Witten. Die Wittener Nähwerkstatt „nouranour“ ist mit dem Engagementpreis der Ebert-Stiftung geehrt worden. Das beflügelt die Pläne des Vereins.

Der Verein „Signal of Solidarity“ ist für sein Wittener Nähprojekt „nouranour“ mit dem Engagementpreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet worden. „Freiwilliges Engagement ist gerade in dieser Zeit so wichtig. Ihre wunderbaren Ideen und Ihre tollen Vorschläge bereichern unsere Gesellschaft“, lobte Ex-Ministerin Christina Kampmann die Preisträger in ihrer Laudatio.

„Wir haben zwar gehofft, dass wir mit unserer Bewerbung eine Chance haben – aber die Verkündung der Preisträger war dann doch eine riesige Überraschung“, sagt Projektleiterin Lilia Galarza Orcada. „Die Auszeichnung motiviert uns, jetzt weiterzumachen.“ Vor allem freue es sie, dass „unser Einsatz für Solidarität, zivilgesellschaftliches Engagement und unser Selbstverständnis einer offenen und pluralen Gesellschaft gesehen und geschätzt wird“, so die 32-Jährige, die an der Uni Witten Ethik und Organisation im Master studiert. Ihre Kollegin Kim Pöckler ergänzt: „Es fühlt sich großartig an. Wir haben im letzten Jahr einiges geleistet, was wir selbst nicht für möglich gehalten hätten.“

Wittener Nähwerkstatt will eigene Modemarke schaffen

Seit über fünf Jahren ist der Verein „Signal of Solidarity“ im Bereich humanitäre Hilfe für Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen tätig. Das Integrations-Projekt „nouranour“, das aus einer Initiative der Uni Witten entstanden ist, gehört erst seit diesem Jahr zum Verein. Dieser Ansatz in der Flüchtlingsarbeit sei neu und besonders, erklärt Lilia Galarza Orcada. Es werde eine Brücke gespannt vom Ankommen an den Grenzen von Europa bis hin zum Ankommen in der Gesellschaft. „Wir denken damit einen Schritt weiter“, so die 32-Jährige.

Auf dem Rathausplatz hatte sich die Initiative „nouranour“ im Juli vorgestellt. Vjollca Alija an der Nähmaschine war mit dabei.
Auf dem Rathausplatz hatte sich die Initiative „nouranour“ im Juli vorgestellt. Vjollca Alija an der Nähmaschine war mit dabei. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Denn der Verein sei eben nicht nur in den Flüchtlingscamps im Einsatz, die rund 20 Mitglieder setzten sich auch für die Förderung der Berufsbildung und die Arbeitsmarktintegration ein. Die Näh- und Lernwerkstatt von „nouranour“ zeige, wie so etwas gelingen kann. „Sie richtet sich vor allem an Frauen mit Migrationshintergrund und an Geflüchtete“, erklärt die Projektleiterin. Ziel sei es, dass die Frauen dort so gut und professionell nähen lernen, dass sie anschließend damit Geld verdienen können. „Außerdem wollen wir aus ,nouranour’ eine Marke machen, ein Label, das auf nachhaltige Produktion setzt.“ Auch deutsche Frauen und Hobby-Näherinnen seien willkommen. „Der Austausch kann sehr bereichernd sein“, so Lilia Galarza Orcada.

Weiterer Preisträger aus dem Ruhrgebiet

Wer sich für das Projekt „nouranour“ interessiert oder etwas spenden möchte, kann sich an Lilia Galarza Orcada unter Tel. 0176/32435375 wenden oder eine Mail an info@nouranour.org senden.

Außer der Wittener Initiative wurde noch eine Aktion aus dem Ruhrgebiet mit dem Engagement-Preis der Ebert-Stiftung ausgezeichnet: die Corona-Care-Pakete des Train of Hope aus Dortmund. Weitere Preisträger sind das Demokratieprojekt youmocracy aus Bayern und das neue Klimaschutzinitiative GemeinschafftNatur aus Berlin.

Noch ist die Initiative in der Projektfabrik beheimatet. Aber das soll sich bald ändern. „Wir wollen umziehen, um in der Stadt sichtbarer zu werden“, erklärt die 32-Jährige. Die 2000 Euro Preisgeld der Friedrich-Ebert-Stiftung sollen für einen kommenden Umbau von eigenen Räumen und die Anschaffung von Maschinen genutzt werden. Die Miete für ein Jahr ist bereits durch eine Spendenkampagne gesichert worden. „Wir freuen uns aber über jede zusätzliche Spende, damit die Arbeit weitergehen kann.“

Das vollständige Video der Preisverleihung ist abrufbar unter: https://youtu.be/JqBWbQRPxUg

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