Essen. In der vierten Ausgabe von Stefan Raabs Polit-Talkshow „Absolute Mehrheit“ war zum ersten Mal ein Bundesminister zu Gast. Neben Entwicklungsminister Dirk Niebel diskutierte auch Linken-Fraktionsvorsitzender Gregor Gysi in der ProSieben-Show mit und wurde vom Publikum prompt am besten bewertet.
Einiges war am Sonntagabend anders in der vierten Ausgabe von Stefan Raabs Polit-Talkshow „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ - und das war auch gut so. Hatte es der ProSieben-Sendung bislang unter anderem daran gemangelt, dass kaum bekannte Politiker den Weg ins Berliner Studio fanden, so war dies jetzt anders. Neben Entwicklungsminister Dirk Niebel von der FDP war auch Linken-Fraktionsvorsitzender Gregor Gysi da. Zudem ließen Florian Pronold, Vorsitzender der SPD in Bayern, Börsenmakler Dirk Müller, bekannt als „Mister Dax“, und vor allem Bernd Lucke, Parteisprecher der neuen eurokritischen Partei „Alternative für Deutschland“, auf einen unterhaltsamen Abend hoffen.
Wie gewohnt konnten die Zuschauer vor den Bildschirmen per Telefon und SMS abstimmen, wer sie am meisten überzeugte. Der Talkgast, der am Ende mehr als 50 Prozent der Stimmen und damit die absolute Mehrheit erreicht, erhält steuerfrei 100.000 Euro zur freien Verwendung. Beim letzten Mal gelang dies dem Rapper Sido, der das vornehmlich junge Publikum am besten erreichen konnte.
Steuersünder Uli Hoeneß war erstes Thema bei „Absolute Mehrheit“
Auftaktthema der vierten Ausgabe am Sonntagabend war der Fall Uni Hoeneß und seine Folgen für Deutschland. „Ist Gier geil?“, wollte Moderator Stefan Raab von seinen Gästen wissen und was kann getan werden gegen Steuerhinterziehung im großen und kleinen Stil. Dass das Thema in den vergangenen Tagen bereits hinreichend von vielen selbsternannten Experten und der gesamten Bundesrepublik diskutiert wurde, hielt Raab nicht davon ab, es auch in seiner Show noch einmal zur Sprache zu bringen.
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Neben den üblichen Stammtischparolen legten die meisten Gäste wert darauf, Hoeneß' sonstige Verdienste lobend zu erwähnen. „Aber das Geld, was er hinterzieht, fehlt dann halt woanders und das ist nichts anderes als asozial“, befand Bayerns SPD-Vorsitzender Florian Pronold. Seine Vorbildfunktion sei nun dahin. Börsenexperte Dirk Müller hingegen kritisierte die Art und Weise wie in Deutschland „beinahe schon Hexenjagden“ veranstaltet würden als erschreckend und überzogen.
Gregor Gysi fordert Steuerpflicht an Staatsbürgerschaft zu binden
Gregor Gysi, aufgrund seiner knallharten Aussagen ein beliebter Gast in Polittalkshows, forderte, dass die Steuerpflicht an die Staatsbürgerschaft und nicht an den Wohnsitz gebunden werden müsse. „Dann ist es ganz egal, ob man auf den Seychellen oder hier lebt, man muss trotzdem zahlen.“ Wirklich neue Ansätze waren das nicht, unterhaltsam aber dennoch, weil die Gäste im Unterschied zu den vergangenen Sendungen durchaus angeregt diskutierten und eine allzu große Präsenz von Moderator Stefan Raab überflüssig machten.
Das zeigte sich auch beim zweiten Thema, wo es wieder einmal um die Euro-Rettungspolitik ging. Ein Paradethema für Bernd Lucke, der nach 33 Jahren in der CDU im April 2013 die „Alternative für Deutschland“ mitbegründete, die sich klar gegen die Rettung der in die Krise geratenen südlichen Euroländer stellt. „Der Euro ist gescheitert, das muss man ganz deutlich sagen“, meinte Lucke. „Die südeuropäischen Länder müssen raus aus dem Euro, um sich wirtschaftlich wieder zu erholen.“ Dirk Niebel, der insgesamt sehr blass und zurückhaltend blieb, sah das naturgemäß anders, bekam aber für seine Aussage, dass der Euro nicht gescheitert sei, nur spöttisches Gelächter aus dem Publikum.
Gysi verpasst knapp die absolute Mehrheit
Wie auch bei den vorherigen Themenrunden hatte Gregor Gysi bei der Diskussion um die Gerechtigkeit des deutschen Bildungssystems viele Sympathien auf seiner Seite. „16 Bundesländer und 16 Schulsysteme? Da kann doch was nicht stimmen, das ist ja wie in Zeiten der Postkutsche“, so der Linken-Fraktionsvorsitzende. Und Dirk Niebel betonte, dass das Bildungssystem mit seiner Regierung vielfältiger geworden sei, damit jeder nach seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen frei wählen könne.
Auch hier am Ende nichts Neues, außer der Erkenntnis, dass qualifizierte Gäste einen guten Polittalk ausmachen. Am Sonntagabend machte Raab auch ohne große moderatorische Fähigkeiten einen großen Schritt in die richtige Richtung. Zum Schluss verpasste Gysi mit 48, 3 Prozent knapp die absolute Mehrheit. In der nächsten Show am 26. Mai geht es deswegen um 200.000 Euro.