Witten. Die Ruhrstraße hat wieder einen Spielwarenladen: Regina Riesselmann erfüllt sich mit 61 Jahren einen Traum und eröffnet „Mein Glückskind“.

„Ich finde, auf die Ruhrstraße gehört ein Spielwarenladen“, sagt Regina Riesselmann. Sie selbst habe bei Langelittig, später bei Spielwaren Engel oder im Buntspecht gekauft. Nach 30 Jahren im Schuldienst erfüllt sich die Wittener Lehrerin einen Lebenstraum und eröffnet am Samstag (2.3.) ihr Spielzeuggeschäft an der Ruhrstraße 8. „Mein Glückskind“ bietet naturnahes Spielzeug aus Holz und ausgefallene Geschenkideen, die man so in Witten nicht findet.

In den letzten Tagen vor der Eröffnung werden Regale angebohrt, wird Ware ausgepackt, ausgezeichnet und nervös gewartet. Wie kommt der Laden wohl an, der Witten lebenswerter machen soll? Riesselmann: „Es kann doch nicht sein, dass man für schönes Kinderspielzeug bis nach Herdecke, in den Bochumer „Brummbär“ oder nach Dortmund fahren muss.“

Viele Klagen über fehlendes Angebot in Witten

Eine Klage, die sie öfter in ihrem unmittelbaren Bekanntenkreis hört, wo viele frisch gebackene Großeltern sind, aber auch in der Generation ihrer Söhne und Schwiegertöchter. Die ehemalige Pädagogin sieht Potenzial für Witten mit seiner Ökoszene, wo Geschäfte mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit wie Kijami oder die Füllbar großen Zuspruch finden. Regina Riesselmann will was machen, wo andere nur meckern.

Hier gibt‘s Spielwaren in Witten

Die inhabergeführten reinen Spielwarenläden haben in der Wittener City längst geschlossen - etwa Engel 2017. Den Bedarf decken andere, etwa das Kaufhaus Gassmann, Rossmann, Woolworth, die Mayersche oder die „Zwergenzeit“ am Berliner Platz. Einzig größerer Spielwarenladen ist die „PHD Kinderwelt“ an der Meesmannstraße in Herbede.

Am letzten Tag ihres 60. Lebensjahrs hat die einstige Deutschlehrerin an der auslaufenden Otto-Schott-Realschule ihr Gewerbe angemeldet. „So was tut man sich im Alter doch nicht mehr an“, sagten viele Gleichaltrige. Regina Riesselmann aber denkt anders, seit sie ehrenamtlich als Grüne Dame im Eangelischen Krankenhaus auf der Palliativstation arbeitet. „Ich höre so viele Lebensbiografien“, sagt die Wittenerin. „Und ganz oft sagen alle das Gleiche: Ich bereue das, was ich in meinem Leben nicht getan habe.“

Der neuer Spielwarenladen hat auch eine Geburtstagsecke.
Der neuer Spielwarenladen hat auch eine Geburtstagsecke. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ein leeres Ladenlokal in Witten zu finden, war nicht das Problem. Die frisch gebackene Einzelhändlerin möchte im Nebenerwerb in kleinen Räumlichkeiten anfangen und hofft, dass „Mein Glückskind“ zu einem richtig großen Geschäft heranwächst. Zunächst ist sie in einen Teil der früheren Räumlichkeiten von Gorbahn gezogen. Jahrelang war dort nebenan das Reisebüro „Flugbörse“ beheimatet, dessen Besitzer im letzten Jahr plötzlich verstorben ist.

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Was dort jetzt in den hübschen Regalen und Schränken im Vintagelook ausliegt, stammt meist von kleinen, regionalen Produzenten. Handgemacht, fair produziert, aus möglichst naturnahem Material sind die meisten Dinge hergestellt und vieles ist auch ein bisschen retro: bunte Holzkreisel, Fingerpuppen, Steckenpferde, Steckpuzzle oder Blumenmurmeln.

Es gibt Badespielzeug aus Kork oder Kugelbahnen aus Holz. Dazwischen finden sich Produkte bekannter Marken wie „Haba“ oder „Sigikid“ oder auch vegane Fingerfarbe, Springseile oder Boccia-Kugeln. „Ich möchte ein Oase zum Stöbern sein“, sagt die 61-Jährige.

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Ganz raffiniert: Dieser interaktive Stift erzählt Infos zu den Ländern auf der Karte, die Regina Riesselmann antippt.
Ganz raffiniert: Dieser interaktive Stift erzählt Infos zu den Ländern auf der Karte, die Regina Riesselmann antippt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auf den Spielwarenmessen in Nürnberg und Stuttgart hat Regina Riesselmann auch Waren angekauft, deren pädagogischer Wert sie begeistert. Etwa die Spiele einer Logopädin, die zur Lautbildung animieren oder Kinder dazu bringen, ihre Gefühle in Worte zu fassen.

In einem Extra-Regal gibt es Geburtstagszubehör und dann ist dort noch eine Abteilung mit „erbaulichen“ Dingen für Erwachsene. Etwa Postkarten für die „Superoma“ oder ein Geschenkpapier, in das kleine Blumensamen eingearbeitet sind. Nach dem Geschenkauspacken kann man das „Pflanzpapier“ einbuddeln und sprießen lassen. Es bringt so ein zweites Mal Freude.

Eröffnung: Samstag (2.3.), 10 bis 16 Uhr. Es gibt einige Überraschungen für kleine und große Gäste. Die weiteren Öffnungszeiten: Montags Ruhetag, Dienstag bis Freitag 10 bis 14 und 15 bis 18 Uhr, sowie Samstag 10 bis 16 Uhr.

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