Witten. Auch das neue Kita-Jahr startet in Witten für viele Familien unbefriedigend. Allein 50 Plätze fehlen, weil ein Umbau lange auf sich warten lässt.
Das neue Kindergartenjahr, das jetzt zum 1. August startet, beginnt nicht für alle Familien gut. Weiterhin fehlen rund 500 Plätze in Wittener Kitas. Die Hälfte der unversorgten Kinder ist über drei Jahre alt, die andere Hälfte jünger. Bei über 50 Kindern bestehe noch ein dringlicher Bedarf, so Heiko Müller vom Jugendamt. „Da können wir nichts schönreden.“
Noch vor drei Monaten war Müller etwas optimistischer. „Das Anmeldeverfahren läuft gerade. Da ist noch viel Bewegung drin“, hatte er damals gesagt. Doch bewegt hat sich seitdem tatsächlich nicht allzu viel – außer dass die dringlichen Bedarfe von 68 auf 53 reduziert werden konnten. Wer weiterhin dringend einen Platz für den Nachwuchs benötigt, den verweist Heiko Müller an die Kindertagespflege. Dort gebe es noch ein paar freie Plätze – die sich jedoch eher für jüngere Kinder eignen. „Und es muss örtlich passen.“
Stadt Witten: Nur wenige klagen Recht auf Kita-Platz ein
Eltern, die aufgrund notwendiger Berufstätigkeit wirklich in der Bredouille sind, könnten nun klagen. Schließlich besteht das Recht auf einen Kindergartenplatz. Doch auch eine Klage rüttle nicht an der Tatsache, dass die Stadt einfach keine weiteren Plätze zur Verfügung hat. Müller: „Es würde dann eher auf einen Schadensersatzprozess hinauslaufen.“ Davon führe man jedoch nicht mehr als eine Handvoll pro Jahr.
3224 Plätze stehen in Wittener Kitas derzeit zur Verfügung. Einzelne davon könnten noch freiwerden – wenn Familien umziehen oder die Eingewöhnung nicht klappt. Müller macht da jedoch keine allzu großen Hoffnungen. Lediglich eine Kita eröffnet zum aktuellen Kindergartenjahr neu: Vier Gruppen mit 75 Kindern wird es in der Traumwerkstatt des Berliner Trägers Stepke an der Breite Straße geben. Am 14. August geht es offiziell los. „Das Personal ist schon da und macht gerade alles schön“, so Müller.
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Vergeblich wartet die Stadt dagegen noch auf die Eröffnung der lange geplanten evangelischen Kita Fröbelhaus im ehemaligen Saunagarten an der Pferdebachstraße. Diese war eigentlich schon für 2020 geplant. Zunächst verzögerte ein Brand den Umzug, der dann im Juli 2021 stattfinden sollte. Doch Eltern mussten weiter um Plätze für ihre Kinder bangen.
Von Komplikationen beim Umbau und Lieferengpässen war die Rede. Aber auch von einem Fehler im Vertrag mit dem Wittener Architekten. Diesem soll in dem Schriftstück wohl keine Frist gesetzt worden sein, wann die Kita fertig sein soll. Die Kinder fanden bis Juli 2022 Unterschlupf im Ausweichquartier Overbergschule. Danach wurden sie auf die Kitas Matthias-Claudius-Haus und Oberlinhaus verteilt, die ebenso wie das Fröbelhaus zum Familienzentrum der Ev. Stiftung Diakoniewerk Ruhr gehören.
Kita Fröbelhaus hat neuen Investor
Inzwischen gebe es einen neuen Investor, versichern Heiko Müller und die Leiterin des Familienzentrums Christiane Ruhl-Teichert übereinstimmend. Wer es sei, wolle man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Einzelne Finanzierungsfragen müssten noch geklärt werden. „Wir sind guter Dinge, dass es vorangeht“, so der Mitarbeiter des Jugendamtes, der auf eine Eröffnung am 1. August 2024 hofft. Dennoch habe man aufgrund der Verzögerungen bislang mit 50 Plätzen weniger kalkulieren müssen.
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Die halbwegs gute Nachricht in Sachen Kitas: Die Situation beim Personal sei „auskömmlich“, wie es Müller vorsichtig formuliert. Würden Erzieherinnen schwanger oder dauerhaft erkranken, gerate man jedoch erneut unter Druck. Das neue Kita-Jahr, es startet also „gleichbleibend unbefriedigend“.