Düsseldorf. Waldbesitzer beschweren sich über Profi-Sucher, die in den Wäldern in NRW Pilze zum Verkauf sammeln sollen. Das Land spricht von Einzelfällen.
Durchkämmen tatsächlich professionell organisierte Suchtrupps die Wälder in Nordrhein-Westfalen nach Pilzen, um diese dann teuer weiterzuverkaufen? Während der Waldbesitzerverband in den vergangenen Wochen gewerbliche Pilzsuchgruppen kritisierte, ist sich das NRW-Forstministerium sicher: „Es ist kein Trend erkennbar, dass gewerblicher Diebstahl von Pilzen in NRW-Wäldern zunimmt.“
Mitte Oktober hatte sich der Waldbesitzerverband NRW über Suchtrupps beschwert, die in den Wäldern von NRW teils zentnerweise Pilze für den Verkauf mitnähmen und Schäden in der Umwelt hinterließen. Wie der Verband mitteilte, durchkämmten die Profi-Sammler mit Stirnlampen, Trillerpfeifen und riesigen Körben die Wälder und sammelten dabei massenweise Pilze. Dabei würden sie weit über die gesetzlich erlaubten Pilz-Mengen für den persönlichen Bedarf hinausgehen und den Wald schädigen.
Zwei Kilo Pilze am Tag für den Eigenbedarf erlaubt
Wer bei einem Spaziergang im Herbst ein paar Steinpilze fürs Abendessen aufsammeln möchte, kann dies unbesorgt tun. In geringen Mengen dürfen wildlebende Pilze in Deutschland für den Eigenbedarf mitgenommen werden. Die Behörden gehen dabei von zwei Kilogramm pro Tag und pro Sammler aus. Die organisierten Pilzsucher gingen laut dem Waldbauernverband allerdings weit darüber hinaus: „Bei einzelnen Polizei-Aktionen wurden schon mal zentnerweise Steinpilze bei mehrköpfigen, gut organisierten Sammlergruppen sichergestellt.“
Forstministerin Silke Gorißen (CDU) stellt in diesem Zusammenhang klar: „Wer Pilze in gewerblichem Maße sammelt, begeht Diebstahl.“ Bei Verstößen in Naturschutzgebieten und bei deutlicher Überschreitung der Zwei-Kilo-Regel könnten laut dem Forstministerium Bußgelder in vierstelliger Höhe fällig werden. Zudem sei es buchstäblich lebenswichtig, genaustens über die Pilze Bescheid zu wissen, die gesammelt werden. Ein Ministeriumssprecher betont: Es gibt hochgiftige Doppelgänger, deren Gifte zeitverzögert und im schlimmsten Fall tödlich wirken.“
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Steinpilze kosten im Handel teils mehr als 100 Euro
Den Pilzsuchertrupps geht es nach Ansicht der Waldbesitzer mit den Sammelaktionen allein ums Geld, so kosten getrocknete Steinpilze im Handel deutlich mehr als 100 Euro pro Kilogramm. Bei ihrer Suche nähmen sie keine Rücksicht auf die Umwelt, so sei erst kürzlich die Umzäunung einer frisch aufgeforsteten Waldfläche niedergetrampelt worden. Die betroffenen Waldbesitzer beklagen, dass Neuanpflanzungen durch das flächendeckende Absammeln von Pilzen beschädigt werden.
Auch das in den Wäldern heimische Wild werde durch die Sammlertrupps beunruhigt. Das Forstministerium weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Wald für Pilzsammler in den frühen Morgen- und den Abendstunden Tabu sein sollte, da das Wild in dieser Zeit Ruhe brauche.
Waldeigentümer werden beschimpft
Als Reaktion auf den Protest der Waldeigentümer wurden diese bereits mehrfach beschimpft. Der Vorsitzende des Waldbauernverbandes NRW, Philipp Freiherr Heereman, fordert konzentrierte Aktionen aller Ordnungskräfte von Polizei, Kommunen und dem Landesbetrieb Wald und Holz, um gegen die gewerblichen Suchgruppen vorzugehen. (dpa)