Brilon/Olsberg. Neuausrichtung bei Oventrop: Es fallen mehr Stellen in Brilon und Olsberg weg, als bisher bekannt. Geschäftsführer Johannes Rump über die Pläne.

Der Schock bei der Firma Oventrop im Spätsommer 2023 war groß, als bekannt wurde, dass das Unternehmen in Brilon und Olsberg einen massiven Stellenabbau plant. Die Pläne zur Restrukturierung sorgten für viel Missstimmung innerhalb des Unternehmens und auch bei der Gewerkschaft IG Metall. Fünf Monate später wird nun deutlicher, was Oventrop an ihren Sauerland-Standorten plant. Geschäftsführer Johannes Rump bestätigte gegenüber der Westfalenpost, dass jetzt der Abbau von insgesamt 230 Arbeitsplätzen in Brilon und Olsberg geplant wird: 170 Jobs sollen in der Produktion wegfallen und weitere 60 in der Verwaltung. Das Unternehmen beschäftigt an den beiden Standorten aktuell 1045 Mitarbeiter (darunter 68 Auszubildende), davon arbeiten aktuell in der Verwaltung 351 Menschen (darunter 33 Azubis). Das sind mehr Stellen, die wegfallen sollen, als bislang bekannt.

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Parallel zum jetzt geplanten Arbeitsplatzabbau im Sauerland wird im polnischen Werk in Szydtowiec ein Produktionssegment aufgebaut. Dort entstehen neue Jobs. Gründe für den signifikanten Stellenabbau in Deutschland sei vor allem eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens, aber auch konjunkturelle Faktoren spielten eine Rolle.

Kernpunkt ist die strategische Neuausrichtung des Unternehmens

„Wir stehen vor großen Herausforderungen an den internationalen Märkten“, sagt Rump. Mitbewerber produzierten zunehmend in Niedriglohnländern. „Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben“, sagt Rump. Oventrop habe wie viele andere Unternehmen durch den Rückgang in der Baubranche auch aktuell mit konjunkturellen Auftragsrückgängen zu kämpfen und diese erfordern ebenfalls Kosteneinsparungsmaßnahmen. Dazu gehörte neben der starken Reduzierung im Sachkostenbereich auch das Instrument der Kurzarbeit, sowie der bereits durchgeführte Personalabbau im Dezember letzten Jahres.

Alle diese Maßnahmen dienen dem Ziel, Oventrop langfristig als zukunftsfähiges, finanziell unabhängiges Familienunternehmen aufzustellen und somit langfristig Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.
Johannes Rump - Geschäftsführer von Oventrop

Kernpunkt der Restrukturierung sei aber eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens, so Rump. Dabei setze Oventrop auf die wachsende Bedeutung der internationalen Märkte und entwickelte dazu die „Unternehmensstrategie 2030“. Deutschland bleibe ein wichtiger Absatzmarkt – und ein wichtiger Standort für Oventrop. Mit der Neuausrichtung werde aber die „Internationalisierung der Oventrop-Gruppe und damit eine stärkere Diversifizierung in weitere Märkte außerhalb Deutschlands mit einem globalen Produktportfolio“ in den Fokus rücken. Gestärkt werden sollen die Kernkompetenzen des Unternehmens im Bereich Hydraulik, Stationstechnik und Raumklima, sowie Erschließung zusätzlicher Wachstumsfelder in der Nah- und Fernwärme und der digitalen Haustechnik (Smart Building/Smart Home).

Das Werk von Oventrop  im Ortsteil Bigge in Olsberg wird reiner Verwaltungssitz.
Das Werk von Oventrop im Ortsteil Bigge in Olsberg wird reiner Verwaltungssitz. © Olsberg | Hans Blossey

Für diesen Weg sei die Neuausrichtung der Produktion ein entscheidender Faktor. „Dafür investieren wir in die Produktionsstandorte Brilon und Szydłowiec“, erklärt Rump. Olsberg bleibe Verwaltungssitz der Oventrop-Gruppe. „Alle diese Maßnahmen dienen dem Ziel, Oventrop langfristig als zukunftsfähiges, finanziell unabhängiges Familienunternehmen aufzustellen und somit langfristig Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern“, versichert der Geschäftsführer. Ziel sei es, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Investition in ein modernes Ausbildungszentrum

„Es ist auch keine einfache Situation für das Unternehmen“, sagt Rump mit Blick auf den geplanten Arbeitsplatzabbau. „Wir sind in permanenter Kommunikation mit Mitarbeitern und dem Betriebsrat, um Vorbehalte und Ängste abzubauen“, versichert er: „Ich bin zuversichtlich, dass ein Großteil der Mitarbeiter dies weiß und bereit sein wird, diesen Weg mit uns zu gehen.“

Die jetzt begonnene Restrukturierung diene auch dazu, um auch künftig in das Unternehmen reinvestieren zu können. „Wir investieren deutlich in den Standort Brilon. Konkret bedeutet dies, dass wir die Segmentfertigung für die Kompetenzfelder Stationstechnik und Raumklima einführen. Wir werden die Kompetenzzentren Dreherei, Vollautomaten und Kunststofffertigung fortführen. Und wir investieren in ein modernes Ausbildungszentrum. Dies alles unterstreicht, wie wichtig uns die Ausbildungschancen hier vor Ort und langfristige berufliche Perspektiven bei Oventrop sind. Wir stehen als Unternehmen vor der demografischen Herausforderung und möchten auch jungen Menschen eine langfristige Perspektive schaffen.“

Nachdem im Spätsommer 2023 die ersten Restrukturierungspläne bekannt wurden, geht es nun an die Umsetzung. In der vergangenen Woche haben laut Rump die Verhandlungen mit dem Betriebsrat begonnen. Die Mitarbeiter wurden in zwei Mitarbeiterversammlungen in Olsberg und Brilon von der Geschäftsführung informiert.