Witten. Hannes Lügering ist der neue Kinder- und Jugendbeauftragte für Witten. Doch der 26-Jährige will keinesfalls nur im Büro hocken. Er hat viel vor.
In Witten gibt es laut Sozialbericht 15.000 Kinder und Jugendliche. Sie alle haben einen neuen Ansprechpartner in der Stad. Hannes Lügering aus Annen ist jetzt Kinder- und Jugendbeauftragter. Viele kennen ihn schon aus seiner Zeit als Streetworke, als Sozialarbeiter vor Ort. Der 26-Jährige folgt auf Paul Anschütz, der nun zum Imberg-Team gehört. Eben erst hat Lügering sein Büro im Rathaus bezogen. Ein Gespräch über das Alter, den Breddegarten und Camping.
Herr Lügering, Sie waren vorher als Streetworker auf Wittens Straßen auch schon Ansprechpartner für junge Menschen. Was ändert sich für Sie im neuen Job?
Hannes Lügering: Als Streetworker hatten wir uns auf die Fahnen geschrieben, spontan und niedrigschwellig zu sein. Wenn ich jemanden getroffen habe, habe ich den auch schon mal sofort zur Drogenberatung und zur Wohnungslosenhilfe mitgenommen. Ich bin kein Fan von Plüsch-Pädagogik. Jetzt bin ich natürlich viel näher an der Verwaltung und damit an Entscheidungsstrukturen dran. Ich bin quasi dazu da, die Rolle zwischen der Verwaltung und jungen Menschen zu stärken, habe mehr mit organisatorischen und strukturellen Dingen zu tun und damit, Netzwerke zu bündeln. Aber ich werde nicht nur im Rathaus sitzen. Ich möchte ausstrahlen: Den kann man gut ansprechen. Wenn ich die Bahnhofstraße entlanggehe, passiert das jedenfalls ständig.
Sie sind selbst noch sehr jung. Vor- oder Nachteil?
Mein Alter ist ein großer Vorteil. Dadurch bin ich näher an der Szene dran. Als Streetworker hatte ich ja vor allem mit 14- bis 27-Jährigen zu tun. Jetzt bin ich auch Ansprechpartner für Jüngere.
Wie tickt die Jugend in Witten?
Die Szene ist sehr unterschiedlich. Aber nicht vergleichbar mit der in Großstädten.
Was wünschen sich Jugendliche in der Ruhrstadt?
Sie wünschen sich vor allem mehr Außentreffpunkte. Und da ist die Situation in der Innenstadt echt schwierig. Eine Chance bietet jetzt die Umgestaltung des Breddegartens. Es ist wichtig, die Jugendlichen immer zu beteiligen, ihnen nichts aufzudrücken. Es gab schon Treffen im Haus der Jugend. Da konnte jeder sagen, was er sich vorstellt. Die Wünsche kommen zu 90 Prozent nicht von anderen Planeten, sondern haben ganz viel mit Sport zu tun. Wir sind jetzt im Gespräch mit den Ämtern. Ich hoffe, dass was Schönes draus entsteht.
Wo in Witten steckt noch Potenzial für Jugendtreffpunkte?
Am Jahnplatz. Die Halle dort haben Jugendliche schon mit Graffiti gestaltet. Wir hatten dort Spiele mit den Baskets. Jetzt gibt es die neue Calisthenics-Anlage. Meine Vision ist, dass die Fläche sich wirklich zu einem kostenlos nutzbaren Outdoor-Fitnessstudio entwickelt, wo jeder Sport treiben kann und willkommen ist.
Wo treffen sich die Jugendlichen aus der City bisher?
Die Älteren viel im Jugendzentrum „Treff“ an der Werkstadt, die etwas Jüngeren im Cliquentreff im Haus der Jugend. Das ist für viele wirklich ihr Wohnzimmer. Da ist immer was los. Es gibt dort ja außerdem noch die OGS-Betreuung und einen Kindertreff. In Herbede ist der Skaterpark wichtige Anlaufstelle. Das Schwierige an Witten ist wirklich, dass von den Hölzern bis Stockum oder Rüdinghausen alles so weit auseinanderliegt.
In Witten gibt es ja auch das Kijupa, das Kinder- und Jugendparlament, das junge Interessen vertritt.
Mit dem werde ich in regem Austausch stehen. Deshalb will ich das jetzt besser kennenlernen. Ich wünsche mir, dass es offener wird, dass auch Jugendliche mitmachen, die nicht so viel mit dem politischen Aspekt anfangen können, den das Wort „Parlament“ signalisiert. Außerdem würde ich gerne ein Kinder- und Jugendbüro mit festen Öffnungszeiten einrichten.
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Wie war Ihre eigene Kindheit und Jugend?
Die war sehr schön. Ich komme aus Meppen im Emsland, wo alles sehr dörflich geprägt ist. Ich leite da immer noch ein Jugendzeltlager, an dem ich als Kind selbst teilgenommen habe. Außerdem bin ich Camper seit der Kindheit. Früher war ich mit meinen Eltern unterwegs, heute geht‘s mit meiner Freundin und einem Anhänger mit Dachzelt gern Richtung Norwegen in die Natur.
Was hat Sie ins Ruhrgebiet verschlagen?
Mein Studium der Sozialen Arbeit an der FH Dortmund. Für mich ist Witten schon Großstadt, aber ich bleibe gern hier.
Sie tragen stets eine kleine schwarze Mütze. Ihr Markenzeichen?
Die war quasi im Streetwork-Team sowas wie unsere Dienstkleidung. Aber für den Sommer muss ich mir da noch was anderes überlegen.
Wer Fragen an den neuen Kinder- und Jugendbeauftragten hat, erreicht Hannes Lügering unter 0173 4969845.
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