Die werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Es wird einen großen Bedarf geben“, erklärt der Gewerkschaftsführer.

Allerdings macht er sich Sorgen um zwei spezielle Gruppen: „Das sind zum einen die nur wenig qualifizierten Mitarbeiter. Die müssen wir für den Arbeitsmarkt fit machen.“ Hier bietet die Arbeitsagentur laut Kreutzmann einige gute Programme an. Besonders besorgt zeigt er sich jedoch über die Situation alleinerziehender Teilzeitkräfte: „Da kann es schwierig werden, sie zu familienfreundlichen Zeiten möglicherweise auch im Sichtdienst unterzubringen“, befürchtet er.