Witten. Georgia Marten hat ein Rezept gegen trübe Wintertage: Im „Tonikum“ an der Oststraße in Witten kann man töpfern und Keramik bemalen. So geht‘s.

„Tonikum“ nennt sich das Geschäft von Georgia Marten in der Oststraße, denn „ein Tonikum ist etwas, das stärkt“, so die studierte Produktdesignerin. Seit einem halben Jahr können Interessierte in dem schönen Ecklokal Keramik bemalen oder gar aus Ton die Rohlinge dazu herstellen. In Witten gibt es damit auch eines der überall so angesagten Mal-Cafés, nur geht es bei Georgia Marten nachhaltiger, kreativer und individueller zu.

Wenn im „Tonikum“ das Licht an ist, bleiben viele interessiert stehen. Im einen Schaufenster stehen bunte Müslischalen, Tassen, Teller, Becher, die Kunden bemalt haben und einige Tage später, nach dem Brennen, zur Abholung bereitstehen. Im anderen Fenster gibt es Unikate, die Georgia Marten selbst erfunden, entworfen und hergestellt hat. Etwa einen „Ringfisch“, ein spezieller Wandhaken für den Ehering. „Teebeutellandeplatz“ nennt sich ein kleines Schälchen, „OptimierAir“ ein lustiger Luftbefeuchter. Die raffinierten Orchideen-Übertöpfe garantieren den empfindlichen Pflanzen dank des Tons eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Einige Geschenke aus Keramik, die Georgia Marten hergestellt hat.
Einige Geschenke aus Keramik, die Georgia Marten hergestellt hat. © Funke Foto Services | Christof Kšpsel

Neues Ladenlokal seit August 2023

„So sind Designer. Ich entwickele Dinge, die schön und nützlich sind“, sagt die 58-Jährige. Schon länger verkauft sie ihre Produkte auf Töpfermärkten. Ganz nah, wie in Haus Witten oder beim Ökomarkt von Zeche Nachtigall, oder ganz fern, wie in Münster oder im Festspielhaus Recklinghausen.

Lichtblick an trüben Wintertagen: Das Keramikatelier von Georgia Marten an der Oststraße in Witten.
Lichtblick an trüben Wintertagen: Das Keramikatelier von Georgia Marten an der Oststraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Vor 15 Jahren hat die gebürtige Dortmunderin den Werkstoff Ton für sich entdeckt, einfach mal ein Zehn-Kilo-Paket gekauft. Ihre erste Werkstatt war ein unscheinbares Ladenlokal an der Augustastraße, wo manchmal auch Kunden vorbeischauten. Nach der Coronazeit, „die ich geschäftlich gerade so überstanden hatte“, wollte Marten, die bis dato als Grafikerin arbeitete, einen Neustart wagen. „Ich bin ganz oft mit dem Fahrrad durch Witten gefahren und habe ein leeres Ladenlokal gesucht.“ Es dauert letztlich bis August 2023, bis sie an den attraktiveren Standort umzog und dort auch Keramik-Workshops anbieten konnte.

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Seit der Eröffnung des Tonikums an der Oststraße 5 brummt der Laden. Wer kommt und bemalt hier seine Frühstückstasse? Es seien viele Studierende, Junggesellenabschiede, Geburtstage, Freundinnen, Frauengrüppchen, Oma mit Enkelin, sogar eine Firmenfeier gab es dort schon. Etwa acht bis zehn Leute finden gleichzeitig in dem Atelier Platz.

Zunächst sucht sich jeder aus dem Regal mit den Ton-Rohlingen ein Objekt aus, etwa eine Tasse. Dann werden die Farben zusammengestellt und losgepinselt. Das Bemalen von Keramik hat etwas Meditatives und Entspannendes. Viele vergessen sich - und ihren Alltag - schnell selbst. Wie schön das Ergebnis wird, zeigt sich erst, nach dem die bemalten und glasierten Objekte getrocknet und dann 24 Stunden im Ofen gebrannt wurde. Danach sind sie absolut alltagstauglich - Spülmaschine inklusive.

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Georgia Marten ist es wichtig, keine industriell vorgefertigte Ton-Rohlinge zu verwenden. Regionalität und echte Handarbeit stehen im Fokus. Die Rohlinge stellt sie selbst mit Ton aus dem Westerwald her. Die Glasurfarbe dagegen kommt aus Münster.

Kunden töpfern mit verschiedenen Techniken

Viele Kunden, die erst nur zum Keramikbemalen kommen, wollen irgendwann auch ihren eigenen Rohling töpfern. Das geht bei Georgia Marten mit einer Gipsform, der Platten- oder der Wulsttechnik, die mancher noch aus dem Kindergarten kennt. „Ohne Vorkenntnisse erhält man dabei sehr schöne Ergebnisse“, sagt die Fachfrau. Die Töpferscheibe allerdings nutzt nur sie. Bis man damit vernünftig töpfern könne, „braucht es mindestens drei Jahre Übung“. Georgia Marten dämpft alle Erwartungen, einmal wie Schauspieler Patrick Swayze - wir erinnern uns an die erotischste Szene der Kinogeschichte im Film „Ghost“ - flugs aus Matsche eine schicke Schale zu formen.

Wie erklärt sich eigentlich die große Lust an der Keramikherstellung? „Ich glaube, es liegt daran, dass man so schnell etwas Eigenes schafft. Viele Berufstätige arbeiten doch nur theoretisch, etwa am PC, haben einen Job, in dem man eigentlich nie fertig wird. Dann tut es gut, sich selbst zu überraschen.“ Vielleicht ist ihr Atelier auch einfach ein wunderbarer, warmer Ort. Draußen regnet es bei unserem Besuch in Strömen, aber drinnen kann man die Welt vergessen.

Öffnungszeiten:

Geöffnet ist das Atelier dienstags 15 bis 20 Uhr und donnerstags 15 bis 19 Uhr. Ab drei Personen sind auch individuelle Termine möglich. Drei Stunden kosten 25 Euro, plus Material. Ein Tonrohling kostet etwa 13 oder 15 Euro. Kontakt: 0163-4791681. www.georgiamarten.de