Witten. Julia Wagener ist Mama und Geschäftsfrau. Die 40-Jährige betreibt gleich zwei Firmen in Witten. Beide haben mit ihrem kreativen Hobby zu tun.

Wenn ihr vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass sie mal ihr eigener Chef sein würde, dann hätte Julia Wagener darüber vermutlich nur müde gelächelt. Inzwischen betreibt die gelernte Zahnarzthelferin gleich zwei Firmen in Witten: ihr eigenes Label „Made by Julida“ und „Nähmaschinen-Liebling“. In einer Halle an der Hörder Straße in Stockum hat die 40-Jährige ihr neues berufliches Zuhause gefunden.

Die knapp 300 Quadratmeter sind Showroom, Atelier und Werkstatt zugleich. Hier stehen Näh- und Stickmaschinen von Marken wie Brother, Bernina oder Necchi sowie Plotter, mit denen zum Beispiel Motive auf T-Shirts aufgebügelt werden können. In großen Regalen lagert das Zubehör, also etwa Rollschneider, Nähmaschinenfüße, Stoffscheren oder Stickrahmen. Garne in allen Regenbogenfarben gibt‘s hier ebenfalls. Und Stoffballen – doch die sind nur für Julia Wageners eigene Kreationen. Alles andere kann man kaufen.

Ich mache mein Hobby zum Beruf
Julia Wagener nach der Geburt ihrer Tochter

Eigentlich war die Bochumerin zufrieden in ihrem alten Job als Zahnarzthelferin, wollte nach der Geburt von Tochter Ida wieder zurück in die Praxis. Doch schnell merkte die junge Mama: „Vollzeit zu arbeiten, das passt jetzt nicht mehr.“ Mit ihrem Mann Jan (41) hat sie dann eine Weile hin und her überlegt. Die Lösung: „Ich mache mein Hobby zum Beruf.“ Seit Teenagerzeiten näht und stickt Julia Wagener mit Begeisterung. Im Januar 2022 machte sie sich kurzerhand mit „Made by Julida“ selbstständig. Kinderbekleidung und Stickereien aller Art bietet sie darüber an.

Julia Wagener bietet unter ihrem Label „Made by Julida“ selbstgenähte Kinderkleidung wie diese Jacke und Stickereien an.  Auch Brettchen und Tassen kann sie auf Wunsch personalisieren.
Julia Wagener bietet unter ihrem Label „Made by Julida“ selbstgenähte Kinderkleidung wie diese Jacke und Stickereien an. Auch Brettchen und Tassen kann sie auf Wunsch personalisieren. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Maschinen und notwendiges Zubehör kaufte sie stets bei der Firma „Nähmaschinen-Liebling“ mit Sitz im Ahrtal. Zu der Besitzerin entwickelte sich eine Freundschaft. Als diese im Sommer vergangenen Jahres plante, das Unternehmen aufzugeben, weil sie sich beruflich verändern wollte, reifte bei Wageners ein neuer Plan. Der wurde am 1. Oktober mit der offiziellen Übernahme besiegelt. Auf die Halle in Stockum hatte sie ein Freund aufmerksam gemacht. „Wir haben dann sämtliches Inventar mit einem 40-Tonner an die Hörder Straße gekarrt“, sagt Julia Wagener. „Und da sind wir nun.“

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Seitdem finden die Kunden sie von ganz allein. Aus Wuppertal kommen sie nach Witten. Auch, um ihre Nähmaschinen warten zu lassen – denn dafür ist die Fachfrau ebenfalls zuständig. „Und das macht kaum noch einer.“ Aus dem sächsischen Bautzen fand schon eine Maschine den Weg nach Stockum, um hier repariert zu werden. Auch eine Pfaff von 1960 funktioniert nun wieder: Ihre Besitzerin, eine alte Dame, ist glücklich, weiter damit nähen zu können.

Sind gerade keine Kunden vor Ort, dann nutzt Julia Wagener die Zeit, um selbst zu schneidern. „Wenn ich an der Nähmaschine sitze, dann bin ich entspannt. Das ist wie Yoga für mich.“ Töchterchen Ida, inzwischen vier, trägt natürlich als erste Mamas Kreationen. Softshelljacken, bedruckt mit Blumen oder Tieren, seien aktuell sehr beliebt. Aber die 40-Jährige bestickt auch Kita-Taschen, 200 Duschtücher für die Handballmannschaft des VfL Bochum oder Mützen für eine Berliner Firma.

Eigener Stand auf der Creativa

Julia Wageners Firmen „Made by Julida“ und „Nähmaschinen-Liebling“ sind unter einem Dach an der Hörder Straße 288 zu finden. Geöffnet ist montags von 8 bis 17.30 Uhr sowie dienstags bis freitags von 8 bis 14 Uhr. Es gibt auch einen Online-Shop.

Erstmals ist die 40-Jährige in diesem Jahr mit einem eigenen Stand auf der Creativa in Dortmund vertreten. Europas größte Kreativmesse findet vom 20. bis 24. März in den Westfalenhallen statt.

Demnächst möchte Julia Wagener außerdem Nähkurse und Workshops anbieten. „Im Frühjahr starten vermutlich die ersten Angebote.“

Anfangs hat ihre Mutter fleißig mitgeholfen. „Die wollte schon immer Schneiderin werden, musste aber was Vernünftiges lernen.“ Ab April wird Ehemann Jan, eigentlich Groß- und Außenhandelskaufmann, ins Geschäft mit einsteigen. „Dann sind wir ein richtiger Familienbetrieb“, freut sich Julia Wagener. Auch die kleine Ida verbringt gern Zeit in der Halle und möchte bald nähen lernen.

Natürlich hat der Schritt in die Selbstständigkeit sie schlaflose Nächte gekostet. „Zwischendurch denke ich immer mal wieder: Worauf hast du dich da eingelassen.“ Nicht zuletzt haben sie ja ordentlich investiert. Doch vor allem ist Julia Wagener stolz und glücklich. Der Schriftzug „Happy“ leuchtet auf dem Tresen. Die Geschäftsfrau und Mama steht daneben und strahlt.

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