Düsseldorf. Der Düsseldorfer Medienhafen ist ein beliebtes Ausflugsziel – auch dank seiner außergewöhnlichen Architektur. Auf den Spuren der Stararchitekten.

Für Anja Kühner sind moderne Architekten wahre Künstlerseelen, die mit ihren Gebäuden Geschichten erzählen – und die handeln am Düsseldorfer Medienhafen natürlich vom Leben an und mit dem Hafen.

Ob Wellen, Segel oder gleich ganze Schiffe: „Wenn man sich die Zeit nimmt, um die Gebäude genau anzugucken, erkennt man darin so viele Dinge“, sagt Kühner, als sie vor einem silberglänzenden, wellenförmigen Gebäude stehenbleibt.

Gehry-Gebäude am Düsseldorfer Medienhafen

Der Bau ist Teil eines Ensembles, das vom kanadisch-US-amerikanischen Architekten und Designer Frank Gehry geschaffen wurde. Für den Medienhafen entwarf der mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnete Architekt gleich drei skulpturale Gebäude, die sich in Materialität, Höhe und Form unterscheiden.„Gehry macht unsere Vorstellung davon, wie ein Gebäude aussehen muss, kaputt. Ich sage immer, dass er hier in Düsseldorf geübt hat für das weltberühmte Guggenheim-Museum in Bilbao.“

Besonders auffällig ist das kleinste der drei Häuser mit seiner silbernen Fassade, die man laut Stadtführerin unbedingt anfassen sollte: „Häuser sind in unserem Kopf so etwas Mächtiges und Stabiles. Aber dieses grandiose Gehry-Gebäude zeigt, wie filigran und biegsam sie sein können.“ Architektur nicht nur mit den Augen zu entdecken, sondern alle Sinne anzuregen, das sei Kühner wichtig.

Nicht nur wegen seiner Form und Farbe ein besonderer Hingucker: Das Gebäude am Düsseldorfer Medienhafen wurde vom Stararchitekten Frank Gehry entworfen.
Nicht nur wegen seiner Form und Farbe ein besonderer Hingucker: Das Gebäude am Düsseldorfer Medienhafen wurde vom Stararchitekten Frank Gehry entworfen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Seit mehr als zehn Jahren bringt die Düsseldorferin, die auch als Wirtschaftsjournalistin arbeitet, Interessierten nun bereits die Architektur ihrer Stadt näher. Dabei gibt sie ihren Gästen auch Tipps mit auf den Weg, wie diese die versteckten Botschaften moderner Architektinnen und Architekten entschlüsseln können. Am Medienhafen lasse sich das Auge besonders gut schulen, schließlich kommen hier die verschiedensten Baustile zusammen.

„Man kann es mit unterschiedlichen Sprachen vergleichen. Wir sprechen alle über einen Hafen, nur mit anderen Worten – auf Deutsch, Englisch oder Französisch zum Beispiel. So ist es auch mit den Gebäuden: Jeder Architekt hat eine andere Sprache, um dasselbe Thema zu beschreiben.“

So lassen sich vor Ort Formen finden, die an Bullaugen erinnern, Fassaden, in denen sich der Himmel und das Wasser des Hafens wie im Meer spiegeln oder eine Gangway, die genauso gut zu einem Schiff anstatt in den modernen Bürokomplex führen könnte.

Frank Gehry, Renzo Piano und Fumihiko Maki in Düsseldorf

Dass sich am Medienhafen heute Gebäude aneinanderreihen, die von internationalen Stararchitekten wie Frank Gehry, Renzo Piano und Fumihiko Maki – beide ebenfalls für ihr Lebenswerk mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet – oder dem weltweit bekannten Düsseldorfer Christoph Ingenhoven gestaltet wurden, sei im Grunde genommen einer „wirtschaftlichen Talfahrt“ zu verdanken, erzählt Kühner: „Die Unternehmen im Hafen haben in den 70er-Jahren sehr unter der Öl-Krise gelitten. Viele mussten schließen, die Gegend war zunehmend heruntergekommen und verlottert.“

Doch da das Areal nur eine Viertelstunde zu Fuß vom Rathaus liegt, beschloss die Stadt, es aufzuwerten – und schrieb einen Architekturwettbewerb aus. Gewonnen hatte diesen die irakische Stararchitektin Zaha Hadid, die in den 80er-Jahren reihenweise Preise abräumte, deren Gebäude aber damals nur selten tatsächlich gebaut wurden, so Kühner: „Sie waren so fortschrittlich, dass sie oft als nicht realisierbar galten.“

Was die Architektur am Medienhafen so besonders macht, sind die vielen verschiedenen Baustile, findet Anja Kühner.
Was die Architektur am Medienhafen so besonders macht, sind die vielen verschiedenen Baustile, findet Anja Kühner. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Industrie-, Medien- oder doch Modehafen?

Auch in Düsseldorf wurde der Entwurf nicht umgesetzt. Stattdessen siedelte sich 1988 der Landtag zeitgleich mit dem Rheinturm und dem WDR an. Ziel war es, saubere Industrie mit Zukunft anzusiedeln – Medien eben, was dem Hafen seinen Namen gab. Dabei dient der Medienhafen Firmen wie Henkel oder Mercedes auch heute noch als wichtiger Industriehafen, der rund 14.000 Arbeitsplätze schafft.

Mittlerweile hat sich vor Ort noch ein weiterer Industriezweig angesiedelt: Wer einen Blick in die Bürogebäude wirft, erkennt unschwer die Showrooms, in denen bekannte Modemarken ihre neuesten Entwürfe präsentieren. „Der Medienhafen ist auch eine beliebte Kulisse für Mode-Fotografie, weil er so eine internationale Modernität ausstrahlt“, sagt Kühner, als sie die Treppen zur Hafenspitze hinaufsteigt.

„Für mich ist der Medienhafen wie eine große Open-Air-Galerie“

Wie auf einem Balkon steht dort seit 2010 ein Ensemble zweier Türme, in einem davon sind die Zimmer des Hyatt-Hotels untergebracht. Direkt neben der metallglänzenden Cocktailbar endet Kühners zweistündige Architekturführung – mit ihrer liebsten Aussicht auf Düsseldorf: Das Panorama umfasst neben dem Rhein samt Rheinturm und Rheinkniebrücke auch die Alt- und Innenstadt.

Lässt man den Blick nach rechts schweifen, springen einem wieder die Gehry-Bauten auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens ins Auge. „Für mich“, sagt Anja Kühner, „ist der Medienhafen wie eine große Open-Air-Galerie“.

Anja Kühner bietet ihre Architekturführungen nicht nur am Medienhafen, sondern auch in der Innenstadt an. Termine sind individuell buchbar. Auch für die Plattform „lialo“ hat Kühner Routen für verschiedene Städte erstellt. Alle Infos finden Sie online unter www.duesseldorf-entdecken.de.