Bochum. Opel will nach dem Aus für die Autoproduktion Ende 2014 auch das Warenlager in Bochum schließen. Betroffen sind rund 420 Beschäftigte vom GM-Partnerunternehmen Cat Logistics. Damit droht nun der endgültige Verlust von sämtlichen 4100 Arbeitsplätzen am Opel-Standort in Bochum.

Der Wunsch vieler Bochumer Opelaner, erneut über den Sanierungsplan abzustimmen, hat heftige Reaktionen ausgelöst. Nach dem gestrigen Bericht unserer Zeitung äußerten Beschäftigte und Betriebsräte zum Teil Unverständnis, zum anderen Teil schlossen sie sich der Meinung an, einen neuen Versuch zu starten. Hinzu kommen nun Mitarbeiter aus dem Warenverteilzentrum im Werk III. Ihnen droht ebenfalls der Jobverlust, einige fragten deshalb bei der IG Metall nach, warum sie gar nicht über den Sanierungsvertrag abstimmen durften.

Das Werk III mit rund 420 Beschäftigten wurde 2006 ausgelagert und seither vom GM-Partnerunternehmen Cat Logistics betrieben. Aus diesem Lager werden Opel-Händler in ganz Europa beliefert. Weil es ein eigenständiges Unternehmen und nicht von der Fertigung vor Ort abhängig ist, stand es bisher gar nicht zur Disposition. Entsprechend stimmten über den Sanierungsplan auch nur die Produktions-Arbeiter ab, weil sie direkt betroffen sind.

Nun stellt sich das anders dar. Laut Sanierungsplan sollte das Lager in Bochum sogar ausgebaut werden. Jetzt will Opel sich ganz aus Bochum verabschieden, also mit der Produktion Ende 2014 auch das Warenlager schließen, wie ein Unternehmenssprecher in Rüsselsheim auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte. Das Warenverteilzentrum stehe mit auf der Schließungsliste des Konzerns.

Allen 4100 Mitarbeitern am Bochumer Opel-Standort droht das Aus

Mit den Mitarbeitern in den Werken I (Autoproduktion) und II (Getriebefertigung) droht somit sämtlichen rund 4100 Beschäftigten am Opel-Standort in Bochum der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Vor diesem Hintergrund melden sich immer mehr Gewerkschaftsmitglieder bei der IG Metall, hieß es dort. Der im März abgelehnte Sanierungsplan hatte den Erhalt der Autoproduktion bis 2016 und das Warenlager in größerer Form auf unbegrenzte Zeit in Aussicht gestellt. Weil dem Betriebsratschef Rainer Einenkel und den meisten Beschäftigten diese Versprechen zu vage erschienen, lehnten sie den Vertrag ab. Nun droht das Aus Ende 2014.

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Zur Diskussion über eine Neuabstimmung wollte sich Einenkel auf Anfrage nicht äußern. Bochums Werksleiter Manfred Gellrich lehnte eine zweite Abstimmung ab. „Mit jeder neuen Diskussion und jeglicher Verzögerung verschwenden wir nur wertvolle Zeit“, schrieb er an die Mitarbeiter. Dem Vernehmen nach soll es aber im Rüsselsheimer Opel-Management auch andere Meinungen geben, die neue Gespräche nicht ausschließen wollen.

Schlagabtausch im Düsseldorfer Landtag

Im Düsseldorfer Landtag lieferten sich gestern die rot-grüne Regierung und die Opposition eine emotionale Debatte über das Bochumer Opel-Werk. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte weitere Gespräche an, um neue Perspektiven für den Standort zu entwickeln. Ihr war zuvor vom CDU-Oppositionschef Karl-Josef Laumann Untätigkeit vorgeworfen worden. „Sie können aber nicht einfach wegtauchen“, sagte Laumann in Anwesenheit von Opel-Betriebsräten. Kraft reagierte verärgert und erwiderte, die Landesregierung führe hinter den Kulissen intensive Gespräche.

Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) sprang seiner Regierungschefin bei: „Wir arbeiten lieber, meistens ohne Bühne.“ Er setzt auf den Erhalt von Arbeitsplätzen durch die Entwicklungsgesellschaft 2022.

FDP-Fraktionschef Christian Lindner forderte Kraft auf, eine Brücke zwischen Belegschaft und Management zu bauen, um sich auf einen Sanierungstarifvertrag zu einigen. Auch Laumann forderte „eine zweite Chance“.