Witten. Die ev. Schöpfungskirche in Witten-Durchholz wird entweiht. Doch bald schon soll neues Leben einziehen – mit einer Kita für rund 120 Kinder.
- Am Sonntag (14. April 24) haben evangelische Gläubige aus Witten-Durchholz Abschied von der Schöpfungskirche genommen und einen letzten Gottesdienst gefeiert.
- Doch für das Gebäude gibt es schon positiv stimmende Zukunftspläne.
- Hier soll eine neue Kita für den Stadtteil entstehen, nachdem die Pläne für einen Kita-Neubau geplatzt waren.
Die Pläne für einen Kita-Neubau in Witten-Durchholz sind geplatzt. Das teilte Heiko Müller vom Jugendamt Witten in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Januar mit. Doch hinter der vermeintlich schlechten Nachricht verbirgt sich eine gute. Denn statt des Neubaus soll nun ein Bestandsgebäude im Ortsteil zur Kita umgebaut werden – und wird doppelt so vielen Kindern einen Betreuungsplatz anbieten können als der aktuelle Kindergarten.
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2018 schlug das Landesjugendamt Alarm. Die Kita Durchholz genügte nach den Standards des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) nicht mehr den räumlichen Anforderungen und sollte Betreuungsplätze abbauen. Gleichzeitig gab es damals wie heute einen hohen Bedarf an weiteren Plätzen für kleine Kinder. Schnell war klar: Die vor über 40 Jahren errichtete Kita soll nicht erweitert, sondern ersetzt werden.
Investor für Kita-Neubau ist im September abgesprungen
Der bislang interessierte Investor ist im September 2023 abgesprungen, weil er das Neubau-Projekt aufgrund der gestiegenen Baukosten nicht mehr finanzieren konnte. Doch die Stadt hat bereits einen neuen Geldgeber gefunden. Dieser will nun ein Bestandsgebäude in Durchholz umbauen, und zwar die Schöpfungskirche der evangelischen Gemeinde Herbede. Dass diese auf kurz oder lang entweiht und verkauft werden müsse, hatte Pfarrerin Ute Wendel bereits im Juli 23 im Gespräch mit unserer Redaktion angekündigt.
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Und nun könnte alles ganz schnell gehen. Bis Ende 2024 will der Investor mit dem Umbau der Kirche und des angrenzenden Pfarrhauses fertig sein. „Das ist ambitioniert und optimistisch, aber nicht unrealistisch“, sagt dazu Heiko Müller von der Stadt. Man hätte dann die Option, auch mitten im Kitajahr zu starten. Was ihn ebenso freut: Statt eines Neubaus mit fünf Gruppen plant der Investor mit sechs Gruppen. Darin könnten laut Müller dann 110 bis 120 Kinder ab einem Jahr betreut werden. Aktuell bietet die Kita Durchholz in drei Gruppen 56 Plätze an. „Der Bedarf ist ja da.“
Landesjugendamt steht Kirchenumbau positiv gegenüber
Vor Weihnachten habe man die Pläne ans Landesjugendamt geschickt. „Und von dort kam ein ganz klares Ja“, sagt der 58-Jährige. Müller: „Man hat uns ermutigt, diesen Weg weiterzugehen.“ Es seien noch Nachjustierungen nötig, aber diese seien alle machbar. Deshalb sei man im Jugendamt sehr guter Dinge, dass die Durchholzer nun in absehbarer Zeit eine neue Kita bekommen könnten.
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Noch ist zwar nicht alles in trockenen Tüchern. Denn der Notartermin steht noch aus. Aber auch in der evangelischen. Kirchgemeinde Herbede geht man davon aus, dass aus der Schöpfungskirche an der Durchholzer Straße 108 eine Kita wird. Und zwar nicht einmal 200 Meter vom Standort der alten Tagesstätte entfernt.
„Das ist natürlich ein Abschied vom Gebäude und der Gemeindenutzung. Viele Erinnerungen und Erlebnisse hängen daran“, sagt Pfarrerin Wendel. Die Kirche sei lange Zeit ein Zuhause für viele Gemeindeglieder gewesen, wo sie getauft und konfirmiert wurden, wo sie geheiratet haben und dann vielleicht ihre eigenen Kinder getauft haben, so die 59-Jährige.
Gemeinde verkauft auch die Kirche in Buchholz
Doch die Gemeinden schrumpfen seit Jahren, mit rückläufigen Mitgliederzahlen wird auch der finanzielle Spielraum enger. Jede Kirchengemeinde müsse sich fragen, wie viele und welche Gebäude sie noch unterhalten könne, so Wendel. Schweren Herzens habe sich das Presbyterium entschieden, den Standort Durchholz aufzugeben. Auch die als „Kulturkirche“ bekannte Kirche in Buchholz wird verkauft.
Es sei klasse, dass die Schöpfungskirche nicht abgerissen werde, sondern eine sinnvolle soziale Nutzung erhalte, sagt die Geistliche. Verkauft wird übrigens nur das Gebäude, das Grundstück wird in Erbpacht vergeben. Ute Wendel hofft, dass in Zukunft nach Betriebsschluss weiterhin ein Raum für kleine Gemeindegruppen genutzt werden kann.
3263 Kita-Plätze
Für das im August beginnende Kita-Jahr werden in Witten voraussichtlich 709 U3-Plätze und 2554 Ü3-Plätze zur Verfügung stehen, also insgesamt 3263. Das wären 39 Plätze mehr als 23/24. Die Zahl könne sich aber durch Überbelegungen oder Gruppenverkleinerungen auch noch verändern, so Heiko Müller, beim Jugendamt zuständig für Kitas und OGS.
Das Vergabeverfahren für die Plätze ist Mitte Januar angelaufen. Es wird sich voraussichtlich bis Ende März ziehen. Erst dann wissen Eltern sicher, ob sie für ihr Kind einen Platz in einer ihrer Wunsch-Kitas erhalten werden. Im Anschluss versucht das Jugendamt noch nachzusteuern, um weitere Kinder unterzubringen.
Zuletzt ist an der Breite Straße eine neue Kindertagesstätte eröffnet worden. In der „Traumwerkstatt“ des Trägers Stepke werden seit August 23 insgesamt 75 Mädchen und Jungen betreut. Eine Neueröffnung gab es davor im Kitajahr 2021/22. Damals öffnete die Kita am Rheinischen Esel ihre Türen. Für sie war die Eisdiele San Remo in Annen umgebaut worden, Träger ist der Ev. Kindergartenverbund Hattingen-Witten.
>>> Dieser Artikel wurde erstmals am 26.1.24 veröffentlicht. Wir haben ihn aus aktuellem Anlass aktualisiert.
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