Bochum. . Der Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug hofft auf ein Umdenken der Bochumer Opelaner und attackiert deren Betriebsratschef Rainer Einenkel. Der schießt zurück. Die IG Metall versucht zu bseschwichtigen.

Der von Opel geplante Komplett-Rückzug aus Bochum schlägt immer höhere Wellen. Zwischen den Betriebsräten in Rüsselsheim und Bochum ist ein neuer, erbitterter Streit entbrannt, die IG Metall mahnt zur Mäßigung.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug aus Rüsselsheim hat sich in die Debatte um den von Bochumern geäußerten Wunsch nach einer Neuabstimmung über den Sanierungsplan eingeschaltet. In einer Mail an einen Mitarbeiter, dessen Name in Bochum merkwürdigerweise gar nicht bekannt ist, äußert Schäfer-Klug die Hoffnung auf ein Umdenken der Belegschaft, „die uns allen die Möglichkeit noch einmal gäbe zu helfen, um das Schlimmste für die Kolleginnen und Kollegen in Bochum zu verhindern“.

Schäfer-Klug: Durch "Nein" zum Vertrag ist Situation verfahren und dramatisch

„Das Schlimmste“ meint das vorzeitige Aus des Werkes Ende 2014, das der Opel-Aufsichtsrat beschlossen hat. Schäfer-Klug macht dafür in der Mail, die der WAZ Mediengruppe vorliegt, den Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel mitverantwortlich, der seiner Lesart nach die Ablehnung des Sanierungsplans forciert habe. Durch den hätte „wertvolle Zeit bis 2017 gewonnen werden“ können. Mit einer Transfergesellschaft bis Ende 2018 hätte die Entwicklungsgesellschaft Bochum 2022 sogar fünf Jahre Zeit gehabt, neue Arbeitsplätze am Standort zu schaffen.

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Dass anders als an allen anderen Opel-Standorten in Deutschland ab 2015 Kündigungen für 600 Mitarbeiter gedroht hätten, räumt Schäfer-Klug ein, meint aber, dieser Stellenabbau hätte schon vorher „mit enorm hohen Abfindungen“ erreicht werden können, die verbleibenden Mitarbeiter hätten dann wenigstens bis 2016 Beschäftigung gehabt. Durch das „Nein“ zum Vertrag sei die Situation „verfahren und ziemlich dramatisch“.

Einenkel verwahrte sich gegen die Vorwürfe von Schäfer-Klug und lud ihn zur nächsten Belegschaftsversammlung am 10. Juni nach Bochum ein. Allerdings nicht ohne den Hinweis, es sei der Vorwurf laut geworden, „dass Du erneut die Bochumer Belegschaft und den Betriebsrat mit falschen Informationen belügst und spalten willst“. In Anspielung darauf, dass Schäfer-Klug als Gesamtbetriebsratschef noch nie in Bochum gewesen sei, fügte Einenkel noch an, einen Ausweichtermin zu finden, sollte Schäfer-Klug „erneut wegen Krankheit oder plötzlichen Schneetreibens verhindert sein“.

„Wie oft haben wir ihn gewarnt“

Schäfer-Klug betont in seinem Schreiben: „Wie oft haben wir ihn (Einenkel, die Redaktion) davor gewarnt zu unterschätzen, was passiert, wenn der 31. März vorbei und der Tarifvertrag abgelehnt ist.“ Das gelte auch für das Warenlager im Werk III. Man habe „Rainer“ auch vor „Konsequenzen für die Restarbeitsplätze“ im Zentrallager gewarnt. Unlängst hatte Opel erklärt, auch das Warenlager Ende 2014 schließen zu wollen. IG Metall und der Bochumer Betriebsrat hatten heftig protestiert, weil die Schließung des Lagers in den Verhandlungen über den Sanierungsplan nie ein Thema gewesen sei. Weil sie nun doch betroffen sind, beklagen deshalb Beschäftigte des Warenlagers, dass sie an der Abstimmung über den Sanierungsvertrag nicht teilnehmen durften.

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Die IG Metall appelliert an beide Seiten, sich zu mäßigen. Bezirksleiter Knut Giesler sagte der WAZ Mediengruppe: „Die Situation erleben viele als reichlich verfahren, doch die Menschen wollen Klarheit, und sei es über die Höhe der Abfindung. Viele erwarten weiterhin eine Lösung, die ihnen Arbeit – möglichst über 2016 hinaus – sichert.“ Und an die streitenden Betriebsräte gerichtet: „Da sollte es nicht die Frage sein, wer am besten wie sein Gesicht wahrt. Wohl aber, wer zur bestmöglichen Lösung welchen Beitrag leistet. Der Blick in den Rückspiegel mit gegenseitiger Schuldzuweisung hilft nicht.“