Brilon/Olsberg. Im Konflikt zwischen Oventrop und der IG Metall rechnet die Firma mit der Gewerkschaft ab und wirft ihr Rufschädigung vor. Der Ton ist schroff.
Es ist ein hartes Geschütz, das die Geschäftsleitung der Firma Oventrop auffährt. Im Konflikt um die geplante Entlassung von rund 175 der rund 1000 Mitarbeiter in Brilon und Olsberg und die kürzlich erfolgte Freistellung von mehr als 20 Mitarbeitern wirft das Unternehmen in einer an die Westfalenpost versandten Mitteilung der IG Metall Lügen und Rufschädigung vor. „Leider nutzt die IG Metall die Situation, um eine Eskalation herbeizuführen und mit Falschaussagen eine Rufschädigung des Unternehmens mindestens billigend in Kauf zu nehmen“, heißt es in einer von Unternehmenssprecher Dr. Christian Rohrlack versendeten Mitteilung. Oventrop bedauere, „dass dies auf dem Rücken der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im Lichte der Öffentlichkeit“ ausgetragen werde. Die von der IG Metall erhobenen Vorwürfe weist das Unternehmen „in aller Deutlichkeit“ zurück.
Oventrop: Gewerkschaft spricht von skrupellosen Psychospielen und Rechtsbruch
Gewerkschaftschef Helmut Kreutzmann hatte der Oventrop-Geschäftsleitung „Psychospielchen“ im Zuge der Restrukturierung vorgeworfen. Im Zuge der Freistellung von rund 20 Mitarbeitern Anfang Dezember seien die Personen sowohl in Olsberg als auch in Brilon regelrecht „abgeführt“ worden. Es seinen betriebsverfassungsrechtlichen Rechte des Betriebsrats und der Belegschaft mit Füßen getreten worden. Das Vorgehen gehe völlig am geltenden Recht vorbei. „Das ist schlichtweg skrupellos“, hatte der Gewerkschaftschef kritisiert. Der Betriebsrat und seine Berater hätten der Unternehmensführung einen geordneten Prozess zur Personalanpassung angeboten. Die Unternehmensführung, mit ihren Beratern, zeige sich aber unwillig in einen geordneten Prozess einzutreten.
Dem widerspricht die Leitung von Oventrop nun vehement. „Die Behauptung der IG Metall, das Unternehmen habe rechtswidrig gehandelt und die wirtschaftliche Notwendigkeit der geplanten Maßnahmen nicht dargelegt, ist falsch“, heißt es in der Mitteilung. Am 8. November sei der Betriebsrat über die Pläne zum Stellenabbau informiert und um ein „konstruktives Miteinander in dieser schwierigen Situation“ gebeten worden. Am 29. November seien die geplanten Maßnahmen in einem Gespräch zwischen Betriebsrat, Geschäftsleitung und Personalleitung im Detail vorgestellt worden. Dabei sei auch auf die wirtschaftliche Notwendigkeit und Dringlichkeit eingegangen worden. Die IG Metall habe mit am Tisch gesessen. Ein weiteres Gespräch, das für Ende derselben Wochen geplant war, und zu dem auch die IG Metall eingeladen worden sein, sei seitens des Betriebsrats abgesagt worden.
Der Betriebsrat hatte diese Absage gegenüber der WP damit begründet, dass wichtige Unterlagen seitens der Geschäftsführung so kurzfristig übermittelt worden seien, so dass eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Material bis zum vereinbarten Termin nicht möglich gewesen sei.
Vorwürfe von Oventrop: Falschaussage, um der Reputation des Unternehmens zu schaden
Aus Sicht der Firma Oventrop stellt sich die Sachlage anders dar: Es liege kein Rechtsbruch vor. Am Montag, 4. Dezember, habe Oventrop das Anhörungsverfahren eröffnet, das in solchen Fällen gesetzlich vorgeschrieben ist. „Dies ist das rechtlich vorgesehene, ordentliche Verfahren, an das sich das Unternehmen gehalten hat. Der Vorwurf der IG Metall geht daher nicht nur ins Leere, sondern er ist eine bewusste Falschaussage, um der Reputation des Unternehmens zu schaden“, heißt es in dem Schreiben.
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Die Geschäftsleitung widerspricht der Gewerkschaft in einem weiteren Punkt: Dass die Anfang Dezember rund 20 freigestellten Mitarbeiter, wie von der IG Metall beschreiben, vom Betriebsgelände „abgeführt“ worden seien, sei unwahr. „Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden über den geplanten Abbau ihrer Stellen informiert. Aufgrund dieser für die Betroffenen schwierigen Situation wurden die Mitarbeiter vorübergehend freigestellt; sie erhalten selbstverständlich weiterhin ihre vollen Bezüge“, schreibt Rohrlack: „Die Mitarbeiter wurden gebeten, nach Hause zu gehen.“
Oventrop nennt erstmals konkrete Zahl von den Stellenabbau
Der aktuell diskutierte Stellenabbau der rund 20 freigestellten Mitarbeiter stehe in keinem Zusammenhang mit den langfristigen Plänen des Unternehmens, die auch einen großflächigen Arbeitsplatzabbau in Brilon und Olsberg vorsehen. In diesem Zusammenhang bestätigt Oventrop erstmals, dass im Zuge dieser Restrukturierung rund 175 Stellen in Deutschland gestrichen werden sollen. Die jetzigen etwas mehr als 20 Freistellungen stünden aber in keinem Zusammenhang mit den Restrukturierungsplänen 2024. „Das aktuelle Jahr ist sehr schwierig, daher müssen kurzfristig Kosten gesenkt werden, um die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu verbessern. In dieser Situation befinden sich derzeit viele Unternehmen, wie der Blick auf das aktuelle wirtschaftliche Geschehen zeigt“, heißt es in der Mitteilung. Oventrop habe entschieden, noch in diesem Jahr Stellen, hauptsächlich in der Verwaltung, abzubauen, um dieser konjunkturellen Entwicklung zu begegnen. „Die Entscheidung für den aktuell geplanten Stellenabbau fällt niemandem in der Unternehmensleitung leicht“, so Rohrlack.
Auch die Teilverlagerung der Produktion nach Polen falle dem Unternehmen nicht leicht. Die Firma Oventrop plant, wie bereits berichtet den Abbau von rund 175 Jobs in Brilon und Olsberg. Am Standort Szydlowiec sollen Stellen aufgebaut werden. Beide Maßnahmen seien „zwingend erforderlich für den erfolgreichen Fortbestand des Unternehmens.“ Das Ziel: „Oventrop als eigenständiges Familienunternehmen aus dem Sauerland erhalten und in eine erfolgreiche Zukunft führen.“
In dem Schreiben betont die Oventrop-Leitung, sie baue in diesem Prozess auf eine Sozialpartnerschaft, aber: „Im Moment ist dies leider nicht möglich, das Unternehmen ist aber jederzeit offen für konstruktive Gespräche und einen offenen und partnerschaftlichen Austausch.“