Brilon/Olsberg. Oventrop plant in Brilon und Olsberg 230 Stellen abzubauen. Die Sorgen sind groß bei Mitarbeitern und Betriebsrat. Es rumort im Unternehmen.
Der Betriebsrat der Firma Oventrop ist weiterhin mit den Plänen zur Restrukturierung der Oventrop-Gruppe in Brilon und Olsberg nicht einverstanden. In einem Schreiben an die Mitarbeiter kritisiert er die Geschäftsführung und ihre betriebsinterne Kommunikation im Zusammenhang mit der geplanten Restrukturierung und dem damit verbundenen Stellenabbau.
Der Betriebsrat sei am 16. Februar darüber informiert worden, dass „entgegen den Aussagen der Geschäftsführung in den Informationsterminen zur Einführung der Kurzarbeit, weiterer massiver Personalabbau mit betriebsbedingten Kündigungen geplant wird“, schreibt Betriebsratschef Wolfgang Geilen in einer Stellungnahme. Zusätzlich zu den im Herbst 2023 angekündigten 175 Stellen im Produktionsbereich kommen jetzt - wie von Oventrop-Geschäftsführer Johannes Rump im Gespräch mit der Westfalenpost bestätigt - 60 Stellen aus der Verwaltung hinzu.
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Management: Betriebsrat zieht Parallele zu Ritzenhoff
„Dieses große Ausmaß hat uns sehr überrascht. Es bestätigt aus der Sicht des Betriebsrats die schlechte Personalpolitik der letzten Jahre. Die Unternehmensführung war aus unserer Sicht viel zu sehr mit Außendarstellungen beschäftigt, anstatt sich mit den strukturellen, wirtschaftlichen Problemen an den Standorten auseinanderzusetzen“, kritisiert der Betriebsrat. Man habe in dieser Zeit die hauseigene Kompetenz massiv reduziert und die Planung und Verantwortung „in die Hände von sehr teuren Beratern gelegt, was aber offensichtlich überhaupt nicht zu Verbesserungen geführt hat“. Trotz dieser Berater sei das Betriebsergebnis weiter ins Negative gerutscht. Der Betriebsratsvorsitzende von Oventrop, Wolfgang Geilen, sorgt sich. In der Stellungnahme des Betriebsrats heißt es mit Blick auf Entscheidungen des Managements: „Parallelen zur Firma Ritzenhoff sind unverkennbar.“
Vorwurf: Informationspolitik nach der Salamitaktik
Der Betriebsrat vermisst eine offene Kommunikationsstrategie: „Dazu wurde der Betriebsrat nie rechtzeitig und umfassend, sondern immer nur nachträglich und scheibchenweise, nach Salamitaktik und sehr widersprüchlich informiert“, heißt es. Und weiter: „Die Geschäftsführung lässt in keiner Weise erkennen, dass sie an einem geordneten Prozess der betrieblichen Strukturveränderungen interessiert ist.“ Vielmehr lasse sie durch ihr Handeln erkennen, dass sie „mit allen Mitteln und juristischen Spitzfindigkeiten versuchen, ihre Schlechtleistung der vergangenen Jahre auf dem Rücken langjährig, verdienter Mitarbeiter auszutragen. Das ist ein sehr unwürdiges Verhalten und sucht in der Region seinesgleichen.“
Der Betriebsrat wird sich in den kommenden Gesprächen die „angeblichen Gründe für den geplanten Stellenabbau“ vorlegen lassen, so Wolfgang Geilen weiter. „Wir werden genau prüfen, hinterfragen und dafür kämpfen, dass die Fehler der Unternehmensführung nicht ausschließlich zulasten der Belegschaft gehen.“