München. Es sind neue Fragen zur Wahl des Lieblingsautos der Deutschen aufgekommen: Wurden nicht nur Stimmen nach oben frisiert, sondern auch das Ranking der Fahrzeuge manipuliert? Der ADAC schließt das nicht aus und verspricht Aufklärung. Auch im eigenen Interesse, denn der Image-Schaden ist bereits enorm.

Die Affäre um Manipulationen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" und die Wahl des VW Golf zum Lieblingsauto der Deutschen könnte noch größere Dimensionen haben als bisher angenommen. In einem Interview der ADAC-Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" schloss der Präsident des Autoclubs, Peter Meyer, auch Fälschungen beim Ranking der Fahrzeuge jetzt nicht mehr aus.

Bisher hatte es stets geheißen, der - inzwischen abgetretene - ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter habe nach eigenem Geständnis lediglich die Stimmenzahl nach oben frisiert, die Reihenfolge der Fahrzeuge aber sei nicht betroffen.

Man könne derzeit nicht mit Gewissheit sagen, ob auch an der Platzierung der einzelnen Fahrzeuge gedreht worden sei, räumte Meyer nun ein. "Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, soll die Untersuchung ans Licht bringen, mit der wir externe Prüfer federführend beauftragt haben."

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Wirtschaftsprüfer haben die Arbeit aufgenommen

Die Experten des Wirtschaftsprüfers Deloitte gingen derzeit auch allen übrigen Kategorien des Autopreises "Gelber Engel" auf den Grund, betonte der ADAC-Präsident. "Für uns sind Offenheit, Transparenz und umfassende Aufklärung oberstes Gebot."

Sollte sich herausstellen, dass bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen auch beim Ranking manipuliert wurde, droht dem ADAC ein weiterer Imageschaden. Denn dann geben die Autohersteller die Preise der vergangenen Jahre möglicherweise zurück. Bisher hatte es etwa bei VW dazu geheißen, man warte erst den Fortgang der Aufklärung ab.

Immer neue Vorwürfe erschüttern das Vertrauen

Die immer neuen Vorwürfe gegen den ADAC erschütterten nicht nur das Präsidium, sondern alle Mitarbeiter und Gremien des Clubs, sagte der ADAC-Präsident. "Wir nehmen sämtliche Vorwürfe sehr ernst und werden nicht ruhen, bis alles aufgeklärt ist", kündigte Meyer an.

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Auch dass er selbst und andere Präsidiumsmitglieder "in absoluten Ausnahmefällen" mit Reservehubschraubern der Luftrettung zu Terminen geflogen seien, "wirft ein schlechtes Licht auf den ADAC", räumte er ein. Ziel sei es, die Glaubwürdigkeit des ADAC wiederherzustellen. Dies sei nur mit einem umfassenden Maßnahmenpaket möglich.

Im Vereinsmagazin sollen Vorwürfe Thema sein

Die Februar-Ausgabe der ADAC-Mitgliederzeitschrift sollte von Freitag (31. Januar) an auf dem Postweg zugestellt werden. Das Heft konzentriert sich nach Angaben eines ADAC-Sprechers sehr stark auf die Aufarbeitung der Vorwürfe.

Meyer bekräftigte in dem Interview den Reformwillen des Autoclubs. So dürften auch Führungskräfte künftig nicht mehr die Reservemaschinen der ADAC-Rettungshubschrauber dienstlich nutzen. "Zukünftig fliegen Hubschrauber ausnahmslos Rettungseinsätze." (dpa/afp)