Berlin. Bühne frei für die Herrenrunde: Nach dem Merkel-Steinbrück-Duell sind am Montagabend die Spitzenkandidaten von FDP, Grünen und Linken aufeinandergetroffen. Jürgen Trittin und Gregor Gysi bekräftigten einmal mehr ihre Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn. Brüderle hielt dagegen.
Nach einer knappen Stunde platzt Jürgen Trittin der Kragen. „Sie lügen“, fährt der Spitzengrüne FDP-Frontmann Rainer Brüderle an. Moderator Jörg Schönenborn will schlichten, doch Trittin hält eisern an seinem Vorwurf fest.
Anders als beim Rededuell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) ist der TV-Dreikampf zwischen Trittin, Brüderle und Linken-Spitzenkandidat Gregor Gysi am Montag erwartet kontrovers und giftig verlaufen. Vor allem Brüderle und Gysi sind sich immer wieder ins Wort gefallen.
"Bitte keine Zahlenschlacht", hoffen die Moderatoren
„Bitte keine Zahlenschlacht“, wünschen sich die Moderatoren Schönenborn und Sigmund Gottlieb. Das klappt nicht immer. Dabei werden die konträren Positionen der drei Parteien auch so schnell überdeutlich.
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Bei den Griechenland-Hilfen und der Eurorettung setzt Gysi auf mehr Steuergerechtigkeit und Investitionen. Das soll die Griechen in die Lage versetzen, ihre Kredite zurückzuzahlen. „Strukturprobleme löst man nicht, indem man sie mit Geld zuschüttet“, kontert Brüderle und bleibt bei der Linie der Regierung. Geld soll es nur geben, wenn Hellas seine Strukturprobleme löst.
„Ohne Investitionen würden Staatsschulden in Griechenland immer größer“, meint Trittin und setzt auf Sparen und Hilfen. „Sie wollen die Eurobonds“, unterstellt Brüderle dem Spitzengrünen den Plan nach einer Allgemeinhaftung für die Schulden von europäischen Krisenstaaten.
„Ich habe über Eurobonds überhaupt nichts gesagt, ich habe nur gesagt, man muss investieren, wenn man aus dem Mustopf kommen will“, wehrt sich Trittin.
Für Trittin, Brüderle und Gysi steht viel auf dem Spiel
Nicht nur hier zeigt sich, dass für die drei Spitzenkandidaten an diesem Abend viel auf dem Spiel steht. Für die FDP geht es um den Einzug in den Bundestag und das Ringen um die Fortführung von Schwarz-Gelb. Trittin muss nach dem PR-Desaster um den Veggie-Day und sinkende Umfragewerte schauen, dass die Grünen wieder Fahrt aufnehmen.
Kontrovers geht es auch beim Mindestlohn zu, den Linke und die Grünen vehement fordern. Gysi will damit die prekäre Beschäftigung überwinden. Politische Lohnfindungen könnten nicht gut gehen, wehrt sich Brüderle gegen staatliche Eingriffe. Dessen Credo: besser überhaupt eine Arbeit als gar keine.
Trittin verteidigt Pläne für Steuererhöhungen
Bei der Rente plädiert Gysi für die vollständige Einbeziehung von Selbstständigen in die Rentenkasse und eine Rückkehr zur Rente mit 65 Jahren. „Das ist Planwirtschaft perfekt, das führt in die Irre“, meint Brüderle. Trittin hingegen will das durch höhere Einkommen stabilisieren. Auch dazu dient seiner Ansicht nach der Mindestlohn.
Bundestagswahl 2013Dann verteidigt er die von den Grünen geplanten Steuererhöhungen. Bei dem Konzept würden durch eine Anhebung des Grundfreibetrags 90 Prozent der Einkommensbezieher mehr Netto vom Brutto haben. „Ich möchte die Märchenstunde beenden“, kontert Brüderle. Die grünen Steuerpläne würden die Mitte der Gesellschaft belasten.
In den Koalitionsaussagen bleiben die Spitzenkandidaten hart
Obwohl es derzeit nicht unbedingt nach Schwarz-Gelb und noch viel weniger nach Rot-Grün nach der Wahl aussieht, bleiben die drei Spitzenkandidaten in ihren Koalitionsaussagen hart. Für eine politische Zusammenarbeit sehe er keine Grundlage, sagt Trittin zur Option Schwarz-Grün. Wie schon in den Wochen zuvor flirtet Gysi mit einem Linksbündnis: „Gespräche scheitert nicht an uns sondern wenn dann an SPD und Grünen“, sagt der Linken-Spitzenkandidat und rattert viele Forderungen hinunter.
Herrenrunde vor der Bundestagswahl
Auf diese Steilvorlage hat Brüderle nur gewartet und schürt die Angst vor einem Linksbündnis unter einem Kanzler Sigmar Gabriel (SPD). Zugleich schließt er eine Ampel mit Sozialdemokraten und Grünen aus: Denn die beiden „maximalen Steuererhöher“ passten so gar nicht zur FDP als der „Partei der Freiheit“.