Essen. Das TV Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück hatte keinen klaren Sieger. Gelohnt hat es sich trotzdem. Denn Steinbrück hat sich als Angreifer in einer steifen Fragerrund überraschend gut geschlagen. Ein Kommentar.

Dieser Fernsehabend hat sich doch gelohnt. Ein echtes Rede-Duell war es zwar nicht, was sich Kanzlerin und Herausforderer da lieferten - das verhinderten schon ein strenges Regelkorsett und ein überbesetztes Moderatorenteam.

Trotzdem: Die direkte Begegnung von Merkel und Steinbrück war auch als steife Fragerunde spannend genug. Das lag vor allem an Steinbrück, der sich als Angreifer überraschend gut geschlagen hat: Seine Lage ist bislang ziemlich aussichtslos, aber er will wenigstens erhobenen Hauptes aus dem Ring steigen. So breitete der Kandidat angriffslustig und rhetorisch souverän ein Kontrastprogramm zu Merkel aus.

Klartext von Steinbrück

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Aber sein Versuch, die Kanzlerin aus der Reserve zu locken, gelang nur teilweise. Merkel hat ihren Amtsbonus ausgespielt - sie stützte sich auf die wirtschaftlich gute Lage, die manche Kritik relativiert, und gab die präsidiale Staatslenkerin. So viel "Klartext" ihr Kontrahent - auch zum eigenen Nachteil - redete, Merkel blieb doch gern mal im Ungefähren; sie weiß, dass das bei diesem TV-Format gar nicht schadet.

Das Duell eignet sich nämlich nicht für tiefere inhaltliche Kontroversen oder scharfen Streit. Wahlentscheidend ist es nach aller Erfahrung auch nicht. Wenn aber vier große Sender ihr Publikum für ein solches Spitzengespräch vereinen, rückt der Wahltermin auch bei jenen ins Bewusstsein, die sich sonst nicht für Politik interessieren.

Merkel schafft ein Unentschieden

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Gestern begann also erst die heiße Wahlkampfphase, in der sich viel um politikferne oder unentschlossene Wähler dreht. Auf die setzt Steinbrück seine Hoffnung. Schwarz-Gelb kann er vielleicht noch verhindern. Aber es müsste ein Wunder geschehen, damit dieser TV-Schlagabtausch die von der SPD ausgerufene Trendwende für eine rot-grüne Mehrheit bringt. Merkel wurde 2005 und 2009 Kanzlerin, obwohl sie in den Duellen zuvor unterlegen war - am Sonntag schaffte sie immerhin ein Unentschieden.

Steinbrück zur Frage, ob sich Deutschland unter seiner Führung an einem Militärschlag in Syrien beteiligen würde:

"Nein, ich würde es auch höchst bedauern, wenn die Amerikaner ohne ein entsprechendes völkerrechtliches Mandat zu haben, sich isoliert zu einem Militärschlag entscheiden würden."

Steinbrück zur Frage, wie stark unter einer von ihm geführten Regierung die Strompreise sinken würden:

"Ich werde eine Steigerung zu vermeiden suchen." Aber er werde nichts versprechen, was er nicht halten könne.

Merkel nach dem Duell auf Frage, wer gewonnen hat:

"Ich glaube, Deutschland hat gewonnen, weil es gut ist, dass sich die Menschen ein Urteil bilden können. Ich fand alle Moderatoren sehr gut."

Merkel zu den Toten des Chemiewaffen-Angriffs in Syrien:

"Das ist nicht irgendein kleines Vorkommnis, das ist ein wahnsinniges Verbrechen."

Merkel zu den Reformen der Agenda 2010 ihres Vorgängers Gerhard Schröder (SPD):

"Gerhard Schröder hat sich - ich scheue mich nicht, das zu sagen - um Deutschland verdient gemacht."

Merkel auf die Frage des Moderators Stefan Raab, ob SPD oder CDU herauskomme, wenn sie den Wahlomat ausfülle:

"Ich glaube, dass da gut CDU rauskommen kann - jedenfalls habe ich Argumente dafür."

Merkel legt sich im Streit mit der CSU fest:

"Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben."

Merkel zur finanzpolitischen Bilanz der Koalition:

"Was wir gemacht haben in den vergangenen vier Jahren ist ja relativ sensationell."

Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin über Twitter:

"Merkel: 'Wir können 2015 beginnen Schulden abzubauen'. Und warum haben Sie in Ihrer Amtszeit 500 Mrd. Schulden aufgetürmt?"

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel auf Twitter:

"Peer Steinbrück macht schon in den ersten Minuten deutlich, was er als Bundeskanzler anders machen wird. Gut so!"

Gabriel:

"Peer Steinbrück hat auch heute wieder gezeigt, dass er nicht nur ein kompetenter Kanzler mit klarem Kompass sein wird. Sondern auch einer, der die Sorgen der Menschen in Deutschland kennt. Im Duell hat er sich klar, angriffslustig und sympathisch gezeigt. (...) Das Rennen ist weiter offen."

SPD-Vize Olaf Scholz:

"Peer Steinbrück hat im TV-Duell überzeugt (...) Er ist keine Antwort schuldig geblieben."

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe:

"Der von der SPD herbeisehnte 17. Neustart der Kampagne hat nicht stattgefunden."

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) auf Twitter:

"Schade, dass @peersteinbrueck unser Land schon am Anfang schlecht redet. Damit löst er kein Problem, die Realität ist ganz anders!"

Altmaier:

"Die Kanzlerin lag in der Frage der Sympathie klar vorn. Außerdem hat sie die großen Frage der Politik ohne Wahlkampfrhetorik erklärt."

Dorothee Bär, stellvertretende CSU-Generalsekretärin und Bundestagsabgeordnete auf Twitter:

"Unsere Mutti ist die Beste!"

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle:

"Jetzt ist jedem deutlich, dass die SPD keine wirkliche Alternative ist. Bloße Rechthaberei ist noch keine Vision für Deutschland. Angela Merkel hat die erfolgreiche Politik der christlich-liberalen Koalition klar und deutlich dargestellt."

FDP-Generalsekretär Patrick Döring:

"Peer Steinbrück hat mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben."

Piratenpartei-Vorsitzender Bernd Schlömer:

"Statt eines leidenschaftlichen Schlagabtausches erlebten die Zuschauer kaum klare Aussagen und auswendig hölzern vorgetragene Statements der Kanzlerkandidaten. Das Ende der Ära Merkel hat in jedem Fall begonnen. (...) Aber auch Peer Steinbrück hat es nicht geschafft die Zuschauer mitzureißen, schließlich unterscheiden sich die Positionen von Union und SPD kaum noch voneinander."

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