München. . Die Kritik am ADAC reißt nicht ab. Täglich werden neue Vorwürfe gegen den Automobil-Club laut. Jetzt gibt es Berichte über in den Urlaub transportierte Manager-Söhne und geföhnte Fußballplätze. Der ADAC steckt in einer tiefen Vertrauenskrise. Die Gelben Engel drohen abzustürzen.
Sie hatten schon einmal ruhigere Zeiten, die diversen Automobilclubs. Bei den einen stehen die Telefone nicht still, weil sich verärgerte Autofahrer plötzlich erinnern, dass es sie ja auch noch gibt. Bei den anderen, in der ADAC-Zentrale in München, haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun mit dem, was man Schadensbegrenzung nennt. Nein, es gebe noch keinen Überblick, wie viele Mitglieder schon gekündigt hätten! Ja, weiß Gott, wir arbeiten mit allen verfügbaren Kräften, „Tag und Nacht, hätte ich beinahe gesagt“, erklärt ein Sprecher.
Retten, was noch zu retten ist, heißt es nun beim ADAC. Denn nach dem Manipulations-Skandal um den Autopreis „Gelber Engel“ folgt ein Bericht dem nächsten über womöglich missbräuchliche Einsätze von Rettungshubschraubern. Das Image des sonst so geschätzten Clubs ist mehr als angekratzt.
Missbräuchliche Helikopter-Einsätze
„ADAC-Heli trocknete Rasen im Braunschweiger Stadion“ titelt beinahe schon süffisant „Die Welt“ und berichtet von einem spektakulären Fön-Einsatz vor einem Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga. Geschehen im Februar 2006, als der Boden im Braunschweiger Stadion vom Dauerregen durchweicht, also nicht bespielbar gewesen sei. Stundenlang hätten städtische Mitarbeiter vergeblich gerackert, bis man schlussendlich den ADAC um Hilfe gerufen hätte. Dessen regionaler Vorsitzender, ein CDU-Lokalpolitiker, habe kurzerhand „Christoph 30“ über das Stadion gejagt, damit dessen Rotorblätter den Rasen trocken pusten.
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Erst lässt ADAC-Präsident Peter Meyer sich per Reserve-Hubschrauber von einer Dienstreise ins heimische Mülheim bringen, und dann noch so etwas! „Berliner Tagesspiegel“ und „Bild“ entdecken dann obendrein den Fall der ehemaligen ADAC-Geschäftsführerin, deren Sohn zusammen mit einem Freund per Rettungs-Jet in den Urlaub nach Ägypten flogen, weil sie ihren regulären Flieger verpasst hatten. Der Jet sollte in Ägypten einen erkrankten Deutschen abholen.
Drei Fälle, die symptomatisch sind für einen ganzen Verein? Zumindest steckt der ADAC in einer tiefen Vertrauenskrise. Sicherlich auch dadurch politisch befeuert, dass er sich in den vergangenen Monaten gegen eine Pkw-Maut auf Autobahnen ausgesprochen hat, wie sie vor allem von der CSU gefordert wird. Man hat sich Feinde gemacht. Aber nicht nur das. Nachdem die ersten Zahlen-Schummeleien aufgeflogen sind, wird ganz genau hingesehen.
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Die Münchner Staatsanwaltschaft prüft
Da sieht sich die Staatsanwaltschaft München aufgefordert, die Fälle möglichen Missbrauchs genauer zu überprüfen, ob es da nicht einen Anfangsverdacht auf Straftaten gibt. Und beim Amtsgericht in München stellt „eine Privatperson“ den Antrag, zu kontrollieren, ob der ADAC noch zu Recht im Vereinsregister vertreten sei. „Der ADAC ist ein Idealverein, der zwar auch wirtschaftlich aktiv sein darf, dessen idealistische Ziele aber im Vordergrund stehen müssen“, erklärt Gerichtssprecherin Monika Andreß den Sachverhalt. Das Gericht habe den Autoclub um eine Stellungnahme gebeten.
Die Gelben Engel, wie sie sich nennen, drohen abzustürzen. Vor allem ihr Status als Verein wird nun angezweifelt. Der Jenaer Prof. Olaf Werner, ein Vereinsrechtsexperte, formuliert das so: „Ein Verein ist nicht wirtschaftlich tätig. Doch der ADAC mit seinen vielen Töchterfirmen macht genau das. Er verkauft Reisen und vermietet Autos. Er müsste dringend in eine GmbH oder eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden.“