Witten. Schock für das Wittener „Bündnis für Buchholz“: Die Gemeinde will die ehemalige Kirche verkaufen. Was wird nun aus dem kulturellen Leben im Dorf?

Die Kulturkirche steht vor dem Aus: Das „Bündnis für Buchholz“ hat von der evangelischen Kirchengemeinde Herbede in der letzten Woche die Kündigung bekommen. Ende des Jahres soll Schluss sein. Ein Schock für die rührigen Vereinsmitglieder.

Seit acht Jahren sorgt das „Bündnis für Buchholz“ für viel Leben in der entwidmeten evangelischen Kirche im Dorf, organisiert regelmäßig Veranstaltungen dort. „Mit Riesenerfolg“, wie der Vereinsvorsitzende Peter Niemann betont. Der zwischen dem Verein und der Herbeder Gemeinde geschlossene Kooperationsvertrag war vor drei Jahren bis Ende 2023 verlängert worden. „Aber wir hatten immer gehofft, dass es auch danach noch weitergehen wird“, so Niemann.

Wittener Gemeinde ist auf Einnahmen aus der Erbpacht angewiesen

Diese Hoffnung ist nun gestorben. Wie der Kirchenkreis auf Nachfrage mitteilt, soll das Kirchengebäude vermarktet, sprich verkauft werden. Das Grundstück bleibe aber im Besitz der Gemeinde, denn sie sei auf die Einnahmen aus der Erbpacht angewiesen. Was mit dem Gebäude geschieht, ist noch unklar. Ein möglicher Investor könne die Kirche für einen anderweitigen Neubau abreißen oder erhalten, heißt es.

Auch zahllose Konzerte zum Teil mit großen Ensembles hat das „Bündnis für Buchholz“ in den letzten acht Jahren in der Kirche organisiert.
Auch zahllose Konzerte zum Teil mit großen Ensembles hat das „Bündnis für Buchholz“ in den letzten acht Jahren in der Kirche organisiert. © Bündnis für Buchholz

Bis der gefunden ist, bietet die evangelische Gemeinde dem Verein einen Anschlussvertrag an, der alle drei Monate kurzfristig kündbar wäre. Doch das kommt für den Verein nicht in Frage. „Damit hätten wir überhaupt keine Planungssicherheit mehr“, erklärt Niemann. Künstler und Chöre könnten unter diesen Bedingungen nicht mehr verpflichtet werden, das Bündnis sei damit am Ende. „So wird das kulturelle Leben in Buchholz kaputtgemacht“, fürchtet der 85-Jährige.

Drei Chöre haben keine Probenräume mehr

Nicht nur die regelmäßigen Veranstaltungen von Gesprächsabend oder Bücherbasar bis zu den Konzerten, die oft von beinahe 100 Menschen besucht würden, bleiben dabei auf der Strecke. Auch die drei Chöre, die in der Kirche proben – MGV Deutsche Eiche, Damenchor Hammertal und die Gospelsänger von „Sing Halleluja!“ – , haben künftig keine Bleibe mehr. Niemann: „Außerdem wird es für die Buchholzer keinen Raum mehr geben, in dem man sich treffen kann.“

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Das Angebot der Gemeinde, das Gemeindehaus an der Meesmannstraße für Veranstaltungen zu nutzen, lehnt das Bündnis kategorisch ab. „Was sollen wir in Herbede?“ fragt Niemann. Der Verein sei vor acht Jahren schließlich angetreten, um etwas für Buchholz zu tun und sich zugleich für den Erhalt der Kirche einzusetzen. „Wir haben in kirchlichem Sinne weitergearbeitet“, betont der Vorsitzende. Die Verärgerung und Enttäuschung seien nun entsprechend riesengroß.

„Bündnis für Buchholz“ hat Kosten für Instandhaltung getragen

Immerhin 15.000 Euro habe das Bündnis jährlich aufgebracht, um sämtliche Kosten für die Instandhaltung des Gebäudes zu decken, habe Reparaturen übernommen und sogar Rücklagen gebildet. „Die Kirche zahlt keinen Pfennig“, so Niemann, der zugleich betont, dass die Herbeder Gemeinde keine Schuld an der Misere trage. „Die Landeskirche zwingt die Gemeinden, die Häuser zu Geld zu machen und alles Leben darin aufzugeben.“

Die Kirche ist zwar seit 2015 entwidmet, hat ihren sakralen Charakter aber behalten. Sie dient seither als Sozialtreffpunkt und Heimstatt für mehrere. Auch Trauerfeiern finden bislang hier statt.
Die Kirche ist zwar seit 2015 entwidmet, hat ihren sakralen Charakter aber behalten. Sie dient seither als Sozialtreffpunkt und Heimstatt für mehrere. Auch Trauerfeiern finden bislang hier statt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Sorge um die Zukunft von Buchholz hat auch die Politik bereits erreicht. SPD und Grüne haben gemeinsam eine Anfrage an Bürgermeister Lars König gestellt, in der sie wissen wollen, wie es im Dorf weitergehen soll. Die Lebensqualität und der soziale Zusammenhalt im Ortsteil seien in Gefahr, heißt es darin.

Fraktionen von SPD und Grünen stellen Anfrage an den Bürgermeister

Die Fraktionen wollen von der Stadt wissen, welche alternativen Versammlungsräume es für das kulturelle Leben in Buchholz geben könnte. Das alte Gerätehaus vielleicht, wenn die Freiwilligen Feuerwehren von Buchholz und Herbede zusammengelegt sind? Die alte Kita, wenn ein Standort für die neue gefunden worden ist? Oder gar eine neugebaute Begegnungsstätte? All das würde lange dauern. Übergangsweise, so schlagen die Politiker vor, sollten die Vereine bis dahin das Gebäude der Buchholzer Grundschule mitnutzen können.

Keine Trauerfeiern mehr

Auch Trauerfeiern werden in Buchholz künftig wohl nicht mehr möglich sein. Bislang konnte das Gebäude der evangelischen Kirche noch dafür genutzt werden. Der Weg zum Kommunalfriedhof Buchholz war kurz und zu Fuß zu bewältigen.

Auch für dieses Problem möchten die Fraktionen von SPD und Grünen eine Lösung vom Bürgermeister erfahren.

Keine Option wäre hingegen, in die katholische Kirche zu wechseln. Dort soll zwar nach Entwidmung und Umbau, die nun ebenfalls anstehen, der Gemeindesaal erhalten bleiben. „Aber dort gibt es sehr aktive Pfadfinder“, erklärt SPD-Ratsmitglied Martin Kuhn, der auch im „Bündnis für Buchholz“ aktiv ist. Im Belegungsplan ließen sich höchstens in den Vormittagsstunden noch Lücken finden.

Die Kirche soll verkauft werden, das Grundstück will die Gemeinde verpachten.
Die Kirche soll verkauft werden, das Grundstück will die Gemeinde verpachten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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Außerdem, so betont auch Peter Niemann, hätte das Bündnis dann sein Ziel verfehlt. „Wir sind ja angetreten, um die evangelische Kirche in Buchholz zu erhalten.“ Die Ideen der Mitglieder seien „wirklich unerschöpflich“. Gerade erst sei ein neuer „Gartenstammtisch“ ins Leben gerufen worden. Ob der sich noch oft treffen wird? Fraglich. Doch das Bündnis will sich noch nicht endgültig geschlagen geben. Peter Niemann bleibt dabei: „Die Kirche muss im Dorf bleiben!“