Hattingen. Ab in die Pilze: Naturführer Martin Maschka bietet im gesamten Ruhrgebiet Pilzwanderungen an – auch im Winter. Alle Infos und Tipps vom Profi.

Martin Maschka zieht sich noch schnell die gelben Gummistiefel über, schnappt sich seinen Weidenkorb und das kleine Klappmesser, dann kann die Suche beginnen. Ein schmaler Pfad führt ihn in den Hattinger Wald, wo er bereits nach wenigen Metern vor einem Stapel Holz stehenbleibt.

Dicht an dicht wachsen auf den Baumstämmen die unterschiedlichsten Pilzarten. „Das ist der Buchen-Schleimrübling, der ist essbar. Wenn er noch ganz frisch ist, sieht er aus wie eine Qualle“, sagt der Naturführer, als er den Stiel eines Pilzes abschneidet. Während seiner Pilzwanderungen teilt er sein Wissen – über die wichtigsten Erkennungsmerkmale, die leckerste Zubereitungsart und die tödliche Gefahr der Doppelgänger.

Hattinger Pilz-Experte: „Pilze sind einfach der Hammer!“

„Ich bin quasi in die Pilze hineingeboren. Ich komme aus einer Familie, in der man sie seit Generationen sammelt“, erzählt der 38-Jährige. Seit mehr als 20 Jahren bringt er Interessierten bereits die Welt der Pilze näher, die ihn immer wieder aufs Neue fasziniert.

Sein Motto: „Pilze sind einfach der Hammer!“ Tatsächlich werden Pilze als eigene Form der Lebewesen klassifiziert. Sie sind heterotroph, das bedeutet, dass sie anders als Pflanzen keine Photosynthese betreiben. Stattdessen beziehen sie ihre Nahrung aus toten oder lebenden Organismen.

„Der Pilz, den wir pflücken, ist eigentlich nur der Fruchtkörper. Unter der Erde liegen die Mycelien, die können riesig groß werden“, erklärt Maschka. Um das Netzgewebe nicht zu zerstören, sollten Sammlerinnen und Sammler Pilze nie aus dem Boden reißen, sondern vorsichtig abschneiden oder aus dem Boden drehen.

Während seiner Pilzwanderungen im Ruhrgebiet zeigt der Hattinger Martin Maschka Interessierten essbare Pilze, die nur wenige kennen.
Während seiner Pilzwanderungen im Ruhrgebiet zeigt der Hattinger Martin Maschka Interessierten essbare Pilze, die nur wenige kennen. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Pilz-Experte aus Hattingen gibt Tipps für mehr Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist dem Pilz-Experten generell wichtig, er ärgert sich über Menschen, die ohne Rücksicht auf Tiere und Pflanzen im Wald unterwegs sind. „Man sollte zum Schutz der Wildtiere nicht tief in den Wald eindringen. Man kann Pilze einfach am Wegesrand suchen“, sagt er. Außerdem empfiehlt er, nicht mehr als ein Kilo Pilze zu sammeln und möglichst nach jungen Pilzen Ausschau halten.

„Wenn ich mich auf Jungpilze fokussiere und die alten stehenlasse, schone ich die Pilz-Population, weil sie sich dann über die Sporen weiterverbreiten können.“ Allein aus gesundheitlichen Gründen sollten alte Pilze nicht im Korb landen, warnt der Experte.

Denn rund 14 Tage, nachdem ein Pilz aus der Erde tritt, beginnt die Verwesung. „Die meisten Leute vergiften sich nicht mit giftigen Pilzen, sondern mit nicht-giftigen. Weil sie diese in einem Stadium sammeln, in dem sie schon anfangen, sich zu zersetzen“, sagt Maschka.

Hattinger Pilz-Profi warnt vor giftigen Doppelgängern

Besondere Vorsicht sei auch bei den sogenannten giftigen Doppelgängern geboten: Die gelben Schwefelköpfchen sehen etwa dem essbaren Hallimasch im Jungzustand sehr ähnlich, das Stockschwämmchen hat im Nadelholzhäubling sein gefährliches Ebenbild gefunden und Champignons können leicht mit einem jungen Knollenblätterpilz verwechselt werden, „einem der tödlichsten Pilze der Welt“.

Manche Arten seien sich so ähnlich, dass man sie nicht allein anhand ihres Aussehens unterscheiden kann. „Pilze muss man auch am Geruch, am Geschmack testen. Du kannst nicht sterben, weil du den giftigen Pilz berührst und dir danach die Finger ableckst oder ihn probierst und wieder ausspuckst. Du stirbst, wenn du ihn runterschluckst“, sagt Maschka.

Der Lieblings-Pilz vom Hattinger Experten Martin Maschka: die Krause Glucke.
Der Lieblings-Pilz vom Hattinger Experten Martin Maschka: die Krause Glucke. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Kritik an Apps zur Pilz-Bestimmung

Umso besorgter blicke er auf Apps oder Youtube-Videos zur Artenbestimmung, auf die sich einige Menschen blind verlassen würden. Sein Appell: „Man sollte nur die Pilze sammeln, die man zu 100 Prozent kennt.“ Er selbst ist sogar ohne Pilzbestimmungsbuch im Wald unterwegs. Während er den Weg entlang spaziert, wandert sein Blick stets von links nach rechts.

„Oh, eine Kiefer!“, ruft er und rennt zu dem Baum. „Das gibt’s ja gar nicht, genau den habe ich gesucht: die Krause Glucke.“ Der Pilz, der eher wie ein großer Küchenschwamm und nicht wie eine leckere Delikatesse aussieht, hat sich nahe der Baumwurzeln ausgebreitet.

Winter- statt Herbstpilze

Maschka schneidet ein Stück ab und riecht daran. „Wie eine tolle Gewürzmischung, fast schon weihnachtlich“, lautet sein Urteil. Die Krause Glucke ist sein persönlicher Lieblingspilz, erzählt er: „Die meisten wollen Steinpilze sammeln. Dabei finde ich die eher weniger interessant. Andere Pilze haben viel mehr Aroma, werden von vielen aber liegengelassen, weil sie die gar nicht kennen. Da bin ich klar im Vorteil: Meine Pilze mopst mir kaum einer weg.“

Bald muss er sich allerdings mit anderen Arten zufriedengeben, denn wie viele Pilze ist die Krause Glucke nur im Herbst zu finden. Für Maschka ist das jedoch kein Problem. „Eigentlich haben wir das ganze Jahr Saison“, sagt er. „Dann suchen wir jetzt bald eben Winterpilze, wie Samtfußrüblinge, Austernseitlinge oder Judasohren.“

Alle Infos zu Pilzwanderungen im Ruhrgebiet:

Martin Maschka bietet seine Pilzwanderung ganzjährig an mehreren Terminen in der Region an (ab 55 Euro). Wer lernen will, wie man die Pilze am besten zubereitet, kann einen seiner „Wildniskochkurse“ besuchen. Weitere Infos unter www.wildnisschule-ruhr.de oder telefonisch unter 01577/2949225.