Duisburg. Bei der Eröffnung des neuen ADAC-Centers in Duisburg nimmt der Präsident des Automobilclubs auch zu den Vorwürfen von Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer Stellung. Der Autoexperte von der Uni Duisburg-Essen spiele ein falsches Spiel, so Meyer. Außerdem sei Dudenhöffer selbst mit dem ADAC-Heli geflogen.
Nein, Peter Meyer, sturmumtoster ADAC-Präsident, denkt nicht einmal daran, seinen Terminkalender zu ändern. Seit Tagen prasselt bundesweit heftige Kritik auf ihn nieder, weil in dem renommierten Verein die Teilnehmerzahlen zur Wahl des deutschen Lieblingsautos nach oben manipuliert wurden. Doch Meyer stellt sich an diesem Freitag im dezenten, dunkelblauen Anzug an die Realschulstraße und eröffnet das neue ADAC Center in Duisburg – freundlich, besonnen, sachlich, ein Mann, der gar nicht daran denkt, sich Rücktrittsforderungen und Club-Zerschlagungsideen zu beugen.
„Es wäre das falsche Signal, mich zurückzuziehen“, sagt er unserer Redaktion, „ich bin für die vielen Mitglieder hier, die zu uns stehen und ziemlich unter der ADAC-Schelte leiden.“ Meyer redet auch in der offiziellen Ansprache nicht um seine Gefühle herum. „Ich muss in aller Demut sagen: Wir sind hart aufgeschlagen, und es ist nun mal so, dass auch wenn man unten liegt, mancher noch zutritt.“ Im derzeitigen Sturm der Vorwürfe fühle er sich „wie ein Feuerwehrmann, der mit Schuhgröße 43 einen Waldbrand austreten muss.“
Dudenhöffer soll Helikopterflüge selbst in Anspruch genommen haben
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Nur wenige Stunden vor seinem Auftritt werden neue Vorwürfe laut: Hubschrauber der ADAC-Luftrettung seien für Flüge des Präsidiums missbraucht worden. Bei aller demonstrativer Langmut geht er da zum Gegenangriff über: Sein in diesen Tagen schärfster und wortreichster Kritiker Ferdinand Dudenhöffer, Direktor am Car-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen, hätte diese Hubschrauberflüge selbst in Anspruch genommen: „Nur wegen ihm sind wir zwischen zwei Standorten per Helikopter gependelt.“ Ein anderes Mal sei lediglich ein Reservehubschrauber genutzt worden, der bei der Luftrettung nicht benötigt wurde.
Dudenhöffer hatte den ADAC zuletzt als Club „arroganter, alter Herren“ bezeichnet, der zerschlagen werden müsse in ein Netz der Pannenhelfer auf der einen und die diversen Wirtschaftsbereiche auf der anderen Seite. „Das müssen wir uns von einem viel älteren Herrn wirklich nicht sagen lassen“, konterte Meyer, „Dudenhöffer ist über 63 Jahre alt, das Durchschnittsalter unseres Präsidiums und Verwaltungsrates liegt darunter.“ Dudenhöffer selbst habe in der Vergangenheit für den ADAC gearbeitet, den Club hoch gelobt und in diesem Rahmen „fürstliche Honorare“ kassiert: „Was sagt uns das? Dieser Mann vertritt die Meinung derer, die ihn bezahlen. Er spielt ein falsches Spiel.“
Dudenhöffer ist empört. „Die Vorwürfe sind unverschämt“, sagte er dieser Zeitung. Er habe vor Jahren für den ADAC an einer Marktstudie mitgearbeitet, dies sei aber im Auftrag der Fachhochschule Gelsenkirchen geschehen, wo er bis 2008 Professor für Marketing und Unternehmensführung war. „Dafür habe ich keinen Pfennig bekommen“, sagt er. Er behalte sich rechtliche Schritte vor.
Peter Meyer will ADAC nicht zerschlagen
Eine Zerschlagung des ADAC in seine vielen einzelnen Geschäftsbereiche sieht Präsident Meyer nicht vor: „Wir sind stolz darauf, Hilfe, Rat und Schutz aus einer Hand zu bieten. Eine solche Solidargemeinschaft gibt es in Deutschland kein zweites Mal.“ Nur in der bestehenden Struktur sei es für Mitglieder möglich, auf Qualität, Leistungsmerkmale und Preise von autobezogenen Produkte Einfluss zu nehmen. „Das muss man sicher transparenter darstellen als bisher“, räumt Meyer ein, „wir müssen die Strukturen öffnen und Mitglieder besser informieren.“ In einem Punkt lässt er allerdings nicht mit sich diskutieren: „Wenn es den ADAC nicht gäbe, er müsste morgen erfunden werden.“
Bei Duisburger Gästen kam Meyers unerschütterliche Art gut an. Bürgermeister Benno Lensdorf erklärte sich solidarisch: „Der ADAC ist ein Konzern, den wir in allen Facetten brauchen.“ Er würdigte die Entscheidung des Clubs, Duisburg mit einer schickeren Präsenz weiter aufzuwerten. Zum Schluss ergriff Meyer noch einmal das Wort und eröffnete in stoisch-selbstironischer Manier das Büffet: „Essen und trinken Sie etwas mit uns. Noch kann der ADAC es sich leisten.“ Gelächter, Applaus. Da waren die Journalisten eines Hamburger Nachrichtenmagazins längst wieder auf dem Rückweg in die Redaktion.